Mehrere interessenten für kriselnden IT-Konzern Atos

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Paris (Reuters) - Der angeschlagene IT-Konzern Atos kann für die geplante Sanierung zwischen mehreren Partnern wählen.

Vier Investoren-Gruppen hätten Angebote für eine Umschuldung und Kapitalspritzen vorgelegt, teilte die hoch verschuldete französische Firma am Montag mit. Eine Entscheidung solle bis Ende Mai gefällt werden. Die Sanierung werde die Eigentümer-Struktur voraussichtlich radikal verändern und die damit einhergehende Kapitalerhöhung den Anteil der bisherigen Aktionäre massiv verwässern. Atos-Titel stiegen zur Eröffnung in Paris dennoch um etwa zehn Prozent.

Die potenziellen Käufer seien ein Konsortium aus Atos' Hausbanken, der größte Atos-Aktionär OnePoint und der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky. Eine Offerte des US-Finanzinvestors Bain Capital habe die Führung des französischen Konzerns bereits verworfen. Parallel dazu verhandele man weiter mit der französischen Regierung über einen Verkauf strategisch wichtiger Geschäftsbereiche wie Cyber-Sicherheit und Supercomputer. Französische Zeitungen hatten am Wochenende bereits über die Übernahmeangebote der Investoren-Gruppen berichtet.

Darüber hinaus teilte Atos mit, sich Kredite im Volumen von 100 Millionen Euro gesichert zu haben. Die Verhandlungen über die Aufnahme weiterer Schulden in Höhe von 350 Millionen Euro kämen voran. Das Unternehmen benötigt nach eigenen Aussagen 1,1 Milliarden Euro, um den Geschäftsbetrieb 2024 und 2025 zu finanzieren.

SEIT JAHREN IN DER KRISE

Die frühere Vorzeigefirma, die zeitweise vom derzeitigen EU-Industriekommissar Thierry Breton geführt wurde, ist durch Akquisitionen stark gewachsen. Führungsquerelen und strategische Fehler haben den Konzern in Schieflage gebracht, so dass er sich zum Verkauf gestellt hat.

Atos beliefert unter anderem das Militär und die Geheimdienste Frankreichs sowie die Rüstungsindustrie und spielt eine wichtige Rolle beim Schutz vor Cyberangriffen. IT-Einrichtungen von Atos werden für die Simulation von Atomtests und für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) gebraucht. Atos-Software steckt etwa in "Scorpion"-Panzern und "Rafale"-Kampfjets. Das Unternehmen kümmert sich aber auch um Daten und Cyber-Risiken bei den Olympischen Sommerspielen in Paris.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hat bereits Bereitschaft signalisiert, sicherheitsrelevante Atos-Teile zu übernehmen. Neben der Regierung sollten sich daran im Staatsumfeld tätige Firmen beteiligen. Genannt wurden etwa die Rüstungskonzerne Thales und Dassault Aviation.

(Bericht von Tassilo Hummel; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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