Markt-Update: Europas Börsen stürzen weiter ab – Sorge vor Nuklearkatastrophe – Merck nehmen Fahrt auf, Lufthansa und Co. unter Druck

onvista · Uhr

Mit dem Angriff auf ein ukrainisches Atomkraftwerk hat sich die Lage an den Aktienmärkten noch einmal zugespitzt. Die europäischen Indizes stürzen immer heftiger ab – mit dem Fall unter wichtige technische Unterstützungslinien weitet der Dax seine Verluste bis zum Mittag weiter aus und stand zuletzt mit 3,39 Prozent im Minus bei 13.233 Zählern. Ein Feuer auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja schürt die Sorgen der Anleger noch weiter.

Der MDax der mittelgroßen Werte fiel um 3,45 Prozent auf 29 286,96 Punkte – der Index ist mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit Ende 2020 angekommen. Auch auf europäischer Bühne setzte sich der Abwärtsdruck fort, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zuletzt 3,80 Prozent auf 3599,57 Punkte.

Angst vor nuklearer Katastrophe

„Je länger dieser Krieg dauert, dürften auch die Tage und Wochen mit Minuszeichen an der Frankfurter Börse noch anhalten“, schrieb Jochen Stanzl von CMC Markets. Auch wenn der Brand auf dem Gelände des größten europäischen Atomkraftwerks in der Ukraine inzwischen gelöscht und keine erhöhte Strahlenbelastung messbar sei, beschwöre der Vorfall bei Anlegern die Angst vor einer nuklearen Katastrophe. Die EU hatte zuletzt ihre Sanktion gegen Russland weiter verschärft, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kündigte am Rande eines Sondertreffens der Außenminister der Nato-Staaten in Brüssel weitere Strafmaßnahmen gegen Russland an.

Dax vom Rekordhoch gut ein Fünftel zurückgekommen

Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine in der vergangenen Woche lastet der Krieg schwer auf den Börsenkursen. Der Dax ist inzwischen zurück auf dem Stand vor mehr als einem Jahr. Vom im vergangenen November erreichten Rekordhoch bei rund 16.290 Punkten aus gesehen, hat das Börsenbarometer inzwischen rund ein Fünftel an Wert eingebüßt. Auf Wochensicht steuert der deutsche Leitindex aktuell auf ein Minus von rund 9 Prozent zu. Durch den Fall unter wichtige technische Unterstützungslinien beschleunigte sich die Abwärtsspirale zuletzt weiter. Damit rückt bereits als nächste Haltelinie die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Zählern in den Blick.

Gleichzeitig schüren die wegen des Konflikts rasant gestiegenen Energiepreise die Sorge vor einer Stagflation, schrieben die Experten der Privatbank Donner & Reuschel, weshalb aus ihrer Sicht die Notenbanken womöglich etwas weniger schnell ihre Zinsen anheben könnten. Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt für die nächste Sitzung am 16. März eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte angekündigt.

Lufthansa & Co stehen erneut unter Druck

Der Aktienkurs der Lufthansa hat auch am Freitag deutlich nachgegeben. Er sackte um 5,5 Prozent ab. Auf Wochensicht steht ein Verlust von rund 20 Prozent zu Buche. Auch eine gestrichene Verkaufsempfehlung der britischen Investmentbank HSBC konnte den Kurs nicht stützen. In London fielen IAG um 4,3 Prozent und Air France-KLM gaben in Paris um 2,9 Prozent nach.

Laut der Deutschen Bank sind die Öl- und Treibstoffkosten seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent nach oben geschnellt. Über etwa eine Dekade hinweg habe der Anteil der Treibstoffkosten der Airlines an den Gesamtkosten bei 20 bis 25 Prozent gelegen. Mit dem Krieg in der Ukraine könne dieser Anteil im laufenden Jahr auf ein Drittel steigen.

Merck KGaA nehmen Fahrt auf – Deutsche Bank lobt Ausblick

Nach den moderaten Gewinnen vom Vortag nach Quartalszahlen haben die Aktien der Merck KGaA am Freitag Fahrt aufgenommen. Mit einem Plus von 3,2 Prozent lagen sie hinter RWE auf Platz zwei in einem stark fallenden Dax . Die Merck-Papiere stiegen erstmals seit einem Monat wieder über die 21-Tage-Linie, die als Indikator für den kurzfristigen Trend gilt.

Lob für die Jahresprognosen des Chemie- und Pharmakonzerns gab es von der Deutschen Bank: „Der neue Ausblick auf 2022 sieht vielversprechend aus“, schrieb Analyst Falko Friedrichs. Die Zielvorgabe für den Umsatz liege um zwei Prozent über der Konsensprognose, die für den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) sogar um fünf Prozent. Die Schwäche der Pharmasparte im vierten Quartal dürfte sich zudem als vorübergehend erweisen.

Autobauer und Banken am Boden

Europaweit standen am letzten Handelstag der Woche insbesondere die Autobauer unter Druck. Zu den hohen Ölpreisen kommt die Sorge um womöglich neue Produktionsunterbrechungen. Im Dax reichten die Verluste von rund dreieinhalb Prozent für Mercedes-Benz bis mehr als sieben Prozent für Porsche. Am Index-Ende fanden sich wiederum im Einklang mit dem europaweit schwachen Sektor die Aktien der Deutschen Bank mit knapp acht Prozent Minus.

Zalando-Aktie ‚zu lange totes Geld‘ – Bryan Garnier

Das Investmenthaus Bryan Garnier hat Zalando gleich um zwei Investmentstufen von „Conviction Buy“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 107 auf 90 Euro gesenkt. Die Aktien dürften „auf zu lange Zeit totes Geld sein“, schrieb Analyst Clement Genelot in einer am Freitag vorliegenden Studie, selbst wenn die Papiere mittelfristig eine ansprechende Anlage darstellten. Die Prognosespannen des Online-Modehändlers seien „ungewöhnlich weit“ und spiegelten damit die schlechte Prognostizierbarkeit wider. Das beinhalte die Stimmung der Konsumenten, die Herausforderungen bei den Lieferketten und die Inflation in der Modebranche.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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