Kutzers Zwischenruf: Die Dax-Prognosen für 2021 sind zu vorsichtig

Hermann Kutzer · Uhr

Wo steht der Dax Ende 2021? Das interessiert naturgemäß die Anleger und ist traditionell zentraler Bestandteil vieler Börsenprognosen zum Jahreswechsel.Und die Medien sorgen für gesteigertes öffentliches Interesse. Die Vorhersagen sind wichtige Orientierungshilfen, sollten aber nicht zu ernst genommen werden. Denn sie sind eine Mischung aus Know-how der Märkte und Erfahrungen aus der Vergangenheit plus einer gute Portion Spekulation.Wichtig für die Einordnung: Die Vorhersagen basieren auf diversen Annahmen, die nicht feststehen, sondern immer wieder aktualisiert werden müssen (man denke nur an die Konjunkturprognosen). Das gilt entsprechend auch für die Börsenprognosen.

Kein Mensch, auch kein noch so ausgefuchster Profi kann deshalb die Eingangsfrage mit Sicherheit beantworten. Seriöse Volkswirte, Analysten und Vermögensverwalter formulieren ihre Vorhersagen mit Vorsicht, erläutern diezugrundeliegendenVoraussetzungen und Vorbehalte.Gerade im laufenden Jahr ist das Fundament der Prognosen zum Aktienmarkt nicht fest, weil von der weiteren (sehr unsicheren) Entwicklung der Pandemie abhängig. Das erschwert die Konkretisierung einer Aktienindex-Vorschau mit mehrmonatigem Zeithorizont außerordentlich, eine Jahresprognose wird schon fast wagemutig.

Noch ist es zu früh für eine Bilanz der Meinungen. Zwei Aussagen zeichnen sich aberab: Die Zuversicht der Börsenprofis ist in den vergangenen Tagen gewachsen und wird auf das neue Jahr übertragen. Soweit ein voraussichtliches Ziel des Dax per Ende 2021 genannt wird, liegt es derzeit bei 14.000 Punkten.Strategen namhafter Banken glaubeninzwischen, dass es gelingt, die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Das „Handelsblatt“ hat mehrere prominente Stimmen zusammengefasst, die sichdurchweg positiv für die Entwicklung des Aktienmarktsäußern– allerdings nicht sofort. Die kommenden Monate können noch deutliche Kursverluste bringen. Wir haben noch mindestens ein halbes Jahr Unsicherheit vor uns,heißt es unter anderem.Dahinter steht die Erwartung, dass anhaltend hohe Infektionszahlen die westliche Welt vorerst im Bann halten. Nach unten abgefedert werden die Kurse vor allem durch die anhaltend expansive Notenbankpolitikunddie fiskalpolitischen Stützungspakete. Das ist fürEinwand der Hauptgrund dafür, dass Investoren „so überraschend unaufgeregt“ mit der Corona-Krise umgehen.VieleAnleger habenoffensichtlich ihren Investmenthorizont verlängert und setzen bereits auf eine Zeit nach Corona.

Der Deutsche Aktienindex liegtheute– verglichen mit internationalen Maßstäben wie dem S&P500 – immer nochdeutlichunter seinem historischen Höchststand. Das zeigtnach Einaschätzung von Analysten, dass Aktien keineswegs überbewertet sind – vor allen Dingen nicht vor dem Hintergrund der rekordniedrigen Zinssätze, die aus konjunkturellen Gründen von den Notenbanken länger tief gehalten werden müssen.Anders gesehen wären die prognostizierten 14.000 zwar ein neues Allzeithoch, aber doch kein großer Sprung vom heutigen Niveau. Es ist eine alte Erfahrung, dassdieprofessionellenAnlagestrategenihre Prognosenmeist zu vorsichtig formulieren.Ich erwarte mehr – bin aktuell optimistischer als die bisherigen Vorhersagen undbeziehe mich auf mein erfahrenes Bauchgefühl: Trotz aller Risiken im Börsenumfeld glaube ich an kräftige Kursgewinne, weilsich die Wirtschaftnach Abklingen der Pandemie überdurchschnittlich stark erholen kann. Die Marke 14.000dürfteder Daxdannrelativrasch erklimmen, erkannaber noch deutlich höher klettern. Dax 15.000solltenim Jahresverlauf keineIllusionsein.

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