Kutzers Zwischenruf: Daxdown durch Lockdown?

Hermann Kutzer · Uhr

Corona ist außer Kontrolle geraten, ein neuer harter Lockdown ist die Konsequenz. Durch die heutigen Beschlüsse wissen wir, was auf uns alle zukommt. Allerdings bleibt zunächst ungewiss,mitwelchenFolgenfür Wirtschaft und Börsen gerechnet werdenmuss. Das öffentliche Leben in Deutschland wird angesichts der sich ausbreitenden Pandemie schon ab Mittwoch drastisch heruntergefahren. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss schließen.

Eine Einigung vonBund und Ländern kommt nach dem beschleunigtenWiederansteigen der Infektionszahlen nicht überraschend. Eine Reihe von Spitzenpolitikern und Wissenschaftlern hat schon in der vergangenenWocheverschärfte Maßnehmen gefordert,gleichzeitigaber auch schwerwiegende Folgen angekündigt. So rechnet derWirtschaftsweise Lars Feld beihärterenMaßnahmen im Kampf gegen die Corona-Krise mit einem erneuten Konjunktureinbruch. „Bei einem bundesweiten harten Lockdown droht eine zweite Rezession”, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenratsin einem Zeitungsinterview. Das hättenatürlich auchKonsequenzen für die weitere Entwicklung im Jahr 2021. Er sei aber nicht prinzipiell gegen eine solche Maßnahme: „Vielleicht ist ein harter Lockdown wirklich notwendig, wir müssen ja die Infektionsdynamik stoppen.“

Die deutsche Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank 2021 allmählich von den Folgen der Corona-Krise erholen. In ihrerjüngstenPrognose geht die Bundesbank davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Anschluss an einen erneuten Dämpfer im Winterhalbjahr 2020/2021 infolge der Einschränkungen des öffentlichen Lebens„wieder kräftig zulegen wird“, wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann betonte. Allerdings rechnen die Ökonomen der Notenbank nun mit 3 Prozent Wirtschaftswachstum. Im Juni hatten sie noch 3,2 Prozent erwartet. Für 2022 ist die Bundesbank dagegen optimistischer und rechnet jetzt mit 4,5 (Juni-Prognose: 3,8) Prozent Wachstum. Die Bundesbank wies jedoch darauf hin, dass die Unsicherheiten für die wirtschaftlichen Aussichten aufgrund der Pandemie hoch seien. In einem ungünstigeren Szenario werde das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft Europas erst Ende 2023 das Vorkrisenniveau erreichen.

DieKonjunkturerwartungender Anlagestrategenauf Sicht von sechs Monaten hattenin jüngster Zeitspürbar zugelegt. Die Hoffnungin Verbindung mit denImpfstoffenund eine Unterstützung durch die Witterungweckte Zuversicht für denKonjunkturverlauf.Nach Einschätzung derDekabank-Experten ist deshalb einAnstieg desIfo-Geschäftsklima-Indexim Dezemberzu erwarten, der am kommendenFreitagveröffentlicht wird.Ich will nicht ausschließen, dassder Dax unter dem harten Lockdownempfindlichleiden wird. Aber dasbleibt erst einmal Spekulation. Es istja auch denkbar, dass die Investoren die Überzeugung gewinnen, die Pandemie werdeschonin nächster Zeit an Schrecken verlieren, weil die neuen Maßnahmen zusammen mit dem Beginnder Impfungswelle nachhaltig Wirkung zeigen sollten– das wäre gut für den Aktienmarkt. Trotzdem sagt mir zumindest meinBauchgefühl, eskönne dochnichtschaden, ein paar Tage abzuwarten. Kurz- bis mittelfristig engagierte Anleger müssen janichtgleich morgen oder übermorgen aktiv werden.

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