onvista Börsenfuchs: Börsenaussichten - Nix ist sicher

onvista · Uhr
Quelle: onvista

Hallo Leute! Wie ticken die Profis nach der ersten Börsenwoche? „Bullen greifen an“, melden Agenturen am Nachmittag von der Wall Street Nachmittag. Jetzt müsste man für Dax & Co. doch schon mehr Klarsicht haben. Neee, klar ist so gut wie nix.

Börsianer nutzen ihre eigene Sprache. Teilweise jedenfalls. Dass Bullen und Bären mitunter streiten, ob man jetzt verbilligen oder besser Profite mitnehmen sollte, ist allenfalls gewöhnungsbedürftig. Schwieriger wird’s, wenn Analysten oder andere Vordenker versuchen, die Marktlage leicht verständlich zu beschreiben, um daraus Handlungsempfehlungen zu formulieren.

Anleger und die Medien erwarten dies aber, wollen sie doch die aktuellen Stimmungen einfangen, um daraus (gegebenenfalls selbst) Prognosen zu verarbeiten. Keine leichte Aufgabe. Und je mehr Erfahrung die Anlageexperten im Laufe der Jahre gesammelt haben, umso mehr Vokabeln, Vergleiche und sprachliche Bilder können sie für ihre Texte investieren. Hier ein paar beispielhafte Fragmente:   

In den „Perspektiven am Morgen“ der Deutschen Bank lese ich heute knapp und deutlich, was man als den Rahmen der Märkte bezeichnen könnte: Dass sowohl US-Aktien als auch US-Anleihen mehr als 10 Prozent verlieren, hat es in den vergangenen 150 Jahren nicht gegeben. Angesichts dieser Zahlen kann 2023 eigentlich nur besser werden – und in der Tat bin ich für das Börsenjahr optimistisch (sagt Ulrich Stephan). Wenngleich es erneut unruhig werden dürfte, sollte 2023 ein neuer Bullenmarkt beginnen. Reine klare Ansage – aber dann geht’s weiter: Wann es so weit ist, ist jedoch schwer vorherzusagen. Vermutlich beginnt er erst, wenn die Notenbanken aufhören, ihre Zinsen anzuheben.

Heute auch die neue Stimmungserhebung von Sentix. Ergebnis für Euroland: Dritter Anstieg in Folge, Niveau bleibt problematisch (Das erfordert Weiterlesen).

Die Sentix-Konjunkturdaten für Euroland signalisieren im Januar eine weitere Verbesserung. Der Gesamtindex steigt auf -17,5 Punkte, was dem höchsten Stand seit Juni 2022 entspricht. Die Lagebeurteilung bleibt hingegen gedrückt und bewegt sich nur kaum. Die zukunftsgerichteten Erwartungswerte können stärker vorankommen und klettern um 7,3 Punkte auf -15,8 Punkte. Was bedeutet diese Entwicklung?

Die Anleger gehen immer noch von einer Rezession aus, die jedoch deutlich milder erwartet wird. Der scharfe konjunkturelle Abriss, der bis Oktober 2022 mehrheitlich von den Anlegern erwartet wurde, ist damit (vorerst) vom Tisch. Dennoch darf nicht verkannt werden, dass die Verbesserung immer noch auf einem niedrigen Niveau abläuft. Nach wie vor befinden sich beide Teilkomponenten für Euroland deutlich im Minus. Die Anleger schätzen die aktuelle Lage weiterhin als rezessiv ein.

Ausgehen von dieser Diagnose sind die Erwartungswerte zu lesen. Auf Sicht von sechs Monaten wird eine Verschlechterung – wenn auch weniger stark – befürchtet. Die überraschend hohen Gasfüllstände, das mildere Winterwetter und die weiter stabilen Arbeitsmärkte tragen zur Abmilderung des ursprünglichen Rezessionspfades bei. In Summe bleibt das konjunkturelle Umfeld anspruchsvoll. Die jüngsten Anstiege sollte man nicht als generelle Trendwende fehlinterpretieren. Die Rezessionsgefahren bleiben bestehen (Soweit die Stimmungsanalyse von Sentix).

Ausgewiesene Fachleute beschreiben die Marktlage und ihr Umfeld. Kompetent, keine Frage. Aber kaum eine Feststellung, erst recht keine Prognose lässt sich ohne Einschränkungen (= abgeschwächte Aussagekraft) formulieren. Ohne Wenn und Aber geht es nur selten. Und aktuell? Ich gehe davon aus, dass das erste Halbjahr 2023 noch reichlich Stoff für Fragezeichen und Korrekturen von bisher Gesagtem liefern wird. Sicher ist in diesen Wochen und Monaten nix, meine Freunde, garnix. Und die Risiken des Kriegs und seiner Folgen sowie die Gefahr einer erneuten Ausbreitung der Pandemie sind noch nicht einmal einkalkuliert.

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel