onvista Börsenfuchs: Der Preis des Krieges

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Hallo Leute! Die Entwicklung des Ukraine-Konflikts ist viel schlimmer als befürchtet. Die TV-Bilder sind total entsetzlich. Und außer Wladimir Putin (ist der Mann krank?) weiß keiner, wie’s weitergehen soll. Da wird die Börse mit ihren hypernervösen Kursschwankungen zur Nebensache. Den Preis des Krieges müssen zunächst die Opfer, müssen die Bürger der Ukraine zahlen. Letztlich wird er aber für uns alle teuer – auch für die Russen.

Unsere Volkswirte und Analysten versuchen bereits, den wirtschaftlichen Preis abzuschätzen. Während der vollständige Verlauf des Konflikts noch nicht bekannt ist, werden die Auswirkungen auf die Märkte merklich sein, da steigende Energiepreise die ohnehin schon hohe Inflation in die Höhe treiben. Die EZB gerät dadurch in eine schwierige Lage. Die Inflationsraten liegen bereits jetzt auf einem Rekordniveau, weshalb die Märkte über Zinsanhebungen im weiteren Jahresverlauf spekuliert hatten. Ein Preisanstieg bei Rohstoffen kommt jedoch de facto einer „Steuer“ auf Produktion und Verbrauch gleich, die das Wachstum dämpft. Daher könnte es sein, dass die EZB sich auch bei weiter steigenden Inflationsraten zunächst noch zurückhält. Deshalb vermuten namhafte Fondsstrategen: Insgesamt dürften steigende Rohstoffpreise das Wachstum der Weltwirtschaft dämpfen. Europa wird davon wohl am stärksten betroffen sein.

Das Ifo-Institut hat heute dazu krasse Zahlen vorgelegt: Die Deutschen müssen sich auf weiter steigende Preise einstellen. Viele Unternehmen planen, sie in den kommenden drei Monaten zu erhöhen. Das geht hervor aus einer aktuellen Ifo-Befragung hervor. Dabei wurde ein neuer Höchstwert erreicht! Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen und damit viele weitere Preise für die Verbraucher. Eine 5 vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine 3, befürchtet das Institut. Die enorm hohen Umfragewerte ziehen sich durch alle Wirtschaftszweige. Besonders viele Unternehmen im Einzelhandel wollen ihre Preise anheben und dort vor allem die Lebensmittelhändler. Es folgten der Großhandel und die Industrie.

ZEW-Professor Heinemann macht auf einen anderen Aspekt aufmerksam: Der 24. Februar 2022 wird sich auch für die Haushaltspolitik in Deutschland und Europa als Wendepunkt erweisen. Rüstungsausgaben werden künftig wie Klimainvestitionen wieder zu einem unverzichtbaren Beitrag zu einem europäischen öffentlichen Gut werden. EU-Länder, die diese Aufgabe vernachlässigen, werden künftig noch stärker als Trittbrettfahrer an den gemeinsamen Sicherheitsinteressen dastehen. Diese Wende wird die Verteilungskämpfe in den Haushalten verstärken. Es wäre wenig angemessen, die unabweisbare Notwendigkeit höherer Verteidigungsausgaben nun als Argument für eine Aufweichung des Stabilitätspakts oder der Schuldenbremse zu nutzen. Sicherheit ist ein öffentliches Gut mit unmittelbarem Gegenwartsnutzen – diese Finanzierung kann man nicht nachfolgenden Generationen überlassen.

Tja, da sieht man wieder einmal, wie alles zusammenhängt, wie Ost und West miteinander verbunden sind. Ein Krieg hat auch mittelbare Folgen. Dazu gehören die Folgekosten. Mir macht der nachhaltige Anstieg der Inflation Sorgen. Denn der hätte wiederum Auswirkungen auf alles Mögliche – von der Geldpolitik bis zur Konjunktur. Und dann auch für den Aktienmarkt. Meine bullische Haltung zu Dax & Co, gerät jedenfalls ins Wanken.

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