onvista Börsenfuchs: Gute Zahlen, schlechte Zeiten – wie robust ist die Wirtschaft?

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Hallo Leute! Vorhin hab‘ ich den Satz gelesen: „Das ist die Woche der Entscheidung.“ Einspruch. Die nächsten Tage sind vielleicht „eine“, aber nicht „die“ Woche der Entscheidung. Das gilt sogar für die Ami-Wahlen. Deshalb glaubt nur nicht, wir hätten bis zum nächsten Wochenende schon klare Sicht und wüssten wo’s langgeht. Immerhin sieht es so aus, als sei die Weltwirtschaft bei allen Unterschieden und Unsicherheiten wieder n einer besseren Verfassung als die Miesmacher mit ihren dauernd erhobenen Zeigefingern sagen und schreiben.

Nachrichtentechnisch gab’s heute jedenfalls sowas wie Zement für’s Fundament der Wirtschaft von verschiedenen Seiten. Die Deutsche Bank freut sich über die neuen Unternehmenszahlen – die sind nämlich „robust“, jedenfalls für die Großen auf beiden Seiten des großen Teichs. Zur Halbzeit der Berichtssaison zeichnet sich nunmehr deutlich ab, dass sich die Großkonzerne des S&P 500 und des Stoxx 600 wesentlich schneller von der Coronavirus-Krise erholen als erwartet. Statt des befürchteten Gewinneinbruchs in Höhe von 18 Prozent in den USA und knapp 40 Prozent in Europa beträgt der berichtete Gewinnrückgang im dritten Quartal nur 5 Prozent beziehungsweise 16 Prozent. Zudem übertrafen knapp 90 Prozent beziehungsweise 75 Prozent der Unternehmen die Analystenprognosen. Trotz der überraschend guten Ergebnisse sind positive Kursreaktionen während der Berichtssaison bislang jedoch eine Seltenheit.

Die Kette der positiven Meldungen von der anderen Seite des Globus wird verlängert: Die Stimmung in den Chefetagen chinesischer Unternehmen ist so gut wie seit fast zehn Jahren nicht mehr, jetzt wo China das Corona-Virus weitgehend im Griff zu haben scheint. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ für das herstellende Gewerbe stieg im Oktober überraschend auf 53,6 (September 53,0) Punkte. Experten hatten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Das wichtige Konjunkturbarometer erreichte damit den höchsten Stand seit Januar 2011, wie das Blatt heute berichtet.

Mancher mag überrascht sein: Auch bei uns gibt’s trotz der vielen Krisensignale auch erfreuliche Meldungen. Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im Oktober weiter von ihrem Einbruch erholt. Der vom Marktforschungsinstitut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für die Industrie stieg auf Monatssicht um 1,1 Punkte auf 54,8 Punkte an. Damit liegt das Barometer auf dem höchsten Stand seit März 2018 und weit über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Die Betriebe verzeichneten das stärkste Auftragsplus seit Beginn der Umfrage 1996. Das verarbeitende Gewerbe erholt sich weiter rasant. Weniger positiv und vielleicht ein Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum bald wieder verlangsamen könnte, war die erste Abschwächung des Geschäftsausblicks seit sieben Monaten. So mahnen die Forscher: Mit den stark steigenden Infektionszahlen wächst die Gefahr einer erneuten Störung von Angebot und Nachfrage. Alles klar? Selbst die Ami-Wahl muss nicht gleich die politische Entscheidung bringen – und das würde die Börse ärgern. Gerade flattert mir die ganz frische Studie eines internationalen Investmenthauses auf den Schirm „5 Szenarien für US-Aktien nach der Wahl“ …

Bleibt jedenfalls cool, Leute, bleibt vor allem gesund – und macht’s gut!

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