Kutzers Zwischenruf: Börsianer dürfen weiter hoffen – und bangen

Hermann Kutzer · Uhr

Nichts Konkretes passiert, aber die bisherigen Aussagen bekräftigt – die EZB hat heute nicht enttäuscht und die Hoffnungen der Anleger verstärkt (die Kontensparer müssen’s jedoch deprimiert hinnehmen). Und zumindest ein Aufatmen bei den Banken, dass Super-Mario (noch) nicht eine Zinssenkung verkündet hat.

Der Rat der Europäischen Zentralbank hat bei seiner heutigen Sitzung noch von einer sofortigen Zinssenkung Abstand genommen, gleichzeitig eine Prüfung aller Optionen für eine weitere Lockerung der Geldpolitik unter Einschluss neuer Anleihekäufe beschlossen. Spontan erntete Die EZB dafür auch Zustimmung von wissenschaftlicher Seite. Es sei zu begrüßen, schreibt ZEW-Professor Heinemann, dass der EZB-Rat nicht jetzt bereits die Leitzinsen weiter gesenkt hat und zunächst eine Reflexionsphase abwartet. Dies wirke souverän und gelassen. Ein Zinsschritt hätte die Sorge um Europas Konjunktur aufgrund der Signalfunktion möglicherweise sogar noch verschärft.

Das ist in der Tat ein nicht gering zu schätzender Faktor, zumal ausgerechnet am gleichen Tag kam ein Warnschuss vom Ifo gekommen ist, denn schon vormittags legten die Münchner Forscher ihren international beachteten Indikator mit enttäuschendem Resultat vor: Die Stimmung in den deutschen Chefetagen wird ungemütlich. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli von 97,5(saisonbereinigt korrigiert) auf 95,7 Punkte gefallen. Die Unternehmen waren weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem blicken sie skeptischer auf ihre zukünftige Geschäftsentwicklung. Kommentiert das Ifo: Die deutsche Konjunktur befindet sich in schwierigem Fahrwasser.

Nicht leicht für Analysten und Investoren, die Ergebnisse vom rekordheißen Donnerstag in Anlageentscheidungen umzusetzen. Achselzuckend ließe sich zumindest feststellen, dass die bestehende Diskussionen prolongiert werden müssen.

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