Markt Update: Schwache Zahlen der US-Banken verstärken Abwärtstrend im Dax - Lediglich Zalando leicht im Plus, Verkäufe helfen Bayer und Telekom nicht und Hugo Boss sowie TSCM erhöhen die Prognose

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Der Start in die Berichtssaison hat keine Wende an den Aktienmärkten gebracht. Die Quartalszahlen der US-Banken haben eher die Rezessionssorgen der Anleger noch verstärkt. Sowohl die größte US-Bank JPMorgan als auch Morgan Stanley blieben mit ihren Zahlen hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Das war aber eigentlich nicht das Schlimmste an den Zahlen. 

Was die Anleger weiter verunsicherte war die Tatsache, dass der Gewinn von JPMorgan um 28 Prozent rückläufig war, weil das Institut unter der Leitung von Jamie Dimon die Rückstellung für Kreditausfälle erhöhte. Der Chef von JPMorgan hatte zuletzt davor gewarnt, dass ein "Hurrikan" über die Märkte ziehen wird und darauf scheint er seine Bank vorzubereiten. Neben den Rückstellung wurde auch das Aktienrückkaufprogramm vorläufig auf Eis gelegt. Dimon sagte bei der Veröffentlichung der Zahlen: "Wir sind auf alles vorbereitet". JPMorgan werde seinen Kunden auch "in den härtesten Zeiten" weiter zur Seite stehen.

Das setzte nicht nur die eigene Aktie unter Druck, sondern erhöht auch die Verunsicherung bei den Anlegern. Die US-Märkte eröffneten im Minus und alle drei großen Indizes liegen deutlich über ein Prozent im Minus. Der Start in die Berichtssaison ist damit mehr als verhagelt. Es ist auch nicht zu erwarten, dass Wells Fargo und die Citi morgen ein anderes Bild zeichnen werden. 

Für Anleger bleibt daher nur die Möglichkeit jetzt auf die Aktien zu setzen, die mit ihren Zahlen überzeugen. Die könnten vor allen Dingen aus der Gesundheitsbranche kommen. Morgen ist ebenfalls die UnitedHealth Group an der Reihe mit ihrer Bilanz. Sollte der Versicherer mit seiner Bilanz überzeugen, dann könnte das ein Lichtblick für die Branche sein.   

Der Dax nähert sich jedenfalls wieder der Marke von 12.000 Punkten. Sollten nicht schnell gute Nachrichten auftauchen, dann dürfte der Leitindex die Runde Marke wieder ins Visier nehmen. Zu den allgemeinen Problemen kommt in der Dax-Familie noch die Sorge, dass Russland auch nach den Wartungsarbeiten den Gashahn zulässt. Hier hat Gazprom in einer Mitteilung die Ängste weiter entfacht. Der Konzern könne den sicheren Betrieb einer "kritischen Anlage", die Teil der Nord Stream 1-Gaspipeline ist, nicht garantieren, da Zweifel an der Rückgabe einer Siemens-Turbine aus Kanada bestünden, teilte das Unternehmen heute mit. "Gazprom verfügt über kein einziges Dokument, das es Siemens Energy erlaubt, eine Gasturbine aus Kanada ... für die Portovaya-Station zurückzubringen", hieß es in einer Mitteilung die Reuters zitiert.

Damit geht das Bangen jetzt noch 7 Tagen weiter erst dann wird sich zeigen, ob Russland wirklich kein Gas mehr in die Bundesrepublik liefert. Bis dahin wird jedes Säbelrasseln aus Moskau die Sorgen der Anleger vergrößern. 

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Die 12.000 rückt näher

Der Dax weitete seine Verluste stetig aus und fiel im späten Handel bis unter die Marke von 12 450 Punkten. Letztlich verlor der deutsche Leitindex 1,85 Prozent auf 12 519,66 Zähler. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,95 Prozent auf 25 005,51 Punkte bergab.

Die anderen europäischen Leitbörsen verbuchten ebenfalls klare Abgaben. Der EuroStoxx 50 fiel um 1,7 Prozent. Die Verluste der Leitindizes in Paris und London lagen in einem ähnlichen Bereich. In New York notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 1,0 Prozent im Minus.

Telekom verkauft Teile der Funkturmsparte

Die Aktien von Deutsche Telekom sanken um 2,2 Prozent. Die Bonner verkaufen eine 51-prozentige Mehrheit an ihrem Funkturmgeschäft an ein Investorenduo aus dem kanadischen Finanzinvestor Brookfield und dem US-Infrastrukturinvestor Digital Bridge. Den Unternehmenswert von GD Towers bezifferte Telekom auf 17,5 Milliarden Euro ohne Schulden und Barmittel. Börsianern zufolge waren im Markt zuvor höhere Schätzungen im Umlauf gewesen.

Dass sich Hugo Boss nach einem überraschend guten zweiten Quartal für das Gesamtjahr nun mehr zutraut, ließ die Anteilscheine des Modekonzerns um 2,4 Prozent steigen. Damit waren sie einer der größten MDax-Gewinner. Bei Analysten stießen Zahlen und Ausblick auf viel Lob. Michael Kuhn von der Deutschen Bank warf die Frage auf, ob die neuen Ziele nicht immer noch zu vorsichtig sein könnten.

Halbleiter-Aktien profitierten von erfreulichen Nachrichten der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Das Unternehmen, das weltweit zu den größten Halbleiterherstellern zählt, veröffentlichte überraschend starke Quartalszahlen und erhöhte den Umsatzausblick. Im Dax verloren Infineon als einer der besten Indexwerte nur 0,6 Prozent und im MDax ging es für die Papiere des Hightech-Maschinenbauers Aixtron sogar um 1,2 Prozent hoch.

Ansonsten sorgten Analystenkommentare für Kursausschläge. Einige Chemietitel litten unter einer negativen Branchenstudie von UBS. Im Dax büßten BASF 2,5 Prozent ein, nachdem die schweizerische Bank die Aktie abgestuft hatte und nun zum Verkauf rät. Die Quartalszahlen der Chemieunternehmen dürften zwar erneut robust ausfallen, aber schnell im Rückspiegel verschwinden, schrieb Analyst Andre Stott. Die Branche erlebe eine schwierige Zeit angesichts der Gasversorgungskrise und der miesen Verbraucherstimmung. Für Evonik strich Stott seine Kaufempfehlung, worauf die Aktie im MDax um 2,9 Prozent nachgab.

Der Bausoftware-Anbieter Nemetschek verzeichnete ein Kursminus von sieben Prozent. Hier wog eine negative Studie von Bank of America, die die Beobachtung mit dem skeptischen Anlagevotum "Underperform" aufnahm, offenbar schwerer als eine Hochstufung durch Morgan Stanley. Für die Papiere von Software AG ging es um 3,7 Prozent bergab, nachdem Morgan Stanley zur Untergewichtung geraten hatte.

Der Euro kostete zuletzt 1,0028 US-Dollar. Zwischenzeitlich war er deutlich unter Parität gesunken. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0005 Dollar festgesetzt.

Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen stieg von 0,99 Prozent am Vortag auf 1,09 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,62 Prozent auf 134,80 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,36 Prozent auf 152,37 Zähler./edh/he

Markus Weingran/Eduard Holetic, dpa-AFX

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