Telekom: Kritik am Dividenden-Vorschlag ++ Henkel: Starkes erstes Quartal im Anflug ++ Nordex: Hattrick beim Auftragseingang

onvista · Uhr

Joe Biden haut noch einen raus und stellt ein weiteres Investitionspaket in Aussicht. Der US-Präsident will die „stärkste, widerstandsfähigste und innovativste Volkswirtschaft der Welt schaffen“. An Bescheidenheit mangelt es seinem jüngsten Vorschlag jedenfalls nicht: Er will in den kommenden acht Jahren mit Ausgaben in Höhe von rund zwei Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) die Infrastruktur des Landes erneuern und damit Millionen Arbeitsplätze schaffen. Die gewaltigen Investitionen entsprächen etwa 10 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. Bidens Devise dabei scheint klar zu sein: Klotzen statt kleckern. „Es ist kein Plan, der Kleinigkeiten ändern soll“, betonte Biden.

„Es ist eine Investition für Amerika, die nur einmal pro Generation vorkommt – ungleich allem, was wir seit dem Bau des Systems der Autobahnen und dem Wettrennen um den Weltraum vor Jahrzehnten erlebt haben“, sagte Biden am Mittwochnachmittag (Ortszeit) bei einem Besuch in der Stadt Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania. Der Kongress müsse das Paket beschließen, forderte er. „Wir müssen das schaffen.“

Der US-Präsident setzt dabei auf den Rückenwind, der mit seiner erst zwei Monate alten Amtszeit verbunden ist. Denn die Erfahrung zeigt: Ihre wichtigsten Projekte müssen Präsidenten häufig schon in den ersten Monaten anstoßen. Das gilt besonders für Amtsinhaber wie den Demokraten Biden, dessen Partei derzeit in beiden Kammern des Kongresses über eine Mehrheit verfügt.

Bidens Plan sieht unter anderem die Modernisierung von mehr als 30 000 Kilometer Straßen, 10 000 Brücken, mehreren Flughäfen sowie Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und die Elektromobilität vor. Teil des Programms sei auch der Breitbandausbau und die Sanierung des Wasserversorgungssystems, sagte Biden. Finanziert werden soll es vor allem durch eine Erhöhung der Unternehmenssteuer.

Der Plan werde „Millionen Jobs“ schaffen und den USA helfen, sich im Wettlauf mit China durchzusetzen. Die Vereinigten Staaten seien eines der wohlhabendsten Länder der Welt, doch die „zerbröckelnde“ Infrastruktur des Landes komme nach Jahrzehnten unzureichender Investitionen in einem Ranking nur auf Platz 13, klagte Biden. Das sei auch eine Gefahr für die nationale Sicherheit. „Einfach gesagt: Dies sind Investitionen, die wir machen müssen – wir können es uns nicht leisten, es nicht zu tun“, sagte Biden.

Dax setzt Rekordjagd fort

Am deutschen Aktienmarkt ist dem Dax am Gründonnerstag ein weiteres Rekordhoch gelungen. Der Leitindex übersprang erstmals die Marke von 15 050 Punkten und stand zuletzt noch 0,24 Prozent höher bei 15.044,52 Punkten.

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 0,80 Prozent auf 31 972,50 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,3 Prozent nach oben.

Positive Impulse kamen aus Übersee: So hellte sich die Stimmung in den Manageretagen der japanischen Großindustrie nach den schweren Einbrüchen wegen der Corona-Pandemie überraschend deutlich auf. Zudem kam das billionenschwere Infrastrukturprogramm des US-Präsidenten Joe Biden bei den Anlegern gut an.

Telekom: Virtuelle HV heute

Die Deutsche Telekom will mit Glasfaserleitungen deutlich mehr Menschen an das schnelle Internet anbinden als bisher. Vorstandsboss Tim Höttges will an diesem Donnerstag (10 Uhr) bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns den Aktionären die Bedeutung dieses Themas erläutern, für das Milliardeninvestitionen nötig sind. Er dürfte selbstbewusst und gut gelaunt auftreten, denn die Telekom hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich – erstmals stieg der Umsatz auf mehr als 100 Milliarden Euro (101 Milliarden), der Gewinn kletterte um 7,5 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.

Der Aktionärstreff ist wie schon im Vorjahr ein reines Online-Format. Der Vorstand ist vor der Kamera, um die vorab eingereichten Fragen zu beantworten. Unter Aktionärsvertretern machte sich im Vorfeld der Veranstaltung Unmut breit, dass als Dividende nur 60 Cent pro Anteilsschein bezahlt werden sollen – also gleich viel wie 2019 und 10 Cent niedriger als 2018. Das sei „knauserig“, moniert Winfried Mathes von Deka Investment, das nach eigenen Angaben etwa ein Prozent des Telekom-Stammkapitals repräsentiert.

Frederik Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) findet die Dividendenhöhe „erklärungsbedürftig“. Mit Blick auf den Glasfaser-Ausbau fragt Beckendorff, „inwieweit die Kunden bereit sind, für mehr Leistung auch mehr zu zahlen“. Die neuen reinen Glasfaserleitungen, die bis in die Wohnungen gehen, ermöglichen eine Gigabit-Geschwindigkeit im Download. Die Konkurrenten Vodafone und Tele Columbus bieten so ein Maximaltempo ebenfalls an und nutzen hierfür nicht Glasfaser auf der letzten Strecke bis zur Wohnung, sondern TV-Kabel.

Henkel: Starkes erstes Quartal

Der Konsumgüterhersteller rechnet mit einem umsatzstarkem ersten Quartal. Vor allem das Geschäft mit Industrieklebstoffen, das im vergangenen Jahr besonders zu kämpfen hatte, holt zum Jahresstart stark auf. Analysten und Börsianer reagierten am Donnerstag erfreut. Die Aktie zog in einem insgesamt freundlichen Umfeld an.

Henkel hatte am Mittwochabend erste vorläufige Angaben zum Quartalsumsatz gemacht. „Trotz der anhaltenden Covid-19-Pandemie erwarten wir, dass Henkel im ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres eine sehr gute Entwicklung berichten wird“, sagte der Chef des Dax-Konzerns, Carsten Knobel, laut Mitteilung.

Nach Angaben der Düsseldorfer dürften die Konzernerlöse in den ersten drei Monaten organisch, also bereinigt um Portfolio- und Wechselkurseffekte, um rund sieben Prozent gestiegen sein. Die aktuelle Markterwartung liege nur bei 3,5 Prozent, hieß es weiter unter Berufung auf Zahlen des Dienstleisters Visible Alpha. Damit würde das erste Jahresviertel deutlich über dem liegen, was Henkel bisher für das Gesamtjahr erwartet. Für 2021 hat der Vorstand bislang ein organisches Umsatzwachstum um zwei bis fünf Prozent in Aussicht gestellt.

Henkel-Aktie legten zum Handelsstart um 0,2 Prozent zu. Das Papier war Ende Februar auf einen Kletterkurs eingeschwenkt und hat seitdem fast ein Fünftel gewonnen. Analysten lobten die Umsatzentwicklung im ersten Quartal: Henkel liege deutlich über den Erwartungen, schrieb etwa Jefferies-Analyst Martin Deboo. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hob das Kursziel leicht auf 105 Euro. Analyst Olivier Nicolai sprach von einem „guten Start“ in das Jahr. Laut UBS-Experte Guillaume Delmas ist die weitere Entwicklung ab dem zweiten Halbjahr aber ungewiss.

Getragen wurde die Entwicklung im ersten Quartal laut Henkel-Chef Knobel durch das Klebstoffgeschäft. Die größte Konzernsparte soll organisch um 12,5 Prozent zulegen. 2020 war der Bereich durch einen deutlichen Nachfragerückgang von wichtigen Abnehmerindustrien ausgebremst worden und daher hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. In der zweiten Jahreshälfte deutete sich dort aber bereits eine Erholung an.

Dagegen ist das Kosmetikgeschäft mit Marken wie Schwarzkopf und Fa voraussichtlich behindert durch die Corona-Krise im ersten Quartal lediglich um ein Prozent gewachsen. Hier dürften sich die Lockdown-Maßnahmen und die teils langen Schließung von Friseurgeschäften abermals niedergeschlagen haben. In Deutschland etwa hatten die Friseure erst Anfang März wieder öffnen dürfen.

Für die Sparte mit Wasch- und Reinigungsmitteln wie Persil und Bref sagt Henkel ein Plus von 3,5 Prozent voraus. Der Vorstand sprach von einem „starken organischen Wachstum“, obwohl die Entwicklung in reifen Märkten beginne sich zu verlangsamen. In dem Bereich hatte der Hersteller 2020 vor allem von der gestiegenen Nachfrage nach Hygieneprodukten in der Pandemie profitiert.

Ausführlich wird der Konzern erst am 6. Mai über das erste Jahresviertel berichten. Henkel hatte bei der Vorlage der Jahreszahlen für 2020 angekündigt, in diesem Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren zu wollen. Nach Einbußen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Vorjahr soll 2021 neben dem Umsatz auch das Ergebnis wieder anziehen. Dabei setzt Henkel auch auf einen Umbau: Knobel hatte im März 2020 angekündigt, etwa das Markendickicht weiter zu lichten, in neue Produkte zu investieren und Prozesse zu verschlanken.

Kurz & knapp:

Nordex: Die Nordex Group hat im März einen weiteren Auftrag für elf Anlagen des Typs N155/4.X aus Spanien erhalten. Die Turbinen sind für ein 50-MW-Projekt im Norden des Landes bestimmt. Der Auftrag umfasst auch einen Premium-Service-Vertrag der Turbinen über einen langen Zeitraum. Die Errichtung und Fertigstellung des Windparks erfolgt noch im laufenden Jahr. Die Nordex Group errichtet die Anlagen auf 120-Meter-Betontürmen, die sie in ihrer Betonturmfabrik in Motilla del Palancar in Castilla-La Mancha fertigt. Auch die Turbinen fertigt die Nordex Group lokal in ihrem 320 Kilometer entfernten Werk in Vall D‘ Uxo.

Johnson & Johnson: Bei der Produktion des Corona-Impfstoffs des US-Herstellers ist bei einer Charge ein Problem aufgetreten. In einer Produktionsstätte eines Partnerunternehmens habe ein Inhaltsstoff die Qualitätskontrolle nicht bestanden und sei daher nicht verwendet worden, teilte Johnson & Johnson am Mittwoch (Ortszeit) mit. Das Unternehmen machte keine Angaben dazu, wie viele Impfdosen von dem Problem bei dem Auftragsproduzenten Emergent Biosolutions betroffen waren. Nach einem Bericht der „New York Times“ soll es um 15 Millionen Dosen des Impfstoffs gehen. Die Impfung der Firma entfaltet bereits nach nur einer Spritze ihre volle Wirkung. Johnson & Johnson betonte, man plane weiterhin, der US-Regierung wie zuvor zugesagt bis Ende Mai 100 Millionen Dosen zu liefern. Das Unternehmen werde dem Vertragshersteller Emergent Biosolutions nun mit zusätzlicher Expertise zur Seite stehen und die Produktion im US-Staat Maryland vor Ort überwachen, hieß es. „Qualität und Sicherheit sind weiterhin unsere oberste Priorität“, erklärte das Unternehmen. Die Produktionsstätte von Emergent Biosolutions sei bislang noch nicht von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) für den Impfstoff zugelassen worden. Das Unternehmen bereitet aber bereits die Produktion vor, um Lieferziele erfüllen zu können.

Artnet: Das Internetunternehmen im internationalen Kunstmarkt, hat im Geschäftsjahr 2020 einen Rekordumsatz mit Online-Auktionen erzielt und damit der pandemiebedingten Schwäche des Kunstmarktes getrotzt. Die Provisionserlöse von Artnet Auctions stiegen im Jahresvergleich um 26 % auf 4,9 Mio. USD. Artnet wurde damit erstmals zum viertstärksten Auktionshaus im Online-Bereich nach Sotheby’s, Christie’s und Phillips. „Trotz aller Unwägbarkeiten haben wir im vergangenen Jahr keine einzige Auktion abgesagt oder verschoben“, sagte Jacob Pabst, Alleinvorstand der Artnet AG. „Wir haben vielmehr 70 Auktionen initiiert und damit ein klares Signal gesendet, dass unsere Transaktionsplattform für den Kauf und Verkauf von Kunst offen und zugänglich bleibt – auch in einem angespannten und schwierigen Marktumfeld.“ Während Artnet mit Online-Auktionen Umsatzrekorde erzielte, war das Verkaufsvolumen von Auktionen infolge der Coronapandemie weltweit um 24% zurückgegangen. Der Gesamtumsatz von Artnet blieb aufgrund der hohen Auktionserlöse im Geschäftsjahr 2020 mit 21,6 Mio. USD nahezu konstant – ein Rückgang von nur 1 % im Vergleich zu den Rekorderlösen des Jahres 2019.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: VDB Photos / shutterstock.com

onvista-Ratgeber: Goldmünzen und Barren kaufen – worauf Sie bei der Goldanlage achten müssen

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel