Siemens Energy schafft trotz Gamesa-Verlusten Gewinnwende

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München (Reuters) - Trotz anhaltender Verluste der spanischen Windkraft-Tochter Gamesa hat der Energietechnik-Konzern Siemens Energy die Gewinnwende geschafft.

Im ersten Quartal 2023/24 (Oktober bis Dezember) stand operativ ein Gewinn von 208 Millionen Euro zu Buche, wie Siemens Energy am Dienstagabend mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das von Siemens abgespaltene Unternehmen 282 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet, und Analysten hatten auch für das abgelaufene Quartal noch rote Zahlen erwartet. Der Umsatz schnellte um 15 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro, der Auftragseingang sogar um 24 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro. Vor allem im Geschäft mit Strom- und Gasnetzen erlebte Siemens Energy einen Boom, Umsatz und Auftragseingang stiegen dort um ein Drittel.

Die Gewinn- und Umsatzprognose für das Geschäftsjahr (per Ende September) erhöhen will der Vorstand um Christian Bruch aber noch nicht. Zwar sei das Marktumfeld weiter positiv. Im Anlagenbau seien aber Projektverschiebungen zwischen einzelnen Quartalen nicht ungewöhnlich. "Deshalb hält Siemens Energy noch an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest", hieß es in der Mitteilung. Der Umsatz soll 2023/24 währungs- und portfoliobereinigt um drei bis sieben Prozent steigen, gemessen an der Umsatzrendite vor Sondereffekten hält Siemens Energy mit minus zwei bis plus ein Prozent weiterhin auch einen Verlust für möglich. Im ersten Quartal lag die Marge bei 2,7 Prozent.

An der Börse sorgten die Zahlen für Erleichterung: Die stark gebeutelte Aktie war mit einem Plus von zehn Prozent auf 13,70 Euro am Mittwoch größter Kursgewinner im Dax. Umsatz und Auftragseingang hätten die Erwartungen übertroffen, schrieben die Analysten von J.P. Morgan. "Ein guter Start ins Jahr erhöht das Vertrauen in die Prognose." Der Auftragseingang lag drei Milliarden Euro über den von Siemens Energy selbst gesammelten Expertenschätzungen, der Umsatz um knapp 300 Millionen, und auch das Ergebnis fiel gut 300 Millionen Euro besser aus als gedacht.

Unter dem Strich weist Siemens Energy sogar einen Gewinn von 1,88 (Vorjahr: minus 0,38) Milliarden Euro aus. Das liegt vor allem am Verkauf eines Großteils der Anteile an der gemeinsamen Indien-Tochter an den ehemaligen Mutterkonzern Siemens, der 2,1 Milliarden Euro einbrachte. Siemens hatte die frühere Tochter damit im Ringen um Garantien für Großprojekte finanziell gestützt. Mit dem Verkauf der Hochspannungskomponenten-Sparte Trench Electric an den Finanzinvestor Triton erlöste Siemens Energy einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag.

Dabei kommt das Sorgenkind Siemens Gamesa nicht aus den roten Zahlen heraus. Der Verlust vor Sondereffekten reduzierte sich aber auf 426 (minus 759) Millionen Euro und war geringer als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 2,04 Milliarden Euro. Die ganze Branche leidet unter steigenden Materialkosten und einem Preiskampf, bei Siemens Gamesa kommen Qualitätsmängel bei Windkraftanlagen an Land (Onshore) und Anlaufschwierigkeiten bei Windrädern für die hohe See (Offshore) dazu. Für das Gesamtjahr rechnet Siemens Energy für Gamesa mit einem Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Ein Sparprogramm soll die Kosten um 400 Millionen Euro drücken.

Im ersten Quartal flossen bei Gamesa Mittel (Free Cash-flow vor Steuern) von 1,17 Milliarden Euro ab, was den Mittelzufluss im Konzern auf minus 283 (minus 58 Millionen) Euro verschlechterte.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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