onvista Börsenfuchs: Mit Geduld die kommenden Aktienchancen nutzen

onvista · Uhr
Quelle: onvista

Hallo Leute! Nicht alle schwimmen mit dem Strom. Zumindest gibt es (meist internationale) Stimmen, die auch für 2023 kein einfaches Jahr vorhersagen. Was mir auffällt, auf weite Sicht wird auch von den Skeptikern neuer Mut für den Aktienmarkt verbreitet. Das gefällt mir, denn ich gehöre bekanntlich zu den Aktienförderern, die sich gerade für ein langfristiges Investment in Dow Jones, Dax & Co. stark machen.

Weiterhin besonders vorsichtig sind prominente Schweizer Adressen. Bei der Überprüfung der fundamentalen Argumente, die für und gegen eine Fortsetzung des Bärenmarkts sprechen, kam das Anlagekomitee von Credit Suisse jetzt zum Schluss, dass die Abwärtsrisiken bei Aktien immer noch überwiegen.

Und so wird argumentiert: Das gesamtwirtschaftliche Umfeld bleibt weiterhin, das den Zentralbanken Lockerungsspielraum ermöglichen würde. Zwar sehr schwierig: Obwohl die Gesamtinflation zurückgegangen ist, sind die Kerninflation sowie andere Inflationsindikatoren für sogenannt starre Preise unangenehm hoch geblieben. Die Kerninflation wird in nächster Zeit wohl kaum auf ein Niveau absinken, erwarten die Eidgenossen, dass die US-Notenbank (Fed) das Zinserhöhungstempo diesen Monat drosseln wird, gehen aber davon aus, dass sie die Zinsen in den kommenden Monaten dennoch in den Bereich von 5% anheben wird. Weil die Inflation im Zaum gehalten werden muss, werden die hohen Zinsen, und damit die angespannte Liquiditätssituation, noch längere Zeit Bestand haben. Dies bedeutet für Anleger eine ungünstige Kombination aus restriktivem monetärem Umfeld und nachlassendem Wirtschaftswachstum.

Dieses Wirtschaftsumfeld verheisst nichts Gutes für die Unternehmensgewinne. Die Margen sind hoch und dürften durch das weiter nachlassende Wirtschaftswachstum und die erodierende Preissetzungsmacht beeinträchtigt werden. Die Konsensgewinnerwartungen erscheinen zu optimistisch, und die Bewertungen sind zu hoch. Angesichts dessen hat das Anlagekomitee beschlossen, an der taktischen Untergewichtung von Aktien festzuhalten, was bedeutet, dass Aktien in den Portfolios insgesamt unter dem strategischen Niveau belassen werden.

Voll deutlich werden die Strategen von M.M. Warburg & Co. in einer neuen Analyse mit dem Titel „An den Aktienmärkten bleibt es turbulent“: Da wir davon ausgehen, dass die großen Notenbanken zu Beginn von 2023 ihre Leitzinsen weiter anheben

werden und mit ersten Zinssenkungen nicht vor 2024 zu rechnen ist, sollten sich Value-Aktien, also Substanzwerte, zunächst besser entwickeln als die zinssensitiven

Wachstumstitel (Growth). Insofern halten wir auch eine bessere Wertentwicklung europäischer Aktien gegenüber US-Werten für realistisch, da die europäischen Indizes mehr Substanzwerte aufweisen, während im S&P 500 weiterhin Wachstumswerte, insbesondere Technologieaktien, stark vertreten sind. In der zweiten Jahreshälfte wird sich unseres Erachtens diese Entwicklung umkehren, da sich mit Blick auf das Jahr 2024 und der Erwartung wieder fallender US-Leitzinsen positive Bewertungsspielräume bei Growth-Aktien ergeben. Deshalb schreiben die Profis zusammenfassend: Wir empfehlen für den Jahresbeginn 2023 zunächst eine defensive Ausrichtung der Aktienportfolios mit einem Fokus auf Qualitätsaktien, die über Preissetzungsmacht verfügen. Die Aktienmarktvolatilität dürfte aufgrund der

Vielzahl an geopolitischen Risiken sowie Unsicherheiten über das Ausmaß einer Rezession und dem Höhepunkt der Inflationsraten hoch bleiben. Im weiteren Jahresverlauf sollten dann volatile Phasen dazu genutzt werden, die Aktienquote mit opportunistischen Investments zu erhöhen. Insbesondere wenn absehbarer wird, dass der Inflationshöhepunkt und das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht sind sollten die Aktienmärkte wieder auf ihren langfristigen Aufwärtstrend einschwenken.

Die Warburg-Strategen sehen den Dax Ende kommenden Jahres bei 15.600 Punkten. Für mich der wichtigste Satz: „Langfristig bieten Qualitätsaktien weiterhin den besten Inflationsschutz.“

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel