onvista-Börsenfuchs: Über die Aktienanlage richtig aufklären!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Die „Anlagekultur“ ist immer wieder Gegenstand von Umfragen und Studien. In der Vergangenheit kam meist nix Positives heraus. Das hat sich inzwischen geändert. Immer mehr Bundesbürger entwickeln sich von „Falschsparern“ (Geld auf Sparbuch und Bankkonten) zu langfristigen Anlegern mit den Schwerpunkten auf Sachwerte (Aktien, Immobilien, Gold). Wenn sich ein Kapitalanlage-Profi dennoch kritisch mit der Aufklärung und dem Basiswissen der deutschen Sparer auseinandersetzt, kommt das nicht von ungefähr.

Als jemand, der seit Jahrzehnten Wissen vermittelt und dabei immer wieder die herausragende Qualität der Investments in Aktien beschreibt, interessiert mich naturgemäß die soeben vorgelegte Betrachtung „Aktienkultur in Deutschland: So bitte nicht!“ von Edgar Walk, Chefvolkswirt der Metzler Asset Management. Sein Anknüpfungspunkt: Immer wieder zeigt sich, dass Anleger vom Aktienmarkt keine Wunder und vor allem keinen schnellen Reichtum erwarten dürfen. Diesen durch reißerische Schlagzeilen verzerrten Eindruck müssen nicht zuletzt auch die Medien korrigieren. Sparer sollten bei Investitionen in den Aktienmarkt diese zehn Punkte kennen:

· Aktien eignen sich am besten für die langfristige Anlage, da sie starken Kursschwankungen unterliegen. So kann es im schlimmsten Fall zehn Jahre oder sogar länger dauern, bis Verluste bei einem sehr ungünstigen Investitionszeitpunkt wieder aufgeholt werden.

· Auch unterliegen Einzelaktien großen unternehmensspezifischen Risiken, die umso größer werden, je kleiner bzw. jünger das Unternehmen ist. Studien zeigen, dass erst bei einem Portfolio von mehr als 30 Aktien die unternehmensspezifischen Risiken sinnvoll diversifiziert sind, sodass sie keine große Rolle mehr im Portfolio spielen.

· Eine konservative Schätzung geht von mittelfristigen Erträgen bei Investitionen in europäische Aktien von durchschnittlich 8 % pro Jahr aus - die jeweils etwa zur Hälfte auf Kursgewinne und Dividendenrenditen zurückzuführen sind.

· Aktien bieten einen deutlich höheren langfristig zu erwartenden Ertrag als andere Anlageformen.

· Es gibt immer wieder Jahre mit Wertverlusten: Eine angenommene Volatilität von 15 % pro Jahr bedeutet auch, dass Aktien in den meisten Jahren Erträge zwischen -7 % und +23 % abwerfen.

· Aktien neigen zu crashartigen Kursverlusten.

· Ein Crash lässt sich nicht von einer großen Mehrheit der Anleger vorhersehen - weil diese Anleger dann nämlich schon ihre Aktienbestände verkauft hätten. Ein Crash kommt also meistens völlig überraschend. Risikomanagement kann jedoch die Folgen mildern.

· Langfristig bestimmt das Gewinnwachstum der Unternehmen die Kursentwicklung. Sie hat also nichts mit Zockerei zu tun, sondern ist 100%ig fundamental getrieben.

· Kurzfristig können jedoch Gewinnwachstum und Kursentwicklung voneinander abweichen - aufgrund einer optimistischen oder pessimistischen Stimmungslage der Anleger.

· Portfoliomanager können langfristig einen Mehrertrag gegenüber dem Aktienmarkt erzielen, indem sie mithilfe einer tiefgehenden Fundamentalanalyse die Gewinnperspektiven der einzelnen Unternehmen beurteilen.

Diese Liste sagt eine Menge. Ich will bei dieser Gelegenheit nur einen Aspekt hinzufügen, der für den fortgeschrittenen Privatanleger gilt: Toleranz. Denn je mehr man weiß und je mehr Erfahrung man besitzt, umso größer wird die Bandbreite für Strategie und Taktik. Die Palette der Anlagemöglichkeiten wächst (zum Beispiel durch kurzfristiges Trading), unterschiedliche Instrumente kommen in Frage, Spekulieren und Zocken begleiten die klassische langfristige Aktienanlage. Das funktioniert, meine Freunde, aber nur mit (Selbst-)Disziplin!

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