Kutzers Zwischenruf: Statt noch mehr Kontensparen besser in Wertpapiere investieren

Hermann Kutzer · Uhr

Bald ist wieder „Weltspartag“ (30. Oktober), der zeitgemäßeigentlichin „Anlagetag“ unbenannt werden sollte. Denn das archaische Kontensparendürftgegerade hierzulande nicht länger gefeiert werden –total unsinnigim Zeitalter von Nullzinsen. Aber die Begriffe sparen und anlegen (investieren) gehen ineinander über. Denn das Sparen ist ja wichtig (insbesondere für die private Vorsorge) und hat ausgesprochen langfristigen Charakter. Beides gilt ebenso für den „Aktiensparplan“. Deshalb sollte Missverständnissen in den entsprechenden Diskussionen durch eine Beschreibungvon Ziel und Zeithorizont vorgebeugt werden. 2020 ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Jahr, auch beim Blick auf den Börsenverlauf. Als Kritiker des übertriebenen Zinssparens in Deutschland – ich nenne das „Falschsparen“ – kann ich inzwischen beobachten, dass sich einiges in die richtige Richtung bewegt. Endlich. Hoffentlich hält der Trend zum sachwertorientierten Investieren an!

Es wird mehr und zum Teil anderes gespart. DieCorona-Krise verändertdasSparverhalten der Deutschen, konstatiert die Postbank als Ergebnis ihrer Repräsentativumfrage. Dabei gewinnenWertpapiere an Attraktivität.Wirklich bemerkenswert:Fast jeder zweite Sparer (43 Prozent) nutzt verstärkt andere Anlageformen als vor der Krise. Wichtiger als die Rendite ist dabei offenbar die schnelle Verfügbarkeit der Ersparnisse. 20 Prozent der Befragtenparkenihr Geld nun vermehrt auf dem Girokonto. 13 Prozent kaufen mehr Aktien und Fondsanteile, fast genauso viele (12 Prozent) legen jetzt verstärkt Geld auf dem klassischen Sparkonto zurück; jeder Zehnte (10 Prozent) auf einem Tagesgeldkonto.

Vergleichen Sie Ihr eigenes Verhalten, geschätzte Anleger, mit den Ergebnissen der Umfrage.Obwohl die konservativen, niedrigverzinsten Anlageformen wie Girokonto oder Sparkonto immer noch beliebt sind, legen jetzt deutlich mehr Sparer ihr Geld auch in Fonds und Aktien an. So nahm jeder zehnte Deutsche (10 Prozent) das Krisen-Tief an den Börsen zum Anlass, ins Wertpapiergeschäft einzusteigen oder ein Investment aufzustocken. Weitere 18 Prozent haben ihre Anteile gehalten oder unverändert weiter in einen Fondssparplan eingezahlt. Während der Pandemie kauften die Anleger vor allem Aktien (62 Prozent), ETF-Fonds (40 Prozent) und Investmentfonds (22 Prozent).

Übrigens sindWertpapiergeschäfte offenbar immer noch eine Männerdomäne. Nur3Prozent der weiblichen Befragtenkauften seit Ausbruch der Corona-Pandemie verstärkt Wertpapiere, von den Männern hingegen viermal so viele (12 Prozent). Und während lediglich1Prozent der weiblichen Befragten ins Wertpapiergeschäft einstiegen,„wagten“mehr als4Prozent der Männer diesen Schritt. Welche Aktien besonders populär sind, hat die Consorsbank anhand ihrer Kundendepots untersucht. Keine Überraschung, dass Dax-Titel nach wie vor an der Spitze stehen– angeführt von Deutsche Telekom, Daimler und Allianz. Auf Platz 7 rangiert mit Apple auch eine ausländische Aktie.Ich hoffe, dass der Anteil der Aktionäre weiter und deutlich steigt – das wäre auch Interesse der Volkswirtschaft insgesamt. Die Sparer / Anleger sollten sichbewusst werden, dass Aktien nicht nur langfristige Sicherheit plus Wertsteigerung verkörpern, sondern stets ein mobiles Investment sind – zu jeder Zeit schnell handelbar.

Am Rande bemerkt und Ausdruck größerer Offenheit deutscher Sparer für Neues:Auf immer größeres Interesse stoßen hierzulande Kryptowährungen, wie von Kryptoszene.de jetzt mitgeteilt wurde. Demnach würden 16 Prozent der Deutschen in solche Währungen investieren, wenn sie 100.000 Euro zur Verfügung hätten.

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