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dpa-AFX · Uhr
    Frage der fairen Verteilung, Kommentar zu Uniper von Antje Kullrich
Frankfurt (ots) - Genau zwei Wochen hat es gedauert, bis die Drosselung der
Gaslieferungen aus Russland den ersten Versorger zwingen, die Dimension der
ganzen Misere auf Unternehmensebene herunterzubrechen und um Hilfe zu rufen. Mit
Uniper schlägt ein Dickschiff, der größte deutsche Abnehmer russischen Gases,
Alarm. Jetzt ist es wohl nicht so, dass Uniper ganz kurzfristig ein akutes
Liquiditätsproblem droht. Denn die bestehenden milliardenschweren
Kreditfazilitäten sind ja nach Bekunden des Unternehmens noch längst nicht
ausgeschöpft.

Der Zeitpunkt für das früh abgesetzte, sich doch recht dramatisch lesende SOS
dürfte zwei Gründe haben: Zum einen die erhebliche Unsicherheit mit Blick auf
die weitere Entwicklung. Die Situation könnte sich für die Versorger schnell
verschärfen: Am 11. Juli steht eine Wartung der Pipeline Nord Stream 1 an, die
bis zum 22. Juli dauern soll. Dabei könnte Russland die Lieferung weiter
einschränken oder gänzlich einstellen. Zudem gibt es Befürchtungen, dass die
Gaslieferungen danach nicht wieder aufgenommen werden.

Zum anderen läutet Uniper gerade zu dem Zeitpunkt laut die Alarmglocke, wenn in
Berlin wichtige Entscheidungen in Sachen Energieregulierung in der Krise
anstehen. Am Freitag tagt das Kabinett und berät über das
Energiesicherungsgesetz. Die zweite Stufe im Gasnotfallplan ist zwar ausgerufen,
aber die Preisanpassungsklausel noch nicht aktiviert. Denn die Bundesnetzagentur
hat die Gasmangellage noch nicht festgestellt. Uniper kann die hohen Kosten
nicht weiterreichen.

Letztendlich geht es um die Verteilung der erheblichen Lasten durch die
explodierenden Preise bei der Gasbeschaffung. Uniper will möglichst zügig nicht
mehr die Hauptlast schultern, sondern auch die Kunden in die Pflicht nehmen. Wie
die Umverteilung technisch ausgestaltet werden soll und wie es gelingen soll,
alle in der Gaslieferkette Beteiligten gleichmäßig und möglichst noch sozial
gerecht zu beteiligen, wird gerade in Berlin heiß diskutiert.

Fairerweise müssten ja eigentlich auch aus der Situation des externen
Kriegsschocks entstehende Zugewinne gegengerechnet werden. Bei Uniper sind das
zum Beispiel die zusätzlichen Erträge aus der Verlängerung der Laufzeiten der
Kohlekraftwerke des Konzerns. Eine durchdachte Steuerung als Hilfe für die
Gasversorger ist das Gebot der Stunde. Der Einstieg des Staates bei
privatwirtschaftlichen Konzernen hat sich jedoch schon in der Vergangenheit
meist als eher suboptimale Lösung herausgestellt.

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