Wichtiger als die Ereignisse ist die Stimmung!

Stefan Riße · Uhr

Die Aktienkurse haben sich zuletzt deutlich erholt, obwohl eine echte Aussicht auf Frieden sich noch nicht abgezeichnet hat. Schon der Börsenaltmeister André Kostolany sagte, Börsenprognosen seien die Antizipation im Quadrat. So müsse man nicht nur die Ereignisse vorausahnen, sondern auch die Reaktion des Publikums auf die Ereignisse. Nur dann könne man eine Idee davon haben, in welche Richtung ein Markt liefe. Außerdem komme es dann noch darauf an, welcher Teil des Publikums gerade die Aktien hält. Sind es eher die schwachen Hände oder doch die starken? Kostolany teilte sie ein in die Zittrigen und Hartgesottenen.

Stimmungsindikatoren deuten auf Ausverkauf hin

Um einen Wechsel von den schwachen in die starken Hände diagnostizieren zu können, ist es wichtig, dass es zuvor zu Extremwerten in der negativen Stimmung gekommen ist, weil dies ein Indikator dafür ist, dass ein Ausverkauf stattgefunden hat und die Aktien tatsächlich von den zittrigen in feste Hände gewandert sind. Anleger, die mit hohen Hebeln arbeiten, werden in einer solchen Phase durch ihre notwendigen Stopp-Loss-Aufträge aus dem Markt herausgeschmissen und die Aktien befinden sich danach bei Anlegern, die nur voll bezahlte Engagements eingehen. Diese müssen nicht verkaufen, selbst wenn der Markt mal zurückkommt, so dass das Abwärtspotenzial begrenzt ist. Schaut man auf die Stimmungsindikatoren, dann zeigt sich zum Beispiel bei dem von Goldman Sachs, dass ein solcher Ausverkauf stattgefunden haben dürfte.

Quelle: Goldman Sachs; @Wall Street St. Jesus; The Daily Shot

Alles deutet auf gelungen Umschwung hin

Auch der Nasdaq-Oszillator deutet darauf hin, dass wir uns in einem Aufwärtsimpuls bei Technologietiteln befinden, wie hier schon prognostiziert.

Denn diese sind am wenigsten vom Krieg betroffen. Erstens befinden sich die meisten von ihnen in den USA und sind damit geographisch schon weiter entfernt von dem Konflikt, sollte es – was wir alle nicht hoffen – zum Einsatz von Biowaffen kommen, deren Wirkung dann auch in NATO-Ländern zu spüren wäre. Auch ein Atomkraftwerk könnte getroffen werden und eine Atomwolke Richtung Europa ziehen. Amerika wird sie zunächst nicht erreichen. Und die Technologiewerte bewegen sich mit Ihrem Angebot im virtuellen Raum, den man umso mehr nutzt, wenn man aus Angst vor einer Pandemie oder auch aus Angst vor einem Krieg das Haus nicht verlässt. Oder man verlässt es nicht, weil die Fahrt mit dem Auto zu einem Ausflugsziel einfach zu kostspielig geworden ist. Die Energieabhängigkeit dieser Unternehmen ist zudem auch gering. Es würde daher nicht verwundern, wenn die Technologiewerte trotz ihrer sicherlich nicht günstigen Bewertung zunächst nochmal neue Höchststände erreichen würden.

Auch gestiegene Zinsen müssen zunächst nicht schrecken

Bleiben noch die gestiegenen Zinsen. Nicht nur die Notenbank in den USA hat diese erhöht, viel relevanter ist der Anstieg der langfristigen Zinsen, der in Rekordgeschwindigkeit stattgefunden hat. Und viel relevanter ist auch ein mögliches Quantitativ Tightening, bei dem die Notenbank anfängt, Anleihen aus ihrer Bilanz zu verkaufen. Noch ist dies nicht passiert und auch bei den langfristigen Zinsen dauert es in der Regel länger, bis dies negative Auswirkungen auf die Aktien hat. Insofern besteht zunächst durchaus Grund für Optimismus.

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