onvista Börsenfuchs: Spekulieren und Anlegen im Portfolio trennen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! In Gesprächen mit noch nicht so erfahrenen Privatanlegern spielt garantiert die Frage nach den Anlageklassen eine zentrale Rolle. Warum auch nicht. Bleiben Aktien attraktiver als Anleihen, warum ist die Entwicklung der Goldpreise trotz Inflation so glanzlos? Usw., usw. Kurz und knapp gibt’s dazu kaum befriedigende Antworten. Professionelle Experten verfassen seitenlange Analysen, wenn es um die Korrelation zwischen A und B geht. Auch unabhängig von aktuellen Einschätzungen und Prognosen empfehle ich grundsätzlich, stets die eher kurz- bis mittelfristigen Spekulationen (mit erhöhtem Risiko) von langfristigem Investment zu trennen. Das heißt, nicht alle Geldanlagen in einem gemeinsamen Depot führen und dann auch beim Rein und Raus unterschiedlich entscheiden.

Beispiele für kontroverse Beurteilungen liefern kryptische Währungen und Rohstoffe einschließlich der Edelmetalle. Der Bitcoin steht seit einigen Tagen wieder im Fokus. Auslöser sind Hoffnungen, dass sich Kryptowährungen dauerhaft als Asset-Klasse etablieren werden, sowie steigende Inflationserwartungen. Die weltweit bedeutendste Kryptowährung ist dynamisch in das neue Quartal gestartet. Ausgehend von Niveaus um 41.000 Dollar kletterte der Kurs kürzlich zeitweise auf knapp 58.000 Dollar. Dies entspricht nicht nur dem höchsten Stand seit Mitte Mai. Zugleich ist das Allzeithoch vom April dieses Jahres bei rund 65.000 Dollar - zumindest für Bitcoin-Verhältnisse - nicht mehr allzu weit entfernt. Hey, dabei dominierte noch vor wenigen Wochen noch Skepsis die vorherrschende Meinung zu Kryptowährungen. Das weitreichende Verbot in China, der holprige Start von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador und Spekulationen über eine strengere Regulierung in den USA belasteten das Sentiment.

Mittlerweile hat sich das Bild gedreht, wie das Research der DZ Bank in einer aktuellen Analyse schreibt. In Ami-Land haben Notenbankchef Powell und der SEC-Vorsitzende Gensler klargestellt, dass sie dem Beispiel Chinas nicht folgen werden. Ein Verbot sei nicht geplant. Dies hat Hoffnungen aufkeimen lassen, dass sich Kryptowährungen dauerhaft als eigene Vermögensklasse an den Finanzmärkten etablieren können.

In Phasen hoher Inflationsraten stellt sich für Anleger die Frage, in welcher Größenordnung Rohstoffe in Portfolios berücksichtigt werden sollten. Die Deutsche Bank liefert konkrete Beispiele: In der Dekade des Ölpreisschocks zwischen Anfang 1970 und Ende 1979 hätten Anleger zu realen Preisen - also unter Berücksichtigung der Inflation - Gewinne in der Größenordnung von rund 20 Prozent pro Jahr mit Gold und Öl erzielen können. Mit US-Aktien und US-Staatsanleihen wären zeitgleich Verluste in Höhe von 1,5 Prozent beziehungsweise von 1,2 Prozent pro Jahr zu verzeichnen gewesen. Betrachtet man die realen Erträge jedoch von Anfang Oktober 2021 aus rückblickend für 10, 25, 50 und 100 Jahre, haben Anleger, die in US-Aktien investiert hatten, in jedem dieser Zeiträume mindestens 6,5 Prozent Rendite erzielt. Auch für zehnjährige US-Staatsanleihen, US-Immobilien und Kupfer stehen für alle vier Zeiträume geringe reale Gewinne zu Buch, während Gold im Zehnjahreszeitraum marginal verloren hat. Die meisten anderen Rohstoffe zeigen aber eine schwache Wertentwicklung über lange Zeiträume hinweg. Der 19 Rohstoffe umfassende CRB-Index (Commodity Research Bureau) hätte über alle vier Zeiträume hinweg reale Verluste generiert.

Resümiert die Deutsche Bank: Historisch betrachtet gibt es somit keine Alternative zu Aktieninvestments (ja, vor allem langfristig), wobei Gold immerhin seinem Ruf als „Versicherung“ gegen Rückschläge an anderen Märkten oft gerecht wurde. Ich möchte ergänzen, dass viele Rohstoffe zumindest als kurzfristige Spekulationen taugen, wenn besondere Entwicklungen für Verknappung des Angebots sorgen. Dazu gibt es eine Palette von nicht-börsennotierten Rohstoffen, die wegen wachsender Nachfrage durch neue Technologien eher als langfristige Anlage sinnvoll sind - Beispiele sind Strategische Metalle und Seltene Erden.

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