Aktienanlage ist ganz einfach

Stefan Riße · Uhr

Deutschland erlebt seit dem vergangenen Jahr einen regelrechten Aktienboom. Gerade hierzulande ist diese Entwicklung umso erstaunlicher, da sich die Deutschen mit der Aktie doch irgendwie nie so richtig anfreunden konnten wie in anderen Ländern. Immer noch wirkt hier die Aktienemission der Deutschen Telekom 1996 nach, bei der sich viele die Finger verbrannten. Laut dem Deutschen Aktieninstitut DAI sind im Jahr 2020 über 600.000 neue Aktionäre hinzugekommen, der digitale Vermögensverwalter und Onlinebroker Scalable Capital spricht sogar von drei Millionen neuen Anlegern, die nun erstmals ihr Geld in Aktien oder aktienähnliche Produkte investieren.

Die Anzahl der Skeptiker gegenüber der Aktie bleibt hoch

Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Denn es ist heute ja noch viel mehr geboten, in Aktien zu investieren, da sich die Zinsen bei null befinden und damit nicht mal mehr einen Inflationsausgleich abliefern. Hinzu kommen immer mehr Banken, die von ihren Kunden Verwahrentgelt verlangen. Das ist natürlich nichts anderes als ein Durchreichen der Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dennoch bleibt eine große Skepsis gegenüber der Aktienanlage. So erfreulich wie die Entwicklung auch sein mag, liegen noch immer knapp 80 Prozent der liquiden Geldvermögen in Deutschland mittel- und unmittelbar in Festanlagen. Dazu gehören die Sparkonten, das Festgeld und Termingeld, aber auch klassische Lebensversicherungen und die Riester-Rente. Zwei wesentliche Einwände bringen die Skeptiker vor. Ich möchte kein Risiko eingehen und kein Geld verlieren, ist der eine, wobei sie hier völlig missachten, dass die nominale Kapitalsicherheit natürlich vor Vermögensverlusten durch Inflation nicht schützt. Aber die 10.000 Euro, die man auf dem Konto oder im Tresor hat, werden nicht weniger. Das stimmt, und die Aktienanlage kann diese Sicherheit nicht bieten. Der andere Einwand lautet, dass man sich mit der Aktienanlage ja auskennen müsse und man nicht die Zeit habe, sich damit zu beschäftigen. Doch hier irren viele Anleger.

Ein einziges Wertpapier reicht als Aktienanlage aus

Will man einzelne Aktien selbst auswählen, ist es natürlich richtig, dass man sich damit beschäftigen muss und dies auch einen hohen Zeitaufwand bedeuten kann. Aber das muss man nicht tun. Im Grunde reicht ein einziges Wertpapier, um in etwa immer die globale Aktienrendite einzufahren. Man kauft einfach einen MSCI World Index ETF von einem der großen Anbieter und muss sich fortan überhaupt nicht mehr mit dem Thema beschäftigen. Denn so ist man in 1.600 Aktien aus 23 Ländern investiert. Dabei kann man ein paar Prozent schlechter abschneiden als jemand, der die richtigen Aktien aussucht oder gewisse Regionen höher gewichtet. Statistisch gesehen ist bei dieser Form des Aktien-Investments die Chance aber sogar größer, eine höhere Rendite einzufahren als mit aktivem Management des eigenen Depots. Genau so kann man natürlich auch einen ausgewogen investierenden aktiv gemanagten Aktienfonds kaufen. Oder wenn man weniger Schwankungen haben möchte, einen Mischfonds, der auch festverzinsliche Wertpapiere enthält oder mal etwas mehr in Cash gehen kann, wenn der Fondsmanager Kursverluste an den Börsen erwartet. Das Kursrisiko bleibt in jedem Fall, aber die Chance, über einen längeren Zeitraum attraktive Renditen zu erzielen, ist sehr hoch. Bei Festzinsanlagen sind reale Kapitalverluste garantiert. Vor allem dann, wenn die Inflation in Zukunft stärker steigt. So ist zu hoffen, dass die Anzahl der Aktionäre weiter zunimmt. Aber sicher ist auch, dass ein großer Teil der Bevölkerung der Börse gegenüber weiterhin abstinent bleiben und damit große Vermögensverluste hinnehmen wird. Den Schuldnern dürfte es recht sein, denn ihre Schulden werden in der Inflation real um das vermindert, was die Gläubiger real verlieren.

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