onvista-Börsenfuchs: Welche Risiken sind die größten?

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Hallo Leute! Seid Ihr gut abgesichert? Die anhaltend solide Börsenverfassung verdeckt vielleicht den Blick für die gegenläufigen Risiken, die von vorsichtigen Strategen aktuell als ein „ein Dilemma für Anleger“ beschrieben werden. Belesene Analysten greifen deshalb das berühmte Zitat von Charles Dickens auf: „Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten, es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Dummheit …“ Tatsächlich kann man gerade jetzt durch die Gegenüberstellung der mutmaßlich großen Risiken (sind die wirklich so groß?) zu seinen strategischen Entscheidungen kommen.

Auf der einen Seite bestünde das Deflations-Risiko, denn Ausmaß und Stärke der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise könnten durchaus überschätzt werden, schreibt mir heute ein internationaler Asset Manager. Länder streiten sich um den Zugang zu Impfstoffen und neue Coronavirus-Varianten erhöhen zusätzlich das Infektionsrisiko. Dies kann den Weg aus der Krise schwieriger und langwieriger gestalten. Denn die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können in diesem Fall das Wirtschaftsleben noch deutlich länger beeinträchtigen als bisher angenommen.

Hey, das ist doch plausibel, aber leider unberechenbar. Größer ist seit ein paar Wochen die Sorge der Vordenker in die andere Richtung: Es kann zu einem Wiederaufflackern der Inflation kommen – als Folge der „massiven fiskalischen Geldströme“ (= noch eine milde Charakterisierung), die in die Wirtschaft gepumpt werden, zusammen mit den umfassenden Interventionen der Zentralbanken: Allein im Jahr 2020 erhöhte die Ami-Notenbank ihre Bestände an Vermögenswerten um gewaltige 76 Prozent und beschleunigte damit noch ihr nach der Finanzkrise 2008 aufgelegtes Programm zur Unterstützung der Wirtschaft. Dazu kommt der fiskalische Entlastungsplan von Präsident Biden in Höhe von 1,9 Billionen Dollar.

Muss es so oder so kommen? Nö, momentan halte ich die Eintrittswahrscheinlichkeit für gering. Auch große Investmentfirmen wie Lyxor erwarten nach meinen bisherigen Beobachtungen keines der beiden extremen Risiko-Szenarien als das wahrscheinlichste Ergebnis im laufenden Jahr, weder eine Deflation noch einen großen Inflationsschock. Ihrer Meinung nach wird sich die Weltwirtschaft weiter erholen und die Inflation weiter anziehen, allerdings in einem überschaubaren Rahmen. Das sollte Euch passen, meine Freunde.

Interessant auch: Wie eine monatliche Befragung unter Fondsmanagern ergab, wird die Corona-Pandemie zum ersten Mal seit Februar 2020 nicht mehr als Hauptrisikofaktor eingestuft (die Umfrage wurde vor den AstraZeneca-Impfstopps in Deutschland und anderen EU-Staaten durchgeführt). Sie zeigt, dass die Anlageprofis angesichts der zunehmenden Impfstoffverbreitung und umfangreicher Fiskalmaßnahmen in den USA einen überraschend starken Anstieg von Inflation und Anleiherenditen inzwischen als größte Sorge betrachten. Gegenüber dem Vormonat verringerten die Befragten daher vor allem ihre Positionen in Technologieaktien und setzten stattdessen verstärkt auf Banken und Rohstoffe.

Dazu passt auch, dass es gegensätzliche Empfehlungen zu den Schutzmaßnahmen fürs Portfolio gibt – die einen raten zum Abbau der Goldposition, andere sehen in weiteren Edelmetallkäufen einen sinnvollen Krisen- und Inflationsschutz.

Werdet nicht hektisch, sondern bleibt erst mal gelassen, meine Freunde. Und bleibt gesund!

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