Kutzers Zwischenruf: Neue Verkehrsschilder für Aktienanleger

onvista · Uhr
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Wie geht’s jetzt weiter? Niemand weiß das (mit Sicherheit). Doch gibt es zahlreiche börsenrelevanten Orientierungshilfen für den Privatanleger, damit der sich eine Meinung bilden kann, wo es wahrscheinlich langgeht – besser: langgehen kann. Dazu gehören naturgemäß die fundamentalen Berichte der Aktiengesellschaften selbst, dazu alle möglichen Studien, Analysen und Prognosen. Meist wird dem Anleger damit die Entscheidungsfindung nicht abgenommen, sondern „nur“ erleichtert. Mitunter tragen die Veröffentlichungen aber auch zur Verunsicherung bei, wenn allzu unterschiedliche Ergebnisse herauskommen.

Die aktuellen Konjunkturumfragen lesen sich gruselig (gestern der Sentix-Index), dann aber auch gemäßigt (heute der ZEW). Die Interpretation ist dann Ansichtssache, wird durch Analysten von Banken, Investmentgesellschaften und anderen Vermögensverwaltern oft auch mitgeliefert – ein Beispiel von heute:

Trotz leichter Entspannung starker Gegenwind im zweiten Quartal. Die Finanzmarktteilnehmer blicken laut ZEW-Index im Mai zwar etwas optimistischer auf Deutschlands Wirtschaft, eine Trendwende ist das aber noch lange nicht. Die in der Summe weiterhin pessimistische Stimmung ist wegen der hohen Inflation und der globalen Lieferkettenproblematik keine Überraschung. Die Lockdowns in China belasten den Außenhandel und setzen Deutschlands exportorientierten Wirtschaft zu – eine Besserung ist derzeit nicht absehbar. Auch beim russischen Angriffskrieg in der Ukraine gibt es kaum Fortschritte, die eine zufriedenstellende Lösung für die beteiligten Parteien in Aussicht stellen. Die heutigen Umfrageergebnisse sowie das schwierige Umfeld machen deutlich, dass auf Deutschlands Konjunktur zumindest im zweiten Quartal ein ordentlicher Gegenwind trifft, glauben die Analysten der DZ Bank.

Ganz anders das Bild für Freunde der Dividendenstrategie: Der deutsche Aktienmarkt lässt sein Corona-Tief endgültig hinter sich und schüttet für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Rekord-Dividende in Höhe von 57 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von über 30 Prozent. Die bisherige Rekordsumme lag für das Geschäftsjahr 2017 bei 49,3 Milliarden Euro. Mit mehr als 50 Prozent der ausgeschütteten Dividenden stellen die Sektoren Automobil, Industrie und Versicherungen den größten Anteil. Dividenden-König ist die Mercedes Benz Group mit einer Ausschüttung in Höhe von 5,3 Milliarden Euro, dicht gefolgt vom Versicherungs-Riesen Allianz.

In diesem Zusammenhang werden von Anlagestrategen gerne „Dividendenaristokraten“ empfohlen. Darunter versteht man Unternehmen, die regelmäßig die Dividende bezahlt und angehoben haben. Aufgrund der Stabilität und hohen Verlässlichkeit der Dividendenzahlungen sind diese Wertpapiere im Nullzinsumfeld auch bei Bondinvestoren beliebt. Dividendenkontinuität ist oft ein Indiz für ein erfolgreiches und etabliertes Geschäftsmodell mit einer führenden Marktposition, Wettbewerbsvorteilen und einer hohen Qualität der Bilanz. Anders als im Straßenverkehr können Sie sich auf Orientierungshilfen nicht voll verlassen, geschätzte Anleger. Deshalb appelliere ich gerne an Ihre eigene Initiative: Investieren Sie in Zeit, kümmern Sie sich konkret um Ihre Kapitalanlagen – werden Sie also zu „Selbstentscheidern“!

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