Dax Tagesrückblick 02.02.2023: Neues Jahreshoch nach EZB-Zinserhöhung

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Der deutsche Leitindex legte am Donnerstag deutlich zu und ging bei 15.515 auf einem neuen Jahreshoch aus dem Handel. Das war ein Zugewinn von 334 Punkten oder 2,21 Prozent. Der Markt interpretierte die Aussagen von Fed-Chefin Lagarde am Nachmittag als bullisch.

EZB erhöht Leitzins um 50 Basispunkte

Die Euro-Währungshüter sehen sich im Kampf gegen die Teuerung auch nach der fünften Zinserhöhung in Folge noch nicht am Ziel. Die Europäische Zentralbank will die Zinssätze im März um weitere 0,5 Prozentpunkte anheben, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag sagte. Es gebe im EZB-Rat "sehr große Entschlossenheit", diesen Schritt zu tun. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch.

Zuvor hatte das oberste Entscheidungsgremium der Notenbank beschlossen, den Leitzins im Euroraum um weitere 0,5 Punkte auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Der Einlagensatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt auf 2,5 Prozent.  

Einzelwerte im Fokus

Neben der Notenbank-Entscheidung setzte am Donnerstag die Berichtssaison in Deutschland Akzente - mit Geschäftszahlen von Dax-Konzernen wie Deutsche Bank, Siemens Healthineers und Infineon. Die Aktien der Deutschen Bank gaben als Schlusslicht im Dax um knapp 7 Prozent Prozent nach. Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC sprach von "durchwachsenen Resultaten" der Frankfurter. Die Deutsche Bank erzielte 2022 den höchsten Gewinn seit 15 Jahren, profitierte aber auch von einem positiven Steuereffekt.

Die Aktien der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, verloren nach Quartalszahlen im SDax der kleineren Börsenwerte über vier Prozent. Der Chipkonzern Infineon zehrt im Abschwung der Weltwirtschaft weiter von einer robusten Nachfrage durch die Energiewende und die Elektromobilität. Für die Titel ging es um sieben Prozent hoch. Die Tech-Rally in den USA verleiht zusätzlichen Rückenwind und davon profitierten im MDax auch Siltronic mit einem Plus von mehr als acht Prozent. Der Wafer-Hersteller wuchs 2022 stark. Den Ausblick auf 2023 nannte ein Händler "ordentlich".

Bessere Aussichten für Siemens Healthineers honorierten Anleger mit einem Zuwachs von sechs Prozent. Die jüngsten Quartalszahlen des Medizintechnikers spielten für den Kurszuwachs wohl eine etwas geringere Rolle als der Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung. Analyst David Adlington von JPMorgan rechnet mit einer Verbesserung der Lieferkettensituation.

Euro nach EZB unter Verkaufsdruck

Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) stark unter Druck geraten und bestätigte damit die bärische Einschätzung vom Mittag. Am Nachmittag rutschte der Kurs um mehr als einen Cent, fiel unter die Marke von 1,09 US-Dollar und erreichte ein Tagestief bei 1,0886 Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0988 (Mittwoch: 1,0894) Dollar fest.

Am Nachmittag hatte die EZB wie allgemein erwartet den Leitzins zur Eindämmung der hohen Inflation deutlich um 0,50 Prozentpunkt auf 3,0 Prozent angehoben. Außerdem machten die Währungshüter klar, dass im März ein weiterer Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkte erfolgen wird. Trotz der Aussicht auf weiter steigende Zinsen geriet der Kurs des Euro unter Druck. Christian Lips, Chefvolkswirt der NordLB, verwies auf Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese hatte im Anschluss an die Zinsentscheidung gesagt, dass alle zukünftigen Entscheidungen datenabhängig seien. Lagarde bekräftigte, dass die Inflation zwar weiter "viel zu hoch" sei, die Risiken für die weitere Inflationsentwicklung aber mittlerweile ausgeglichener seien.

Nach Einschätzung des Analysten Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets deuten die Aussagen darauf hin, dass die Zeit der Zinserhöhungen dem Ende zugeht. Marktbeobachter zogen zudem Parallelen zur Marktreaktion nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend. Hier hatten die Währungshüter nach der Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte ebenfalls weiter steigende Zinsen signalisiert. Dennoch war der US-Dollar am Mittwochabend kräftig gesunken.

Nach Einschätzung von Analysten ist es den US-Währungshütern nicht gelungen, die Märkte vollends zu überzeugen, dass der Leitzins weiter verlässlich steigen wird. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89289 (0,88413) britische Pfund, 141,12 (141,37) japanische Yen und 0,9992 (0,9980) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1925 Dollar gehandelt und damit etwa 25 Dollar niedriger als am Vortag.  

mit Material von dpa-AFX

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