Dax: Leitindex im Bann des Ukraine-Konflikts – Nur Delivery Hero, Symrise und FMC schaffen ein Plus – Deutsche Bank, MüRü und BASF am Dax-Ende

onvista · Uhr

Die Furcht vor einer militärischen Eskalation des Ukraine-Konflikts hat am Montag den deutschen Aktienmarkt stark belastet. Signale von Russlands Präsidenten Wladimir Putin für eine Fortsetzung der Verhandlungen mit dem Westen grenzten allerdings die Verluste etwas ein.

Der Dax <DE0008469008> schloss 2,02 Prozent tiefer bei 15 113,97 Punkten, nachdem er am Vormittag aus Furcht vor einem unmittelbar bevorstehenden Krieg in Osteuropa mit 14 844 Zählern deutlich unter die 15 000er-Marke gerutscht war. Der MDax <DE0008467416> der mittelgroßen Werte büßte 2,01 Prozent auf 32 733,51 Punkte ein.

Die geopolitische Zuspitzung sei zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt geschehen inmitten der Gemengelage bestehend aus Sorge vor Preissteigerungen, Zinsangst und Konjunkturbangen, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Anzeichen einer weiteren Diskussionsbereitschaft des russischen Präsidenten mit Vertretern der Nato und der USA hätten den Verkaufsdruck nun aber abgemildert.

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Finanzwerte zählten zu Wochenbeginn europaweit und auch im Dax zu den größten Verlierern. Deutsche Bank <DE0005140008> und Munich Re <DE0008430026> büßten jeweils mehr als drei Prozent ein. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen machten Börsianer für die Verluste ebenso verantwortlich wie die etwas schwindende Fantasie von recht bald steigenden Zinsen in der Eurozone.

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Nach ihrem jüngst guten Lauf dank der Aussicht auf anziehende Sommer-Buchungen fielen auch die Aktien der Lufthansa <DE0008232125> um gut drei Prozent. Für die Anteile des Flughafenbetreibers Fraport <DE0005773303> ging es ähnlich deutlich bergab. Zu Wochenbeginn waren die Sorgen größer geworden, dass der sich zuspitzende Ukraine-Konflikt neue Restriktionen im Reiseverkehr mit sich bringen wird.

Auch zyklische Industriewerte verloren angesichts der mit einem möglichen Krieg in Osteuropa einhergehenden Konjunkturabschwächung deutlich. Am MDax-Ende sackten Thyssenkrupp-Papiere <DE0007500001> um rund sieben Prozent ab.

Im Nebenwerteindex SDax <DE0009653386> reagierten die Anleger von Deutz <DE0006305006> verstimmt auf die Nachricht, dass Vorstandschef Frank Hiller vom Aufsichtsrat einstimmig aus dem Vorstand abberufen worden war. Hintergrund sind Differenzen über den Umgang mit Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen. Die Anteilsscheine von Deutz verloren 4,7 Prozent.

Vorne im SDax stachen die Anteile des Biokraftstoff-Herstellers Verbio <DE000A0JL9W6> mit einem Plus von gut drei Prozent heraus. Ein positiver Analystenkommentar hatte den Kurs gestützt. Der Experte Florian Pfeilschifter von der Investmentbank Stifel verwies unter anderem auf die anhaltend hohen Biokraftstoffpreise.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 <EU0009658145> sackte um 2,18 Prozent auf 4064,45 Punkte ab. Ebenfalls sehr schwach präsentierte sich die Leitbörse in Paris <FR0003500008>, während der Londoner FTSE 100 <GB0001383545> etwas weniger stark unter Druck geriet. In New York stand der Dow Jones Industrial <US2605661048> zum europäischen Handelsschluss ein halbes Prozent tiefer.

Der Euro <EU0009652759> fiel angesichts der weiterhin angespannten Lage an der ukrainisch-russischen Grenze. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1316 (Freitag: 1,1417) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8837 (0,8759) Euro.

Die Renditen deutscher Bundesanleihen haben am Montag belastet durch den Ukraine-Konflikt etwas nachgegeben. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 0,02 Punkte auf 0,27 Prozent. Die Rendite rangiert damit etwas unterhalb ihres in der vergangenen Woche markierten dreijährigen Höchststandes.

Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future <DE0009652644> lag bei 165,21 Punkten. Am späten Freitagnachmittag hatte er noch merklich unter 165 Punkten gelegen und dann im späten Handel zugelegt. Der Future lag zuletzt jedoch deutlich unter seinen Tageshöchstständen.

An den Finanzmärkten sorgt die weiter angespannte Lage an der ukrainisch-russischen Grenze für Zurückhaltung. Die wachsende Kriegsgefahr stützt sichere Papiere und belastet die Aktienmärkte. Die jüngsten diplomatischen Bemühungen haben keine sichtbaren Erfolge erzielt. Viele Länder haben ihre Bürger aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland in der Krise mit der Ukraine erneut mit harten Sanktionen gedroht, zugleich aber das Dialogangebot untermauert.

Konjunkturdaten stehen zum Wochenstart kaum auf dem Programm. Allerdings äußern sich einige hochrangige Notenbanker, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Zuletzt hatten einige Zentralbanker versucht, die hohen Zinserwartungen an die Europäische Zentralbank zu dämpfen. Angesichts der hohen Inflation werden an den Geldmärkten insgesamt bis zu zwei Zinsanhebungen bis zum Jahresende für möglich gehalten. Bankanalysten sind meist zurückhaltender: „Wir gehen von nur einem Zinsschritt der EZB im Dezember aus“, heißt es etwa von der Dekabank.

— Von Lutz Alexander, dpa-AFX —

Foto: H-AB / shutterstock.com

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