US-Notenbank: Fed hebt Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozent an – die Märkte reagieren nur kurz

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Es ist gekommen wie bereits erwartet: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erhöht erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ihren Leitzins wieder. Der wichtige Zinssatz für die weltgrößte Volkswirtschaft steigt um 0,25 Prozentpunkte und liegt damit nun in der Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Die Notenbank gehe davon aus, dass weitere Anhebungen „angemessen sein werden“.

Die US-Börsen haben in einer ersten Reaktion negativ auf den Zinsentscheid reagiert, sind dann jedoch wieder deutlicher ins Plus geklettert. Der Dow Jones notiert nach einem kurzen Rutsch ins Minus bei plus 0,5 Prozent, der S&P 500 steht ein Prozent im Plus, während der Nasdaq nach zwischenzeitlich deutlicher Schwäche wieder ein Plus von über 2 Prozent vorweist, wie bereits im frühen US-Handel. Eine Erhöhung um 0,25 Prozent des Leitzinses war am Markt bereits erwartet und eingepreist. Auch ging aus der Pressekonferenz zunächst nichts hervor, was weitere Sorgen der Anleger verursacht hätte. Der Pfad mehrerer Zinserhöhungen in den kommenden Monaten dürfte wie erwartet erfolgen, um die Inflation einzudämmen.

Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die USA seien „sehr unsicher“, heißt es in der Mitteilung der Fed. Kurzfristig dürften sie einen Aufwärtsdruck auf die Inflation erzeugen. Gleichzeitig sollte das Wirtschaftswachstum belastet werden.

In den vergangenen Monaten hat sich der Preisauftrieb in den USA kräftig verstärkt und die Inflationsrate erreichte im Februar mit knapp acht Prozent den höchsten Stand seit 40 Jahren. Wie aus der zeitgleich veröffentlichten Prognose der US-Notenbank für die weitere konjunkturelle Entwicklung hervorgeht, wird Ende 2022 mit einer Inflationsrate von 4,3 Prozent gerechnet. Die ist immer noch doppelt so hoch wie das von der Fed anvisierte Inflationsziel von zwei Prozent.

Mehrere Zinsschritte dürften folgen

Mittlerweile rechnet die Fed mit einem Leitzins von 1,9 Prozent in diesem Jahr und sogar 2,8 Prozent im kommenden Jahr. Auch soll die durch Corona-Notprogramme angeschwollene Fed-Bilanz bald reduziert werden, was dem Finanzmarkt Liquidität entziehen würde.

Notenbankchef Jerome Powell hatte Anfang des Monats im US-Kongress erklärt, es sei das Ziel der Fed, einen „langen Aufschwung“ zu ermöglichen, der weiter für einen starken Arbeitsmarkt sorgen werde. „Und das ist nur möglich in einem Umfeld von Preisstabilität.“ Eine hohe Inflationsrate schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro oder Dollar weniger kaufen können als zuvor.

Eine Herausforderung für die US-Zentralbank ist es dabei, dass sie die Ursachen der Preissteigerungen nur begrenzt beeinflussen kann. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise etwa reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wiederum dürfte Experten zufolge zu neuen Problemen der Lieferketten führen, genauso wie weitere Corona-Lockdowns in China – wie jüngst in der Metropole Shenzhen.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die Wirtschaft wieder, und der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv. Die Arbeitslosenquote war zuletzt auf niedrige 3,8 Prozent gefallen. Viele Firmen klagen bereits über einen Mangel an Arbeitskräften.

Kaufprogramm beendet – EZB muss nachziehen

Angesichts der guten Wirtschaftsentwicklung und der hohen Inflation hatte die Fed schon Ende vergangenen Jahres eine wichtige Kehrtwende eingeleitet: Weg von den erheblichen Hilfsprogrammen zum Kampf gegen die Corona-Krise und hin zu einer strafferen Geldpolitik. Monatliche Wertpapierkäufe von bis zu 120 Milliarden Dollar, um den Finanzmärkten Liquidität zu verschaffen und die Konjunktur zu stützen, liefen nach einer Drosselung bereits in diesem Monat aus. Dies galt als Vorausbedingung für die erste Leitzinserhöhung.

Auch Europas Währungshüter steuern inzwischen auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt ihre milliardenschweren Anleihenkäufe früher zurück als geplant und stellt deren Ende im Sommer in Aussicht. Wann die Zinsen im Euroraum nach jahrelangem Rekordtief wieder steigen werden, ist noch unklar.

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