Markt-Update: EZB verringert Anleihekäufe schneller, Leitzins bleibt unangetastet – Öl-Preise klettern wieder, BMW mit herben Kursverlusten

onvista · Uhr

Die EZB hat heute neue Aussagen zur Geldpolitik gemacht und den Druck auf die Märkte verstärkt, nachdem die mit Hoffnung erwarteten Verhandlungen zwischen dem ukrainischen und dem russischen Außenminister am Morgen bereits ohne Ergebnisse verlaufen sind und für Enttäuschung gesorgt haben. Der Dax notiert zum frühen Nachmittag mit einem Minus von 3,4 Prozent bei 13.370 Zählern, der Eurostoxx geht derweil ebenfalls um 3,4 Prozent in die Knie.

EZB verringert Anleihekäufe schneller, Leitzins bleibt unangetastet

Die Währungshüter der Eurozone treten trotz neuer Risiken für die Konjunktur infolge des Ukraine-Krieges bei ihren Anleihenkäufen etwas auf die Bremse. Das Kaufvolumen des Programms APP wird nach einer vorübergehenden Aufstockung bereits Ende Juni wieder auf 20 Milliarden Euro reduziert und könnte im dritten Quartal 2022 ganz beendet werden. Mit dieser Entscheidung reagiert der EZB-Rat auf die anhaltend hohen Teuerungsraten.

Die monatlichen Anleihenkäufe im Rahmen des APP sollen im April auf 40 Milliarden Euro verdoppelt werden. Im Mai will die EZB 30 Milliarden Euro investieren, im Juni dann noch 20 Milliarden Euro.

Bereits im Dezember hatte die Notenbank mit Sitz in Frankfurt angekündigt, dass sie im Rahmen ihres in der Corona-Pandemie aufgelegten Anleihenkaufprogramms PEPP nur noch bis Ende März 2022 zusätzliche Wertpapiere kaufen wird. Gelder aus auslaufenden PEPP-Papieren will die EZB aber bis mindestens Ende 2024 neu angelegen, auch die Gelder aus auslaufenden APP-Papieren sollen für einen längeren Zeitraum neu investiert werden.

Das Volumen des seit März 2020 laufenden besonders flexiblen PEPP-Kaufprogramms hatten die Währungshüter von zunächst 750 Milliarden Euro zwei Mal auf letztlich 1,85 Billionen Euro erhöht. Anleihenkäufe der EZB helfen Staaten wie Unternehmen: Diese müssen für ihre Wertpapiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.

Bei den Zinsen ändert sich vorerst nichts: Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Banken Gelder bei der EZB, müssen sie dafür 0,5 Prozent Zinsen zahlen. Die Notenbank hat sich festgelegt, dass sie die Zinsen erst dann wieder anheben will, wenn sie kein frisches Geld mehr in den Erwerb von Wertpapieren von Staaten und Unternehmen steckt. Einige Volkswirte rechnen mit einem ersten Zinsschritt Ende dieses Jahres.

Allerdings haben sich die Aussichten für die Konjunktur eingetrübt. Russlands Krieg gegen die Ukraine trifft auch Europas Wirtschaft, die sich gerade von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, mit Wucht. Daher betonten Europas Währungshüter in den vergangenen Wochen ihre Möglichkeit, flexibel auf weitere Entwicklungen reagieren zu können. „Die EZB ist bereit, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Preisstabilität und Finanzstabilität im Euroraum zu gewährleisten“, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor zwei Wochen bekräftigt.

Ölpreise bauen frühe Gewinne aus – Gegenbewegung zu starken Vortagesverlusten

Die Ölpreise sind am Donnerstag kräftig gestiegen, nachdem sie am Vortag stark nachgegeben hatten. Bis zum Mittag bauten die Notierungen die Gewinne aus dem frühen Handel weiter aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent wurde zuletzt mit 116,87 US-Dollar gehandelt. Das waren 5,73 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 4,51 Dollar auf 113,21 Dollar.

Das mit Spannung erwartete erste Treffen der Außenminister von Russland und der Ukraine seit Kriegsbeginn in der Türkei hat am Vormittag keine wesentlichen Fortschritte gebracht. Das Gespräch konnte den Ölpreisen keine neue Richtung geben. Beide Seiten zeigten sich allerdings grundsätzlich bereit für weitere Gespräche.

In den vergangenen Tagen war es am Ölmarkt zu extremen Preisbewegungen gekommen. Am Montag hatten die Erdölpreise drastisch zugelegt und das höchste Niveau seit dem Jahr 2008 erreicht. Der Brent-Preis war bis auf gut 139 Dollar gestiegen, WTI-Rohöl hatte mehr als 130 Dollar gekostet. Am Mittwoch folgte ein scharfer Einbruch der Ölpreise, nachdem am Markt Hoffnungen auf eine vorsichtige Annäherung zwischen Russland und der Ukraine aufgekommen waren.

Am Ölmarkt bleibt der Krieg in der Ukraine das beherrschende Thema. Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank wies darauf hin, dass aus den Fördergebieten außerhalb Russlands mehr Öl auf den Markt kommen könnte. So würde eine denkbare Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran eine Aufhebung der US-Sanktionen gegen die iranischen Ölexporte erlauben. Außerdem erwägten die USA eine Lockerung der Ölsanktionen gegen Venezuela, sagte Fritsch.

BMW weiten Kursverluste nach Zahlenvorlage kräftig aus

Die BMW-Anleger haben die Jahreszahlen des Autokonzerns am Donnerstag mit Enttäuschung quittiert. Die Aktien der Münchener weiteten ihre zuvor schon deutlichen Kursverluste nach der Bekanntgabe der Kennziffern auf zuletzt 6,54 Prozent auf 71,22 Euro aus. Damit waren sie zweitschwächster Wert im Dax . Tags zuvor hatten die Papiere mit dem Gesamtmarkt noch eine Erholungsrally hingelegt.

BMW steigerte im vergangenen Jahr den Gewinn wie erwartet deutlich und will die Dividende kräftig erhöhen. Im Schlussquartal verfehlte die Profitabilität in der Autosparte allerdings die Erwartungen. Analysten hatten sich hier im Schnitt deutlich mehr ausgerechnet.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: design.gertect / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel