Kutzers Zwischenruf: Nachhaltige Anlagen sind Trend, keine Modeerscheinung

Hermann Kutzer · Uhr

WelcheNebenrolle „Nachhaltigkeit“ in der Vergangenheitauchgespielt haben mag – sie ist ein Zeichen unserer Zeit geworden, verändert Wirtschaft und Politik. Und sie gehörtinzwischenzu den Mega-Themender Kapitalanlage. Trotzdembefindenwirunsnochin derAnfangsphase: Ich bin fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit auf allen Ebenenin der Zukunfteine richtungsweisende Aufgabe wird.

Ehrlich gesagt, das Wort als solches gefällt mir nicht. Ich empfand „Nachhaltigkeit“ schon vor vielen Jahren als nicht griffig genug und versuchte im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs einen deutlicheren Begriff zu finden. Gescheitert. Inzwischen kennen wir seine inhaltliche Breite – insbesondere durch das international gängige Kürzel„ESG“(aus dem Englischen fürEnvironmental,Social,Governance =Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Einen Beleg für die wachsende Bedeutung liefern die Anbieter von Kapitalanlagen. Denn seit Monaten werden unter der Flagge der Nachhaltigkeit nicht nur zunehmende Analysen und Prognosen erstellt, sondern neuartige Produkte oder Produktvarianten offeriert.Trotz wiederholter Behauptungen, nachhaltige Investitionen wären ein Luxus, begünstigt durch eine 10-jährige Hausse am Aktienmarkt, sprichtnach Einschätzung Londoner Strategeneiniges dafür, dass die Nachhaltigkeitsevolution in der Finanzbranche der Corona-Krise standhält und einen langfristigen, säkularen Wandel darstellt. In den letzten Monaten erlebten Anlageprodukte mit ESG-Fokus weltweit Rekordzuflüsse– man kanneine ArtExplosion von nachhaltigen Kapitalmarktaktivitäten beobachten.In seinemReport „TheSustainability of Sustainability: Green Financeduring the Pandemic“ erklärt MitchReznick, HeadofResearch andSustainableFixed Income beiFederatedHermes, warum Nachhaltigkeit weit mehr als ein vorübergehender Trend ist.

DieNachhaltigkeit ist also nachhaltig.Der Anstieg an ESG-Investments wurde von Kritikern lange Zeit als Folge des längsten Bullenmarkts der Geschichte abgetan. Sie seien ein bloßes “Nice-to–have”, jedoch keine Notwendigkeit. Glaubt man dieser Aussage, hätte die Erfolgswelle der ESG-Investments allerdings im ersten Quartal deslaufendenJahres beendet sein müssen. Dem war allerdings nicht so. Nachhaltiges Investieren befindet sich weiterhin über alle Anlageklassen hinweg auf Wachstumskurs. Beweise hierfür finden sich überall in der Anlagewelt. So haben zum Beispieldiverse Großunternehmenerklärt,sichin den kommenden Jahren zu nachhaltigen Konzernen zuentwickeln.ESG-Indizes übertreffen den breiten Markt und das Volumen grüner bzw. nachhaltiger Anleihen ist trotz der erheblichen Turbulenzen an den Kapitalmärkten im ersten Quartal nur geringfügig zurückgegangen.

UnddiePandemie? Die hatdas soziale Bewusstsein verstärkt. Politische Entscheidungsträger, Unternehmen, aberauch die Gesellschaft als Ganzeserkennen nun, wie wichtig es ist, Widerstandsfähigkeit im Gesundheitswesen, in der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung sowie in den Lieferketten aufzubauen. Zudem hat die Krise den Klimawandel und Arbeitnehmerrechte ins öffentliche Interesse gerückt. Die Pandemie hat ESG- und Nachhaltigkeitsthemen weiter in den Vordergrund gerückt und zu einer strategischen Priorität für Unternehmen gemacht, die den Umbruch überdauern wollen. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in der aktuellen Pandemie und darüber hinaus fortsetzt.

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