Analyse: BMW voll auf Kurs – welcher deutsche Autobauer hat gerade die Nase vorn?

onvista · Uhr

Die Probleme mit Speicherchips und der Lieferkette sind bekannt und alle drei deutschen Autobauer haben damit zu kämpfen. BMW, Daimler und VW versuchen die Stolpersteine mit verschiedenen Werkzeugen aus dem Weg zu räumen und schlagen sich damit auch ganz gut. Das beweist heute wieder BMW. Der Münchener Autobauer liefert einen guten Ausblick auf den Rest des Jahres und den Beginn des neuen Geschäftsjahres.

Jahresziele in greifbarer Nähe

Im Oktober blieben die Verkaufszahlen zwar unter denen des Vorjahres, fielen aber etwas besser aus als gedacht, wie Finanzchef Nicolas Peter am Dienstag in Frankfurt sagte. Auch der November habe gut begonnen. Mit Blick auf die für dieses Jahr angepeilte Marge vor Zinsen und Steuern im Automobilgeschäft von 9,5 bis 10,5 Prozent ist der Manager zuversichtlich. „Ich wäre enttäuscht, wenn wir nicht im oberen Bereich der Prognose landen“, sagte Peter.

Dazu trage die derzeit gute Preissituation bei Neuwagen genauso bei wie die Ergebnisse in der Finanzdienstleistungssparte. Diese profitiert vom hohen Preisniveau bei Gebrauchtwagen, weil Leasingrückläufer zu höheren Preisen verkauft werden können als ursprünglich gedacht. Auch in der Finanzsparte sieht Peter das Unternehmen im oberen Bereich des Korridors für die Eigenkapitalrendite von 20 bis 23 Prozent abschneiden.

2022 soll ähnlich starten

BMW will den Schwung mit in das kommende Jahr nehmen, in welchem der Dax -Konzern weiter grundsätzlich Wachstum erwartet. In den ersten sechs Monaten würden die Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern noch eine größere Rolle spielen als in der zweiten Jahreshälfte, das dann besser ausfallen dürfte, sagte Peter. Das für das Unternehmen vorteilhafte Preisumfeld will der Konzern weiter nutzen. „Wir werden zu Beginn des Jahres die Preise um durchschnittlich ein Prozent erhöhen“, sagte Peter. Um keinen Preiskampf anzuzetteln, sollen auch die aktuell geringen Fahrzeugbestände bei den Händlern niedrig gehalten werden.

E-Anteil soll immer größer werden

Für die derzeit an den Start gehenden vollelektrischen Modelle i4 und iX verzeichnet BMW laut Peters sehr gute Auftragseingänge und schon jetzt lange Lieferzeiten. Die beiden Autos sollen mit dafür sorgen, dass BMW wie geplant nach diesem Jahr auch 2022 seine Auslieferungen vollelektrischer Autos mehr als verdoppeln kann. Mitte des kommenden Jahres will BMW dann auch das Konzern-Flaggschiff, den 7er, in einer vollelektrischen Variante als i7 an den Start bringen. Erzrivale Daimler hat dieses Jahr bereits die S-Klasse der Stammmarke Mercedes-Benz als vollelektrischen EQS auf den Markt gebracht.

Steigt Blackrock bei Ladesäulen mit ein?

Für das Lade-Joint-Venture Ionity, in dem BMW mit anderen Herstellern ein Schnellladenetz an Europas Autobahnen baut, deutet sich derweil eine neue Finanzierungsrunde an. Konkrete Details wollte Peter nicht nennen. „Es macht mit Sicherheit Sinn, weitere Kapitalinvestoren in Ionity mit reinzunehmen“, sagte er aber. „Wir machen jetzt definitiv den nächsten Schritt.“ Kürzlich hatte das „Manager-Magazin“ berichtet, die US-Investmentgesellschaft Blackrock wolle im Rahmen einer Kapitalerhöhung Anteile für eine halbe Milliarde Euro kaufen.

BMW gut, Daimler etwas besser und VW auf dem absteigenden Ast

Werfen Anleger einen Blick auf die Fundamentaldaten, dann wird schnell klar, einen deutschen Autobauer sollten Anleger im Depot haben. Das geschätzte KGV bei allen drei Autobauern unter 10. Bei BMW liegt es bei 5, bei VW wird es auf 6 geschätzt und Daimler liegt bei einem KGV von rund 7. Da fällt es schon schwer nicht gleich alle drei Aktien ins Depot zu holen, wenn man überlegt, dass Tesla auf ein geschätztes KGV von 233 kommt.

Anleger die jetzt noch keinen einzigen Autobauer im Depot haben, stehen somit vor der Qual der Wahl. Aber eigentlich können sie langfristig nichts falsch machen. Alle drei deutschen Autobauer werden sich in der Zukunft gut schlagen und das dürften auch die Kurse widerspiegeln. Wer trotzdem differenzieren möchte, der sollte sich auf das aktuelle Momentum in den Aktien konzentrieren. Das spricht aktuell für Daimler. Die Abspaltung der Trucksparte sorgt gerade für Fantasie in den Papieren und die Experten kommen in ihren Analysen immer häufiger zu einem dreistelligen Kursziel.

Aber auch im BMW-Papier ist aktuell viel Dampf drin, auch wenn die Aktie heute im Minus liegt. Nach einem kurzen Schwächeanfall ist der Kurs wieder recht zügig über die Marke von 90 Euro zurückgekehrt. Auch bei BMW ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Kurs in den dreistelligen Bereich vordringen wird.

VW ist schon seit längerer Zeit im dreistelligen Bereich. Allerdings befindet sich das Papier in einer Korrektur und ist dabei auch die Unterstützung bei 200 Euro gerissen. Langfristig dürfte Die Aktie den Dreh wieder hinkriegen, wo sie allerdings ihren Boden finden ist aktuell noch nicht abzusehen. Anleger die noch nicht investiert sind sollten sich um die 180 Euro auf die Lauer legen. Wer investiert ist, sollte die Schwächephase der Aktie aushalten.

Unterm Strich steht fest. Langfristig orientierte Anleger kommen an mindestens einem deutschen Autobauer nicht vorbei. Zu der günstigen Bewertung kommt als Sahnehäubchen noch bei Daimler, BMW und VW eine gute Dividendenrendite oben drauf. VW liegt bei 3,88 Prozent, Daimler bei 4,48 Prozent und BMW bei 5,29 Prozent. Anlegerherz, was möchtest du mehr?

Von Markus Weingran

Foto: Jenson/ Shutterstock.com

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