Thames Water steht Wasser bis zum Hals - Zurück zur öffentlichen Hand?

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London (Reuters) - Die britische Regierung will den in eine Krise geschlitterten Versorger Thames Water notfalls durch eine vorübergehende Rückkehr in öffentliches Eigentum retten.

Der unter Milliarden-Schulden ächzende Konzern, der rund 27 Prozent der britischen Bevölkerung mit Wasser versorgt, müsse unter allen Umständen aktiv bleiben, sagte die zuständige Ministerin Rebecca Pow am Mittwoch. Die Wasserversorger in England und Wales sind unter öffentlichen Druck geraten, nachdem immer häufiger Abwasser in Meer und Flüsse geleitet worden war. Zudem steigen die Rechnungen für die Verbraucher. Die Branche war Ende der 1980er Jahre wie zahlreiche andere Sektoren der öffentlichen Daseinsvorsorge privatisiert worden. Nun werde erwogen, Thames Water unter eine Sonderverwaltung zu stellen, was eine Überführung des Unternehmens unter staatliche Kontrolle bedeuten könnte, berichtete der Sender Sky.

Umweltgruppen hatten den privatisierten Wasserversorgern vorgeworfen, nur wenig in ihre Infrastruktur zu investieren. Zudem hatten Dividendenzahlungen und hohe Boni für Manager in der Vergangenheit für öffentlichen Ärger gesorgt. Der Preis für die verfehlte Privatisierungspolitik dürfe nun nicht von der Öffentlichkeit übernommen werden, warnte die oppositionelle Labour-Partei.

Thames Water, das etwa Pensionsfonds zu seinen Eignern zählt, hat einen Schuldenberg von rund 14 Milliarden Pfund (16 Milliarden Euro) aufgetürmt. Der Regulierer Ofwat mahnte einen glaubwürdigen Restrukturierungsplan an. Erst am Dienstag war Thames-Water-Chefin Sarah Bentley mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zuvor hatte sie über zwei Jahre versucht, das Ruder herumzureißen.

Die Lage bei Thames Water dürfte auch bei der Allianz auf Interesse stoßen. Der Münchner Versicherungsriese ist in einem Konsortium mit fünf anderen Infrastruktur-Investoren Partner von Thames Water beim Bau des "Thames Tideway Tunnel", einem 25 Kilometer langen Abwasserkanal mit 7,2 Meter Durchmeser unter der britischen Hauptstadt. Das 3,8 Milliarden Pfund teure Projekt soll im nächsten Jahr fertiggestellt sein.

(Bericht von Sarah Young, Mitarbeit Alexander Hübner, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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