Börse am Morgen 16.05.2024

Dax stabil – Roche: Etappensieg im Kampf gegen Übergewicht – Deutsche Bank und ihr Postbank-Problem

onvista · Uhr

Der Dax bleibt erst einmal stabil in der Nähe des Rekordhochs. – Ein schwaches Automatisierungsgeschäft belastet Siemens, dennoch bekräftigt der Konzern seine Prognose. – Japans Wirtschaft schrumpft zu Jahresbeginn.

Quelle: peterschreiber.media/Shutterstock.com

Die Kauflaune am deutschen Aktienmarkt könnte sich am Donnerstag fortsetzen und dem Dax einen weiteren Rekord bescheren. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn liegt der Dax nahezu unverändert bei 18.858 Punkten. Damit ist ein weiterer Höchststand nicht weit weg und die runde Marke von 19.000 Punkten rückt näher.

Die wichtigsten US-Aktienindizes hatten am Vorabend nach den Inflationszahlen neue Höchststände erreicht. Der Preisauftrieb hatte sich in den Vereinigten Staaten im April etwas abgeschwächt. Dies nährte die Hoffnung, dass die zuletzt fragliche Zinswende in den USA doch wieder näher rückt. Notenbankchef Jerome Powell hatte aber erst am Dienstag erneut gegenteilige Signale gesendet.

„Die Zinssenkungsfantasie ist endgültig zurück auf dem Börsenparkett, die Aussicht auf billiges und damit noch mehr Geld treibt die Börsenkurse weiter nach oben“, kommentierte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Für den Dax könnten aber die letzten 100 Punkte bis zur nächsten Schallmauer von 19.000 Punkten schwer werden, auch weil das Schwergewicht Siemens eher leisere Töne anschlage mit Blick auf das zukünftige Wachstum, schrieb der Experte. Die Siemens-Aktien sind im Dax schwer gewichtet und verloren am Donnerstag nach dem Quartalsbericht zuletzt 1,7 Prozent.

Roche-Kandidat gegen Fettleibigkeit erreicht Studien-Ziele

Roche hat erste Daten seines jüngst übernommenen Kandidaten gegen Fettleibigkeit vorgelegt. Demnach habe eine Behandlung mit CT-388 nach sechs Wochen zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 18,8 Prozent geführt, teilten die Basler am Donnerstag mit.

Auch auf den Blutzuckerspiegel hatte der subkutan verabreichte GLP-1/GIP-Rezeptor-Agonist eine normalisierende Wirkung. Verabreicht wurde CT-388 einmal pro Woche. Allerdings handelt es sich hierbei noch um sehr frühe klinische Daten, da sie aus einer Phase-I-Studie stammen, in der zunächst auch die Verträglichkeit getestet wird.

So wurden in der Studie denn auch gesunde Erwachsene mit Fettleibigkeit behandelt. In der 24. Woche erreichten alle mit CT-388 behandelten Teilnehmer einen Gewichtsverlust von mehr als 5 Prozent, 85 Prozent erreichten mehr als 10 Prozent, 70 Prozent erreichten mehr als 15 Prozent und 45 Prozent erreichten einen Verlust von mehr als 20 Prozent.

Den Kandidaten hatte Roche im Zuge der Milliarden-Übernahme des US-Unternehmens Carmot Therapeutics Anfang Dezember gekauft. Rund 3 Milliarden haben sich die Basler den Einstieg in den Kampf gegen Fettleibigkeit kosten lassen.

Mit der Übernahme hatte sich Roche verschiedene Produkt-Kandidaten ins Haus geholt, die zur Behandlung von Fettleibigkeit bei Patienten mit und ohne Diabetes eingesetzt werden können. Sie alle basieren auf dem neuartigen GLP-1-Wirkmechanismus, um den es zuletzt viel Medienwirbel gab.

CT-388 gehört ebenfalls zu der Klasse dieser Inkretin-basierten Medikamente, die darauf abzielen, den Blutzucker zu regulieren und den Appetit zu reduzieren.

Siemens bekräftigt Ausblick trotz schwächelnder Automation

Eine gedämpfte Nachfrage in seinem Automatisierungsgeschäft hat den Technologiekonzern Siemens im zweiten Geschäftsquartal belastet. Eine bessere Entwicklung in den anderen Bereichen konnte dies jedoch nahezu ausgleichen. Die Prognose bestätigte Siemens bei der Vorlage der Zahlen am Donnerstag in München, wird aber für seine Sparte Digital Industries pessimistischer. So dürfte sich der Abbau voller Lager bei Kunden im Automatisierungsgeschäft länger hinziehen als erwartet, insbesondere in China, hieß es. Für das Geschäft mit intelligenter Infrastruktur hob Siemens das untere Ende der erwarteten Spanne bei Umsatz und Profitabilität an.

Der Umsatz sank in den drei Monaten per Ende März um ein Prozent auf 19,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts sank um zwei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Rückgänge in der Automation konnte Siemens mit einer besseren Entwicklung in anderen Bereichen nahezu auffangen. Unter dem Strich ging der Gewinn um 38 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro zurück, wobei Siemens im Vorjahresquartal von einer Wertzubuchung bei seiner Beteiligung Siemens Energy profitiert hat.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 erwartet Siemens weiter ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von vier bis acht Prozent. Ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte. Das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten nach Übernahmen erwartet Siemens bei 10,40 bis 11,00 Euro. Im abgelaufenen Jahr war der entsprechende Gewinn auf 9,93 Euro angezogen. Herausgenommen ist dabei die Beteiligung an Siemens Energy, die nur noch als finanzieller Vermögenswert und nicht mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung bilanziert wird.

Postbank-Probleme belasten Deutsche-Bank-Hauptversammlung

Die Probleme bei der Postbank dürften bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank an diesem Donnerstag (10.00 Uhr) ein zentrales Thema sein. Sowohl Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts als auch Konzernchef Christian Sewing bekräftigten in ihren vorab veröffentlichten Reden, die Bank sei in diesem Fall ihrem Qualitätsanspruch nicht gerecht geworden und habe Kunden enttäuscht. Klar sei, dass die Bank „noch mehr Arbeit“ vor sich habe, um ihren „Kundenservice weiter zu verbessern“, führte Sewing aus. Das Aktionärstreffen findet erneut nicht als Präsenzveranstaltung statt.

Die Übertragung des Kundengeschäfts der Postbank auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr hatte nicht reibungslos funktioniert. Zeitweise konnten Kunden nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen verzögerten sich, Menschen mit Pfändungsschutzkonten kamen vorübergehend nicht an dringend notwendiges Geld. Weil sich die Probleme häuften, schickte die Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten. Als weitere Last für die Deutsche Bank kam jüngst eine Milliardenrückstellung für eine mögliche Niederlage vor Gericht im Streit mit ehemaligen Postbank-Aktionären hinzu.

Japans Wirtschaft schrumpft zu Jahresbeginn

Die japanische Wirtschaft ist schwach in das Jahr gestartet. Im ersten Quartal sei die Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet um 2,0 Prozent geschrumpft, teilte die Regierung am Donnerstag in Tokio mit. Verzichtet man auf eine Annualisierung, wie es in Europa üblich ist, beträgt der Rückgang 0,5 Prozent zum Vorquartal. Analysten hatten im Schnitt mit einer Schrumpfung gerechnet, allerdings nicht ganz in diesem Ausmaß.

Bereits im zweiten Halbjahr 2023 hatte sich die Wirtschaft schwach entwickelt. Nach einer Schrumpfung im dritten Quartal stagnierte die Wirtschaft nach neuen Zahlen am Jahresende. Bisher war ein leichtes Wachstum ausgewiesen worden.

In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gingen die Konsumausgaben der privaten Haushalte und die Investitionsausgaben der Unternehmen zurück. Der Außenhandel - normalerweise eine Stärke des exportorientierten Landes - stellte ebenso eine Belastung dar.

Die japanische Zentralbank dürfte sich durch die Zahlen in ihrem vorsichtigen Kurs bestätigt sehen. Sie hatte ihre im internationalen Vergleich extrem lockere Geldpolitik im März erstmalig seit 17 Jahren mit einer leichten Zinserhöhung gestrafft. Ein Grund dafür waren anziehende Löhne und Gehälter, die es etwas wahrscheinlicher machen, dass die chronisch schwache Inflation nachhaltig anzieht. Das Wirtschaftswachstum ist dagegen nicht grundsätzlich schwach, jedoch entwickelt es sich oft unstetig mit teils deutlichen Schwankungen.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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