Einkaufszettel (2): Geld ausgeben statt Geld anlegen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Noch ein paar Tipps - diesmal allerdings zum Geld ausgeben, nicht zum Geld Anlegen. Achtung, Volkswirtschaft: Es ist nicht nur für Euch selbst, sondern für die ganze Nation nützlicher, wenn Ihr Eure Kohle unter die Geschäftsleute bringt, als dauernd große Beträge auf Bankkonten zu bunkern. Denn für die müde steigende Konjunktur ist der Konsum eine gaaanz wichtige Stütze - bei den Amis wie bei uns. Ihr könnt dabei aber cool bleiben, müsst beim Shopping keine Hektik aufkommen lassen, denn bisher droht kein Kaufkraftverlust. Gestern wurde offiziell das bestätigt, was wir schon seit ein paar Tagen wussten: Es gibt keine Inflation. Die Preise in Deutschland steigen erstmals seit Monaten nicht mehr. Vor allem wegen des deutlich billigeren Öls stagnierten sie im September, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 0,0 Prozent. Damit fällt die Inflationsrate so niedrig aus wie seit Januar nicht mehr.

Hey, den meisten Bürgern wird es bekloppt vorkommen, wenn stabiler Geldwert den Experten Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Jeder erinnert sich doch an die wiederkehrenden Inflationsängste. Ganze Bücher werden darüber geschrieben. Ich hab schon mehrfach darauf hingewiesen: Inzwischen wird das Gegenteil ausgelotet, versucht man die Gefahren einer Deflation zu erkennen (Japan lässt grüßen!). Mario Draghi und seine EZB-Mannen versuchen vergeblich die Inflationsmarke von 2 Prozent zu erreichen, indem sie atemberaubende Geldmengen in den Finanzkreislauf pumpen. Nur hat das bisher nicht den gewünschten Erfolg.

Ich kann echt gut nachvollziehen, wenn viele Anleger den Börsen trotz des Aufatmens zum Beginn des hoffnungsvollen vierten Quartals noch misstrauen. Die Nachrichtenlage aus aller Welt ist einfach zu undurchsichtig. Und das fast jeden Tag. Beispiel gestern. Fast zeitgleich erreichen mich zwei interessante Berichte zur Lage und den Erwartungen bei uns in Deutschland. Da schreibt der Chefvolkswirt eines angesehenen französischen Hauses in einer Analyse zusammenfassend: Die Abschwächung des Welthandels, der VW-Skandal, die Flüchtlingswelle, aber auch die weiter steigenden Einkommen stellen Herausforderungen für die deutsche Volkswirtschaft dar. Denn das Erfolgsmodell der vergangenen Jahre gründete auf einer wettbewerbsfähigen Exportwirtschaft, hochwertigen Industrieprodukten, einer Lohnzurückhaltung und dem Streben nach ausgeglichenen Haushalten. Dennoch geht der Ökonom davon aus, dass Deutschland diese Schocks - allen voran die Abschwächung des Welthandels - gut wegstecken und auch in den kommenden Jahren zu den solidesten Ökonomien in Europa gehören wird.

Fast zeitgleich der monatliche Bericht des Forschungsinstituts ZEW mit seinem Index der Konjunkturerwarten. Der geht weiter abwärts, fällt gegenüber dem Vormonat um 10,2 Punkte auf einen Stand von 1,9 Punkten (langfristiger Mittelwert: 24,8 Punkte). Begründung: Der Abgasskandal bei Volkswagen und die Wachstumsschwäche der Schwellenländer dämpfen die Konjunkturaussichten für Deutschland. Aufgrund der nach wie vor guten wirtschaftlichen Ausgangslage im Inland und der voranschreitenden konjunkturellen Erholung der Eurozone gilt ein Abrutschen Deutschlands in die Rezession allerdings als „wenig wahrscheinlich“. Wenn man sich aber die Kurve dieses Indikators anschaut, der auf einer Umfrage unter den Finanzexperten beruht, dann zeigt die doch bedrohlich nach unten.

Mir schmeckt der gemischte Unsicherheitssalat überhaupt nicht (da bin ich gewiss nicht der einzige). Trotzdem würde ich langfristig weiter in Aktien investieren. Wer da mehr Bammel hat - wie gesagt, den kann ich gut verstehen -, der sollte wirklich den Konsum weiter ankurbeln: Klamotten, Elektronik, Reisen - und Autos. Wie wär’s mit einem neuen VW?

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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