onvista-Börsenfuchs: An der Börse droht keine Inflation

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Hallo Leute! Beim Thema Inflation haben sich unsere Experten ganz schön verrechnet. Teilweise noch bis zum Jahreswechsel. Selbst Politiker (und deren Berater) und manche Banker geben inzwischen zu, die Nachhaltigkeit der Teuerung unterschätzt zu haben. Wenn wir 2022 durchschnittlich eine Steigerung von etwa 4 Prozent erreichen, kann man nicht mehr von einem „kurzfristigen Aufflackern der Inflation“ sprechen. Immer öfter taucht jetzt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale in den öffentlichen Diskussionen auf.

Bisher hatte Inflation nix mit den denkbaren Folgen eines Kriegs auf europäischem Boden zu tun. Statt Geopolitik stand vor allem die Geldpolitik im Fokus. Mit anderen Worten: Zu den schlimmen (wirtschaftlichen) Folgen einer militärischen Ost-West-Konfrontation für die ganze Bevölkerung würde eine zusätzliche Beschleunigung der Preissteigerungen kommen. Ifo-Präsident Clemens Fuest hat vor ein paar Tagen vor einem Preisschock bei Öl und Gas gewarnt, falls es zu einem Einmarsch Russlands in die Ukraine kommt. Selbst wenn die Gaslieferungen nicht eingeschränkt würden, käme es zu einem Preisschock, jedenfalls vorübergehend. Das träfe private Haushalte und Industrie in Deutschland gleichermaßen.

Aber auch so steht jetzt die Lohn-Preis-Spirale im Raum, also das gegenseitige Hochschaukeln von Löhnen und Preisen. Die Bundesbank rechnet in Zeiten erhöhter Inflation damit, dass sich die Arbeitnehmer einen größeren Schluck aus der Lohnpulle gönnen. „In der diesjährigen kleinen Tarifrunde für rund 8 Millionen Beschäftigte könnten die günstigen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven, zunehmende Arbeitsmarktknappheiten und hohe Inflationsraten zu spürbar stärkeren Lohnabschlüssen beitragen“, heißt es im heute veröffentlichten Monatsbericht. Und unverhohlene Kritik an den Europäischen Zentralbank kommt aus der Kreditwirtschaft. Immer mehr Menschen verzweifeln an den steigenden Preisen und rutschen mit ihren Konten ins Minus, schimpft der Sparkassenverband Westfalen-Lippe in Richtung EZB. Die soll der Öffentlichkeit endlich klar vermitteln, dass sie in der Wiederherstellung der Preisstabilität die absolut höchste Priorität für ihr Handeln sieht. Sie müsse ihre expansive Geldpolitik dringend beenden und den Leitzins anheben. Die aktuellen Inflationswerte wirkten wie ein „Armuts-Booster“ (ein bemerkenswerter Vergleich).

Ich will den Inflationsärger heute nur dazu nutzen, auf die Sonderstellung der Börse hinzuweisen. Denn der Aktienmarkt leidet nur indirekt unter der Teuerung, wenn diese zu lang zu hoch ist. Das würde die Lage in der ganzen Volkswirtschaft versauen und damit die Stimmung auch an den Finanzmärkten belasten. Noch ist es nicht so weit, meine Freunde. Deshalb bleibt’s auch bei meinem Vorschlag, das Duo aus Aktien & Gold als Kerninvestment beizubehalten. Jedenfalls droht keine Inflation der Aktienkurse – selbst wenn sie wieder steigen.

PS: Soeben neuer Kursrutsch des Dax – reagiert aber nicht panisch mit Käufen oder Verkäufen! Denn Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber.

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