Curevac: Schadensbegrenzung geht ins Leere ++ EON: Aussicht auf sinkende Renditen belasten ++ Brenntag: Prognoseerhöhung erfreut Anleger

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Heute ist wieder Hexensabbat: An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom „großen Verfall“ sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt.

Früher gab es an diesem Tag große Schwankungen in einzelnen Indizes oder Aktien, da Große Marktteilnehmer wie Fonds- oder Vermögensverwalter versuchen vorher die aktuellen Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind.

Mittlerweile finden die Schwankungen aber schon etwas früher in der Woche statt und am Hexensabbat ist es eher ruhiger an den Märkten.

Erzeugerpreise in Deutschland ziehen weiter stark an

Der Preisauftrieb in Deutschland gewinnt weiter an Stärke. Auf Herstellerebene stieg das Preisniveau im Mai im Jahresvergleich um 7,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Das ist der höchste Zuwachs der Erzeugerpreise seit Oktober 2008. Im April hatte die Rate bei 5,2 Prozent gelegen und im März bei 3,7 Prozent.

Analysten hatten zwar mit einem stärkeren Anstieg der Erzeugerpreise gerechnet. Sie waren im Mittel aber nur von einer Rate von 6,4 Prozent ausgegangen. Im Monatsvergleich stiegen die Preise, die Produzenten für Waren erhalten oder bezahlen müssen, um 1,5 Prozent. In dieser Betrachtung ist der Zuwachs mehr als doppelt so stark wie erwartet.

Besonders deutliche Preiszuwächse gab es laut Statistikamt bei Vorleistungsgütern. Metallische Sekundärrohstoffe, also recycelter Schrott, war knapp 70 Prozent teurer als vor einem Jahr. Holz und Metalle verteuerten sich ebenfalls kräftig. Die Preise von Roheisen und Stahl stiegen um ein Drittel.

Die Entwicklung ist Folge zahlreicher Störungen in den internationalen Lieferketten und anderer Engpässe auf der Angebotsseite. Das Statistikamt nennt darüber hinaus die steigende Nachfrage etwa nach Stahl und Holz im In- und Ausland sowie steigende Eisenerzpreise.

Neben Vorleistungsgütern legten auch die Energiepreise deutlich zu. Dies geht zum einen auf die stark gefallenen Preise während der ersten Corona-Welle vor einem Jahr zurück. Hinzu kommt die seit Jahresbeginn geltende CO2-Abgabe.

Dax: Zäher Start

Der Leitindex Dax gab minimal nach auf 15 718,07 Punkte. Damit ist das zu Wochenbeginn erreichte Rekordhoch von etwas mehr als 15 800 Punkten weiter in Sicht. Auf Wochensicht deutet sich ein moderates Plus an.

Der MDax der mittelgroßen Werte legte am Freitag um 0,23 Prozent auf 34 300,04 Punkte zu. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wiederum lag minimal im Minus.

Curevac: Wer zu spät kommt, den bestrafen die Anleger

Nach den Ergebnissen der Studie kommt der Wirkstoff der Tübinger nur auf eine Wirksamkeit von 47 Prozent. Das Ergebnis hat die Aktien Donnerstag rund 50 Prozent in die Tiefe gedrückt. Geht es nach Vorstandsvorsitzenden Franz-Werner Haas, dann steht die vorläufig geringe Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Curevac zu Unrecht in der Kritik. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet worden, sagte Haas im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

„Es ist faktisch eigentlich nicht korrekt, die Zahl der vorläufigen Wirksamkeit unseres Corona-Impfstoffs und die Zahlen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe nebeneinander zu stellen“, sagte Haas. In der Studie zum Corona-Impfstoffkandidaten CVnCov seien 29 Virusvarianten enthalten. Das ursprüngliche Virus, der Wildtyp, spiele kaum mehr eine Rolle. „Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte.“

Der Vergleich mit den anderen Impfstoffen mag zwar etwas hinken, aber trotzdem muss Curevac sich den Vorwurf gefallen lassen viel zu spät auf die Tube gedrückt zu haben. Zum Vergleich: Biontech hat fast von Anfang an mit Pfizer zusammengearbeitet und auf deren Expertise bei der Entwicklung von Impfstoffen zurückgegriffen. Curevac wollte zunächst allein ans Ziel kommen und hat sich mit Bayer erst viel später einen erfahrenen Partner ins Boot geholt. Somit muss sich Curevac selbst zuschreiben, dass es jetzt bei der Wirksamkeit mit mehreren Varianten zu kämpfen hat.

Curevac hatte am Mittwoch in einer Pflichtbörsenmitteilung bekanntgegeben, dass sein Corona-Impfstoff einer Zwischenanalyse zufolge eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ habe. Bei den anderen in der EU zugelassenen Präparaten liegt der Wert deutlich höher.

Das Tübinger Unternehmen möchte in den kommenden zwei bis drei Wochen die Analyse der Daten aus der finalen Studienphase abschließen. Dabei werde sich die Wirksamkeit des Impfstoffs nochmals verändern, zeigte sich Haas überzeugt. Sobald dies abgeschlossen sei, werde Curevac mit der EMA beraten, ob man noch weitere Daten benötige.

Die Mitteilung zur vorläufigen Wirksamkeit hatte einen drastischen Sturz des Börsenkurses von Curevac ausgelöst. Haas sagte dazu: „In unserem operativen Geschäft und auch bei unserer Liquidität hat sich seit Mittwoch nichts geändert.“

Auch diese Aussage stimmt mit Sicherheit. Was Herr Haas aber bei dieser Tatsache vergisst: An der Börse wird die Zukunft gespielt nicht der Ist-Zustand. Kommt der Impfstoff nicht, dann sieht das operative Geschäft in ein paar Monaten immer noch so aus, wie jetzt und wird nicht kräftig angekurbelt durch sprudelnde Impfstoff-Einnahmen. Daher ist die Fantasie aus dem Kurs abgelassen wurden.

Besser eine schlechtere Wirksamkeit als keine?

Das Unternehmen ist weiter überzeugt, seinen Impfstoff bis zur Zulassung zu bringen. Haas zufolge soll dem auch eine möglicherweise relativ geringe Wirksamkeit nicht im Weg stehen. „Angesichts der Pandemie kann es nur heißen: Wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt, sollte dieser auch zum Einsatz kommen.“ Haas verwies dabei auch auf die zahlreichen Entwicklungsländer, in denen bislang kaum oder gar keine Corona-Impfstoffe verfügbar sind.

Kann das wirklich die Einstellung eines aufstrebenden Biotech-Unternehmens sein? Die Wirksamkeit ist zwar nicht sehr hoch, aber immer noch besser als nichts. Gilt diese Einstellung auch bei den anderen Medikamenten-Kandidaten, die Curevac in der Pipeline hat. Besser dieses Medikament, dass vielleicht hilft oder gar nichts?

Hopp ist weiterhin zuversichtlich

Curevac-Investor Dietmar Hopp glaubt auch weiter an das Unternehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass Curevac erfolgreich sein wird“, sagte er der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Freitag). Dem Portal merkur.de sagte Hopp, er bleibe „auf alle Fälle als Investor erhalten.“ „Ich glaube felsenfest an das Unternehmen“, fügte er hinzu.

Der Bund hält ebenfalls an seiner Beteiligung an Curevac fest, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag erklärte. Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Dabei hat die Bundesregierung aber keinen Einfluss auf das operative Geschäft, erklärte die Ministeriumssprecherin.

Insgesamt kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Curevac zu schnell wachsen wollte und im Unternehmen selbst die Weichen nicht optimal gestellt hat. Dafür bekommt man jetzt an der Börse die Quittung. Hier spielt neben der Fantasie für die Zukunft auch Vertrauen eine große Rolle. Davon hat Curevac einen großen Teil verspielt. Jetzt wird versucht die Situation zu entschärfen. Dafür braucht es aber auch deutlich bessere Daten zum Impfstoffkandidaten und nicht ein Verweis auf die unterschiedlichen Mutanten.

EON: Sinkende Renditen im Anflug?

Strom- und Gasnetzbetreiber wie Eon müssen sich laut dem „Handelsblatt“ auf sinkende Renditen einstellen. Der Eigenkapitalzins, welcher von der Bundesnetzagentur eingeräumt wird, könnte sich von 6,9 auf 4,59 Prozent reduzieren. Dieser Plan geht aus einem Schreiben von Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann an die Mitglieder des Beirats der Agentur hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Die Pläne der Bundesnetzagentur sind nicht neu, stoßen aber auf wenig Gegenliebe bei den betroffenen Konzernen und Anlegern.

Kurz & knapp:

Brenntag: Der Chemikalienhändler rechnet für das laufende Jahr mit mehr Gewinn als bisher. Die Anhebung der Prognose geschehe vor dem Hintergrund der starken Ergebnisse im ersten Quartal, der Fortsetzung des positiven Ergebnistrends im zweiten Quartal und unter Berücksichtigung der Aussichten für den weiteren Jahresverlauf. Brenntag rechnet nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,16 bis 1,26 Milliarden Euro, wie aus einer am Donnerstagabend veröffentlichten Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Zuvor hatte der Konzern mit jeweils 80 Millionen Euro weniger gerechnet. Die neue Prognose berücksichtigt keine Wechselkursschwankungen oder Sondereffekte. Voraussetzung für das Erreichen sei zudem, dass der weitere Einfluss der Covid-19-Pandemie sowohl auf die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch auf den Brenntag-Konzern nicht wesentlich vom derzeit bekannten Umfang abweiche. Den Bericht zum zweiten Quartal 2021 will das Unternehmen am 10. August 2021 veröffentlichen.

BASF: Die Schweizer Bank Credit Suisse hat die Einstufung für den Dax-Konzern auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 79 Euro belassen. Analyst Samuel Perry verwies in einer am Freitag vorliegenden Studie auf ein anhaltend gutes Upstream-Geschäft des Chemiekonzerns. Im Downstream-Bereich dagegen gebe es Aufholbedarf.

Wizz Air: Die britische Investmentbank HSBC hat Wizz Air von „Reduce“ auf „Hold“ hochgestuft und das Kursziel von 4000 auf 4500 Pence angehoben. Die angesichts stark sinkender Covid-19-Zahlen fortschreitende Wiederöffnung der Grenzen und damit die Möglichkeit, wieder zu reisen, gewinne an Dynamik in der EU, schrieb Analyst Andrew Lobbenberg in einer am Freitag vorliegenden Studie zu europäischen Billigfluggesellschaften. Großbritannien dürfte folgen. Damit dürfte die Ergebnisdynamik in den kommenden Wochen in den Fokus rücken.

Redaktion onvista / Sebastian Schlenker/ dpa-AFX

Foto: Homepage Curevac

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