Kutzers Zwischenruf: Wie beim Fußball: Trainieren Sie Ihr Depot!

Hermann Kutzer · Uhr

Deutschland wird Europameister. Vielleicht. Seit der gestrigen Leistungssteigerung gegen Portugal sind die Chancen jedenfalls gestiegen. Und das obwohl der Bundestrainer seinem zunächst so enttäuschenden Startteam entgegen diversen Empfehlungen unverändert vertraut hat. Wenn unsere 11 aufläuft, dann ist dies eine Mischung von unterschiedlichen Profis mit unterschiedlichen Qualitäten. Kann man dieses Bild auch auf ein aktiv geführtes Anlegerportfolio übertragen?

Zumindest beim Teamgedanken: Im Fußball spielt keine Mannschaft mit einem Torwart und 10 Stürmern. Auch nicht mit einer 8er-Abwehrkette vor dem Keeper. Sie kennen wahrscheinlich die alte These, dass Spiele zwar im Sturm gewonnen werden, Meisterschaften aber in der Defensive. Diesen Grundsatz sollten Sie, geschätzte Anleger, auf Ihr Portfolio übertragen, wenn es Ihnen um den langfristigen Erfolg Ihrer Aktien geht. Beim kurzfristigen Spekulieren und auch beim gezielten Stockpicking für einen eher mittelfristigen Zeithorizont werden meist andere Maßstäbe angelegt. Bei der Gelegenheit sei daran erinnert, dass bei einem ausgesprochen langfristigen Investment (mehr als fünf Jahre, besser mehr als zehn Jahre) das Timing der Kaufentscheidung in den Hintergrund tritt. Dann kommt es in erster Linie auf eine ausgewogene Mischung von Offensive und Defensive an (was soll man kaufen?).

Aber Achtung! Was auf den ersten Blick wie ein statisches Konzept anmuten mag, ist in der Praxis ein durchaus dynamischer Vorgang – sollte es jedenfalls sein. Ein Kicker, der seine Leistung nicht bringt, wird früher oder später ausgewechselt. Ähnliches gilt für Ihr Portfolio. Auch prominente Fondsmanager und Vermögensverwalter werben ausdrücklich für ein „aktives Anlagemanagement“. Als Privatanleger sollten Sie einzelne Werte mit enttäuschender Performance durch andere Titel ersetzen. Es gibt ja viele Gründe, die im Einzelfall eine langfristige Neueinschätzung der Aktie erforderlich machen. Wer die Zeit und ein gutes Näschen hat, um sein Depot immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, verbessert die Aussichten für den gewünschten Anlageerfolg.

Nur kurz (und zum wiederholten Mal) erzähle ich die Episode aus Dresden, wo mich vor vielen Jahren ein Sachse im Rentenalter am Rande es Börsentags auf sein „Häbbi-Depot“ ansprach. Aus den maximal sieben bis zehn Dax-Werten werden nur einmal pro Jahr (zum Jahreswechsel) die Verlierer gemessen am Index aussortiert und dafür andere Aktien aufgenommen. Und wer sich besser entwickelte als der Dax, blieb einfach im Depot. Eine ganz einfache Variante des aktiven Asset Managements. Der Mann war voll zufrieden damit: „Wir sind häbbi mit unserem Häbbi-Depot“. Ich hoffe, dass Sie das auch sagen können, liebe Leser.

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