onvista Börsenfuchs: Anleger, wie würdet Ihr entscheiden?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Spätestens seit dieser Woche ist endgültig klar, dass nix klar ist. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Achtung, jetzt die spektakuläre Schlussfolgerung: Die Aktienkurse werden weiter schwanken und einen neuen Trend suchen (= Volatilität). Ganz im Ernst, Ihr könnt nehmen was Ihr wollt. Es gibt zu allem voll unterschiedliche Meinungen und Prognosen der Experten. Pandemie, Energiepreise, Inflation, Ami-Schulden, Chinas-Immobilienprobleme etc. etc. - keiner der Börsenfaktoren hat sich in die eine oder andere Richtung stabilisiert. Oweia, wenn noch ein kalter Winter dazukommt! Dann droht’s frostig auch mit der Kohle Geld zu werden.

Kein Wunder also, dass sich die Anleger so und so verhalten. Berichtete Joachim Goldberg am Mitttwochabend in seiner wöchentlichen Stimmungsanalyse von der Börse Frankfurt: Während der Dax verliert, bewegen sich die beiden Anlegergruppen in verschiedene Richtungen. Etliche professionelle Investoren sind von der Seitenlinie auf die Short-Position gewechselt. Er vermutet, dass diesen Akteuren die Preise für deutsche Bluechips im Verlauf noch nicht günstig genug schienen, um einzusteigen. Anders die Privaten, von denen noch einige long gegangen sind. Hier sieht der Verhaltensökonom die Akteure gefangen in ihren Verlustpositionen. Sprich: Die vielen Optimisten können nur mit Verlusten aussteigen, die sie vermeiden wollen. In Summe sieht Goldberg kaum Stütze an der Unterseite. Außerdem deutet der fallenden Euro auf Kapitalabflüsse ins Ausland hin.

Beeindruckt hat mich auch der neue Lagebericht von Federated Hermes, einem  globalen Investmentgigant. Ich zitiere aus dem Fazit und setzte ein Plus, Minus oder Fragezeichen in Klammern dahinter, die auf die Schwierigkeiten bei der Beurteilung für den Aktienmarkt hinweisen sollen: Die September-Daten der weltweiten Einkaufsmanagerindizes sorgten für eine gewisse Beruhigung in Bezug auf die Tragfähigkeit der Erholung, denn sie verzeichneten nach einem starken Einbruch im Juni/August einen leichten Anstieg (?). Die Verbesserungen konzentrierten sich auf den Dienstleistungssektor - was darauf hindeutet, dass die Dynamik der Wiedereröffnungen wahrscheinlich wieder zugenommen hat, da die Welle der Delta-Variante weitgehend eingedämmt wurde (Plus). Im verarbeitenden Gewerbe gab es Anzeichen für eine Stabilisierung, wenngleich die Angebotsengpässe weiterhin zu spüren waren (?). Die künftige Entwicklung der Angebotsengpässe wird gleichermaßen entscheidend sein für die weitere Entwicklung der Erholung sowie der Inflation (?). In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Pandemie auf ein endemisches Gleichgewicht zubewegt, sollte sich die Nachfrage stabilisieren und die Angebotsbeschränkungen nachlassen (Plus). Der Aufschwung dürfte sich daher im nächsten Jahr langsamer und weniger volatil als 2021 fortsetzen - und die Inflation dürfte nach dem Winter allmählich zurückgehen (Plus). Dieses Basisszenario ist jedoch mit erheblichen Risiken behaftet (?). Langwierige Angebotsengpässe und eine erhöhte Inflation in den Wintermonaten könnten den Aufschwung zum Erliegen bringen und den Weg zu Stagflationsszenarien ebnen (Minus). Es ist auch möglich, dass die Inflationsdynamik auf die Erwartungen und den Arbeitsmarkt übergreift und sich somit verfestigt, was eine straffere Geldpolitik erforderlich machen würde (Minus). Darüber hinaus: Politische Risiken (z. B. der chinesische Umgang mit der Krise im Immobiliensektor, das US-Infrastrukturgesetz) stellen eine erhebliche Unsicherheit dar und trüben die Aussichten (starkes Minus).

Logisch, dass man auch anders urteilen kann. Mir ist beim Schreiben die Gerichtsshow mit dem Titel „Wie würden Sie entscheiden?“ eingefallen, die von 1974 bis 2000 im ZDF lief. Entscheidet selbst, meine Freunde, was Ihr momentan von der Börse und ihrem Umfeld haltet!

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