Evergrande: Sorgen vor Flächenbrand im Immobiliensektor weiten sich aus – weitere Unternehmen kommen in die Bredouille

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Die jüngsten Entwicklungen beim chinesischen Immobilienkonzern Evergrande schüren wieder die Ängste vor einem Flächenbrand am Markt. Die Aktien des hochverschuldeten Unternehmens sackten am Mittwoch auf ein neues Rekordtief von 1,72 Hongkong Dollar ab. Die Titel des kleineren Rivalen Kaisa wurden vom Handel ausgesetzt, nachdem Sorgen vor einem Zahlungsausfall die Runde gemacht hatten. Ein Insider mit direkter Kenntnis der Angelegenheit hatte gesagt, dass Kaisa aller Voraussicht nach eine bereits verlängerte Frist für die Begleichung von Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Millionen Dollar nicht einhalten werde. Kaisa wollte sich dazu nicht äußern. Das Unternehmen steht auf Platz 27 der größten Immobilienentwickler.

Eine Gruppe von Anleiheinhabern habe Kaisa einen Vorschlag zur Stundung gemacht, doch sei das Ergebnis noch offen, berichtete die Finanzagentur Bloomberg unter Hinweis auf informierte Personen. Der Aktienkurs des Unternehmens hat in diesem Jahr um 75 Prozent an Wert verloren. Am Wochenende hatte die chinesische Zentralbank noch beteuert, dass Evergrande ein „Einzelfall“ sei.

Dabei haben auch andere Immobilienentwickler schon gewarnt, dass sie nicht in der Lage sein könnten, Verpflichtungen nachzukommen. Ähnlich wie Evergrande teilte China Aoyuan Group vergangene Woche mit, es gebe wegen Liquiditätsproblemen keine Garantie, dass bestimmte Zahlungen gemacht werden könnten. Die Aoyuan-Gruppe steht auf Platz 35 der chinesischen Immobilienkonzerne. Da die Kreditwürdigkeit herabgestuft wurde, verlangen immer mehr Gläubiger ihr Geld zurück.

Totalausfall der ausländischen Anleihen droht

Beim Baukonzern Evergrande, der mit mehr als 300 Milliarden Dollar verschuldet ist, waren bereits am Montag Zahlungsfristen abgelaufen. Bei beiden Unternehmen droht nun ein Totalausfall der betroffenen ausländischen Anleihen, was weitere Bonds in Mitleidenschaft ziehen würde und nach Einschätzung von Experten zu größeren Problemen in der ganzen Branche führen könnte. Evergrande hat nach eigenen Angaben ausländische Anleihen im Volumen von 19 Milliarden Dollar ausstehen, bei Kaisa sind es zwölf Milliarden Dollar.

Ratingagenturen läuten den Alarm

Ratingagenturen wie S&P Global und Fitch hatten zuletzt die Bonitätsnoten der chinesischen Bauunternehmen gesenkt und vor Ansteckungseffekten gewarnt. Analysten gehen inzwischen davon aus, dass die Regierung in Peking eingreifen wird, um eine größere Welle zu verhindern. Evergrande hat etwa ein Risiko-Kommittee einberufen mit Vertretern des Staates, die den Konzern restrukturieren sollen. Auch soziale Probleme will die Regierung vermeiden. Über das ganze Land verteilt betreibt und entwickelt Evergrande 1300 Immobilienprojekte, viele davon noch nicht abgeschlossen. Insgesamt sind 200.000 Menschen beschäftigt und jährlich werden fast vier Millionen Menschen angeheuert für Bauarbeiten.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: hxdbzxy/ Shutterstock.com

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