Telekom sieht in Problemsparte T-Systems Zeichen für Erholung

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Frankfurt (Reuters) - Mit der Konzentration auf das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft will T-Systems die Dauerkrise hinter sich lassen.

Die Erholung der lange Jahre defizitären IT-Dienstleistungstochter der Deutschen Telekom schlug sich positiv auf die am Donnerstag vorgelegte Quartalsbilanz des Bonner Konzerns nieder. "Da weht momentan ein frischer Wind", sagte Telekom-Chef Tim Höttges bei einer Pressekonferenz. "Aber für mich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer."

Die einstige Problemsparte, für die die Telekom vor einigen Jahren vergeblich einen Käufer gesucht hatte, steigerte zum Jahresauftakt Umsatz, Gewinn und Auftragseingang. Dies sei unter anderem der Konzentration auf das Cloud-Geschäft geschuldet, erläuterte Höttges. So baue T-Systems gemeinsam mit der Alphabet-Tochter Google eine sogenannte Sovereign Cloud auf, bei der sämtliche Daten der Nutzer in Deutschland beziehungsweise der Europäischen Union (EU) blieben.

Durch die zunehmende Digitalisierung werden Rechenzentren für Cloud-Anwendungen immer wichtiger. Verstärkt wird dieser Trend durch den Siegeszug Künstlicher Intelligenz (KI), die Hochleistungsrechner benötigt. Für die großen US-Anbieter Google, Microsoft und Amazon Web Services (AWS) ist das Cloud-Geschäft ein wichtiger Gewinnbringer.

KUNDENWACHSTUM UND PREISERHÖHUNGEN

Gleichzeitig läuft es im Kerngeschäft der Telekom gewohnt rund. Dank robuster Service-Umsätze im Festnetz und Mobilfunk stieg der Betriebsgewinn in Europa um 8,1 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro im ersten Quartal. Dies sei das 25. Plus in Folge und der höchste Wert in diesem Zeitraum. Der Haupttreiber sei das starke Kundenwachstum, sagte Telekom-Finanzchef Christian Illek. Außerdem trügen die Preiserhöhungen der vergangenen eineinhalb Jahre erste Früchte.

In den USA zeigt sich ein ähnliches Bild. Vor einigen Wochen hatte T-Mobile ermuntert von einem starken Jahresauftakt die Ziele für das Kundenwachstum 2024 angehoben. Der US-Mobilfunker traut sich nun ein Plus von 5,2 bis 5,6 Millionen Kunden statt fünf bis 5,5 Millionen zu. "Damit zeigt sich erneut, dass T-Mobile US auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt mittlerweile den Takt vorgibt", sagte Telekom-Chef Höttges. "Wir sind mit Abstand die Nummer eins im 5G-Netz."

Im Gesamtkonzern stiegen die Umsätze zu Jahresbeginn um 1,6 Prozent auf 27,9 Milliarden Euro. Der operative Gewinn wuchs um 5,8 Prozent und damit etwas stärker als vom Unternehmen befragte Analysten prognostiziert hatten. Die Telekom bekräftigte daraufhin ihre Gesamtjahresziele. Für 2024 stellt sie einen Anstieg des Betriebsgewinns um sechs Prozent auf 42,9 Milliarden Euro in Aussicht. Der Cash Flow soll um 16 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro klettern.

GEWINNMITNAHMEN - NEUE WARNSTREIKS IM TARIFKONFLIKT

Die T-Aktie fiel dennoch um knapp ein Prozent und gab einen Teil ihrer jüngsten Gewinne wieder ab. "Der Markt ist sehr 'verwöhnt', was das Thema Prognose-Anhebung angeht", schrieb Analyst DZ Bank-Analyst Karsten Oblinger. Er gehe allerdings davon aus, dass die Telekom nach dem zweiten oder dritten Quartal ihre Ziele hochschrauben werde.

Unabhängig davon rief die Gewerkschaft Verdi die Telekom-Beschäftigten für Donnerstag zu neuen Warnstreiks auf. Damit will sie in der vierten und entscheidenden Runde der Tarifverhandlungen den Druck auf das Unternehmen erhöhen. Verdi will für die 70.000 Tarifbeschäftigten der Telekom unter anderem Lohnerhöhungen von zwölf Prozent oder mindestens 400 Euro pro Monat durchsetzen.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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