Börsen halten vor Fed-Entscheid still - Delivery Hero heben ab

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Frankfurt (Reuters) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben sich die Anleger am europäischen Aktienmarkt am Mittwoch nicht weit aus dem Fenster gelehnt.

Der Dax notierte am Vormittag kaum verändert bei 15.750 Punkten, der EuroStoxx50 zog um 0,4 Prozent auf 4264 Zähler an. Bei der am Abend (20 Uhr MESZ) erwarteten US-Zinsentscheidung gehen die Marktteilnehmer fest davon aus, dass die Währungshüter den Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen. "Genau darin besteht die Gefahr, dass die Erwartungshaltung des Marktes zu optimistisch ist", sagte Marktanalyst Frank Sohlleder vom Handelshaus ActivTrades. Es werde schwer, die Investoren positiv zu überraschen. Investoren beäugten vor allem jede Veränderung bei den sogenannten 'Fed Dots', die die Leitzinserwartungen der einzelnen Fed-Mitglieder widerspiegeln, sagte Franck Dixmier, Anleihechef des Vermögensverwalters Allianz Global Investors.

Unterdessen gingen die Erzeugerpreise in Deutschland im Rekordtempo zurück. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten im August durchschnittlich 12,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die eindeutig deflationären Tendenzen bestätigten die trüben Aussichten für die deutsche Wirtschaft, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.

US-ANLEIHERENDITEN NAHE IHRES 16-JAHRES-HOCHS

Höhere Rohstoffpreise nährten die Sorgen der Anleger vor einem anhaltenden Preisdruck, der wiederum die Fed perspektivisch dazu veranlassen könnte, die Zinsen weiter anzuheben oder sie länger auf hohem Niveau zu belassen. Nach dem Sprung auf ein Zehn-Monats-Hoch setzten beim Öl jedoch Gewinnmitnahmen ein: bei der Nordseesorte Brent ging es 1,1 Prozent abwärts auf 93,28 Dollar je Fass, US-Leichtöl WTI notierte 0,6 Prozent niedriger bei 90,61 Dollar. Die US-Renditen an den Anleihemärkten verharrten nahe ihres kürzlich erreichten 16-Jahres-Hochs. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen rentieren bei 4,36 Prozent, nachdem sie am Dienstag mit 4,371 Prozent den höchsten Stand seit 2007 erreicht hatten.

Am Devisenmarkt geriet das Pfund unter Druck, nachdem die britische Inflationsrate überraschend auf den niedrigsten Stand seit anderthalb Jahren gefallen ist. Die Devise fiel um bis zu 0,5 Prozent auf 1,2332 Dollar. Ökonomen gehen bislang davon aus, dass die Bank of England den Leitzins am Donnerstag von 5,25 auf 5,50 Prozent heraufsetzen wird.

DELIVERY HERO NACH ANALYSTENKOMMENTAR IM STEIGFLUG

Von der hohen Inflation auf der Insel betroffen ist auch der Backwaren-Konzern Finsbury Fodd, der nun übernommen werden soll. Die Aktien schossen an der Londoner Börse um 23 Prozent auf 109 Pence nach oben. Finsbury-Aktionäre sollen 110 Pence je Aktie in bar bekommen. Käufer ist das Unternehmen Frisbee Bidco, das sich in Besitz von Fonds befindet, die vom Vermögensverwalter DBAY verwaltet werden.

Ein positiver Analystenkommentar für Delivery Hero stimmte die Anleger euphorisch. Die Titel des Essenslieferanten zogen um bis zu 8,2 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 32,24 Euro an. Die Analysten von Hauck Aufhäuser Investment Banking nahmen die Bewertung mit "Kaufen" auf und setzten ein Kursziel von 65 Euro. Ein Händler sagte, auch das gelungene Börsendebüt des Mutterkonzerns des US-Lebensmittel-Lieferanten Instacart und eine allgemeine Erholungsbewegung bei Wachstumsaktien helfe den Titeln nach oben.

Just Eat Takeaway zogen an der Amsterdamer Börse um mehr als sechs Prozent an. Ein Bundesrichter gewährte der US-Tochter Grubhub gemeinsam mit anderen US-Mitbewerbern, New York City wegen eines Gesetzes verklagen zu können, das die Höhe der Gebühren, die Restaurants für die Lieferung von Mahlzeiten verlangen dürfen, begrenzt.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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