Heiko Böhmer: SAP - die Transformation läuft planmäßig

Heiko Böhmer · Uhr
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Vom Start-Up zu Europas größtem Softwarehersteller mit mehr als 100.000 Mitarbeitern - das ist SAP gelungen. Gerade jetzt ist der zweitgrößte DAX-Wert besonders spannend, denn die Transformation läuft bei SAP auf Hochtouren.

Es geht dabei weg von den klassischen Lizenz-Verträgen, hin zum Cloud-Computing. Das ist vereinfacht gesagt der aktuelle Investment-Case bei SAP. Es stellt sich jetzt die Frage: Wie gelingt SAP dieser Übergang? Dazu liegt eine Roadmap des Managements bis zum Jahr 2025 vor, bei der SAP aktuell klar im Plan liegt. Für die erfolgreiche Umsetzung der Transformation sind derzeit noch größere Investitionen notwendig. Aber ab dem kommenden Jahr soll diese Phase beendet sein. Laut der Planungen soll dann eine Phase mit einer Margenausweitung folgen.

Die Bewertung der Transformation nehmen wir konservativ vor. Laut unserem Investment-Case bildet eine Wechselrate von 60 Prozent der bestehenden Kunden die Basis. Demgegenüber stehen mögliche Kündigungen von Bestandskunden, die diese anstehende Transformation nicht vollziehen möchten. Es ist aber auch möglich, dass es SAP gelingt, hier eine höhere Quote bei den Wechselwilligen zu erzielen. Hieraus ergibt sich weiteres Potenzial für den größten europäischen Softwarehersteller.

Grundsätzlich ist SAP sehr gut positioniert. Für Unternehmen mit ihren komplexen internen und externen Abläufen, die derzeit auf SAP-Systeme setzen, ist es eine riesige Herausforderung, den Anbieter zu wechseln. Hier ist es SAP tatsächlich gelungen, einen breiten und tiefen wirtschaftlichen Burggraben zu schaffen und den auch effektiv zu verteidigen. Genau dieser strategische Wettbewerbsvorteil unterstützt SAP nun dabei, die Transformation schon in wenigen Jahren erfolgreich abzuschließen.

Hinzu kommen noch einige Druckmittel von SAP. Ursprünglich war die Einstellung des Supports für das alte Lizenzsystem schon für 2025 vorgesehen. Nun ist dieser Termin auf 2027 verschoben worden. Hinzu kommt eine Sondervereinbarung, mit der Kunden das alte System sogar noch länger nutzen können. Diese Lösung wird dann in Summe aber teurer sein als der Umstieg auf die neue Cloud-Standardlösung.

Das Cloud-Segment geht beim Wachstum voran

Erst kürzlich hat SAP die aktuellen Zahlen zum 3. Quartal 2022 (Stichtag 30.09.2022) vorgelegt. Die haben gezeigt: SAP schreitet bei der Transformation erfolgreich voran. Mit 7,8 Milliarden Euro lag der Umsatz oberhalb der Erwartungen. SAP bleibt auf Wachstumskurs. Die Cloud-Sparte konnte dabei schon einen Umsatz von immerhin 3,3 Milliarden Euro erzielen. Sie ist mit einem Wachstum von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr der deutliche Wachstumstreiber bei SAP.

SAP-Vorstandschef Christian Klein fasst es so zusammen: „Mit einem Anteil an wiederkehrenden Einnahmen von über 80 Prozent ist klar, dass unsere Transformation einen wichtigen Wendepunkt erreicht hat.“ Ein Minus von 8 Prozent auf nur noch 2,1 Milliarden Euro gab es jedoch beim operativen Gewinn. Die sinkenden Lizenzeinnahmen und die gleichzeitig höheren Investitionen in zukünftiges Wachstum waren die Hautauslöser für diese negative Entwicklung. Der Blick auf die Prognose des Betriebsergebnisses 2023 zeigt jedoch, was möglich ist: Hier erwartet SAP ein zweistelliges Wachstum, weil geringere Investitionen und niedrigere Steuerzahlungen hier positiv wirken werden. So zumindest erklärte es SAP-Finanzchef Luka Mucic.

SAP steckt also noch mittendrin in der Transformation – doch schon jetzt bietet das Cloud-Segment das größte Wachstum und erreicht einen immer größeren Anteil am Gesamtumsatz.

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