Markt Update: Dax scheitert an Erholungsversuch – Anleger bleiben nervös – Erdgas klettert über 200 Euro
Nach dem holprigen Wochenstart am deutschen Aktienmarkt ist auch am Dienstag ein weiterer Erholungsversuch gescheitert. Die Nervosität der Anleger bleibt hoch, wie die erneut größeren Kursschwankungen zeigten. Als Belastungsfaktor im späten Handel nannten Börsianer die Angst vor weiter steigenden Gaspreisen, nachdem der russische Staatskonzern Gazprom vor Risiken beim Gastransport über die Ukraine gewarnt hatte.
Der Dax
Auch die anderen europäischen Leitbörsen standen unter Verkaufsdruck. Der EuroStoxx 50
Schnäppchenjäger griffen zu
Hierzulande griffen auch am zweiten Handelstag der Woche vorrangig Schnäppchenjäger zu. Dabei setzte sich die Erholungsrallye bei den zuletzt gebeutelten Technologie- und Internetwerten weiter fort. Die Papiere des Halbleiterkonzerns Infineon
An der Dax-Spitze standen die Anteilscheine des Mode-Händlers Zalando
Positive Aussichten des Konkurrenten Just Eat Takeaway
Ein Rekordergebnis beim Biokraftstoffhersteller Verbio
Auch im übrigen Markt bewegten Analystenstudien: Hugo Boss
Devisen: Euro und Pfund stabilisieren sich nach Talfahrt
Der Euro
Das britische Pfund legte etwas zu und wurden mit 1,0791 Dollar gehandelt. Am Montag war es auf ein Rekordtief von 1,0350 Dollar gefallen. Ein wesentlicher Grund für den Einbruch der beiden Währungen war der starke Dollar, der schon seit einer ganzen Zeit stetig zulegt. "Der US-Dollar profitiert gerade einfach auch davon, dass die anderen großen Währungen mit ihren ganz eigenen Problemen in den Schlagzeilen stehen", kommentierte Esther Reichelt, Devisenexpertin der Commerzbank. "Diese führen dem Markt gerade wieder die Abwärtsrisiken der jeweiligen Währungen klar vor Augen."
Auf dem Euro lasten die Energiekrise, die trüben Konjunkturaussichten und auch der Sieg der rechten Parteien in Italien. Das britische Pfund wird vor allem durch finanzpolitische Sorgen unter Druck gesetzt: Die starken Steuersenkungen der neuen Regierung von Premierministerin Liz Truss wecken Befürchtungen vor einer ausufernden Staatsverschuldung und noch höheren Inflationsraten. Vertreter der britischen Notenbank stellten jedoch eine Reaktion der Geldpolitik auf die Maßnahmen der Regierung in Aussicht. Beobachter gehen von weiteren deutlichen Zinserhöhungen aus.
Konjunkturdaten aus den USA stützten den Dollar ein wenig. So hat sich das Verbrauchervertrauen im September deutlich stärker als erwartet aufgehellt. Es stieg auf den höchsten Stand seit April. Die zuletzt gefallenen Benzinpreise und der robuste Arbeitsmarkt dürften für Zuversicht gesorgt haben. Daten vom Immobilienmarkt fielen uneinheitlich aus.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89275 (0,89404) britische Pfund, 139,28 (139,07) japanische Yen und 0,9503 (0,9555) Schweizer Franken fest. Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1635 Dollar gehandelt. Das waren rund 13 Dollar mehr als am Vortag.
Europäischer Erdgaspreis steigt deutlich und klettert über 200 Euro
Der Preis für europäisches Erdgas ist am Dienstag deutlich gestiegen und hat die Marke von 200 Euro überschritten. Am späten Nachmittag stieg der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas bis auf rund 207 Euro je Megawattstunde. Das waren etwa 19 Prozent mehr als am Vortag. Im frühen Handel hatte der Preis noch bei 179,5 Euro gelegen. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.
Der russische staatliche Gaskonzern Gazprom
Gazprom hat laut Naftogaz bereits seit Mai die Durchleitung sowie Geldzahlungen reduziert. Naftogaz hat daher Gazprom auf Schadensersatz verklagt. Trotz des laufenden russischen Angriffskrieges hat die Ukraine russisches Erdgas in Richtung Westen transportiert. Gazprom wirft der Ukraine vor, seine Transitpflicht nicht zu erfüllen. Deutschland erhält über die Ukraine allerdings nur sehr geringe Mengen an Erdgas.
Bereits am Morgen hatte für Auftrieb gesorgt, dass an den beiden Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 mehrere Lecks entdeckt wurden. Wie dänische Behörden am Dienstag mitteilten, wurden an den beiden Gas-Pipelines, die von Russland nach Deutschland verlaufen, insgesamt drei Lecks entdeckt. Die Ursache ist bisher unklar. Die Betreibergesellschaft Nord Stream bezeichnete die Schäden als "beispiellos" und sah sich außerstande anzugeben, wann ein Betrieb wieder möglich sein könnte.
Russland hatte vor einigen Wochen die Lieferungen über Nord Stream 1 aus angeblich technischen Gründen vorerst eingestellt. Kritiker halten Russland vor, die Lieferung absichtlich eingestellt zu haben und Erdgas als politische Waffe einzusetzen. Nord Stream 2 ging wegen des Ukraine-Kriegs nicht in Betrieb.
Redaktion onvista/dpa-AFX