Dax verliert massiv – Deutsche Anleihen legen zu
Die Griechenland-Krise hat die Finanzmärkte fest in ihrem Griff. An der deutschen Börse brach der Dax ein. Der Euro-Bund-Future legte hingegen kräftig zu.
Die Eskalation der Griechenland-Krise drückt den deutschen Aktienmarkt tief in die roten Zahlen. Zum Auftakt in den Montagshandel erleidet der Dax einen massiven Rücksetzer und rutschte um über 4 Prozent auf gut 11.000 Punkte ab. Auch der EuroStoxx 50 brach ein.
In der vergangenen Woche hatten die meisten Anleger noch auf eine Einigung gehofft. Völlig überraschend jedoch hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Wochenende aber ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Die Euro-Finanzminister erklärten die Verhandlungen mit der griechischen Regierung daraufhin für gescheitert und wollen das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm nicht verlängern.
Die Europäische Zentralbank beschloss zudem am Sonntag, die Notkredite für Griechenlands Bankensystem auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Tsipras kündigte daraufhin die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen an. Um sein Finanzsystem zu schützen, bleiben alle Banken des Landes diese Woche geschlossen.
Börsen in Fernost im Minus
Die Sorge um eine nahende Staatspleite Griechenlands hat auch die Stimmung an den Märkten in Fernost gedrückt. In Japan fiel der Nikkei-Index der 225 führenden Werte am Montag um 2,88 Prozent auf 20.109 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans büßte ebenfalls mehr als zwei Prozent ein. Der Leitindex in Shanghai gab etwa 3,7 Prozent nach.
Auch der Euro geriet in Fernost unter Druck und büßte fast zwei Prozent ein. Zum Dollar fiel die Gemeinschaftswährung zeitweise unter die Marke von 1,10 Dollar. Zum Yen betrug das Minus sogar mehr als drei Prozent.
Nervenkrieg um Volksabstimmung
Die Devisenmarktexperten der Commerzbank erwarten die neue Woche nun ganz im Zeichen eines “Nervenkrieges um die Volksabstimmung in Griechenland”. “Erst der Ausgang der Volksabstimmung am Sonntag entscheidet endgültig über die Mitgliedschaft Griechenlands in der Währungsunion.”
Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research rechnet entsprechend zunächst mit deutlichen Verlusten im Dax: “Ein Einbruch bis 11.000 Zähler ist denkbar und ein schwarzer Montag möglich. Allerdings hat sich an den Fakten wenig geändert – Griechenland bleibt pleite und es geht nun darum, ob das Ende mit Schrecken kommt”, schränkte er ein.
“Eines steht wohl fest – der Handelstag wird ausgesprochen volatil werden mit ungewissem Ausgang.” Dies zeigte sich vorbörslich bereits mit heftigen Schwankungen des Dax um 11.000 Punkte. “Danach jedoch werden die Investoren wieder Vertrauen fassen, denn US-Zinsen und ein Brexit sind langfristig wichtiger”, sagte Saurenz mit Blick auf die angekündigte Abstimmung der Briten über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU).
Die Gefahr eines “Grexits”, also des Ausstiegs der Griechen aus der Währungsunion, sieht Wortschöpfer Ebrahim Rahbari von der US-Investmentbank Citigroup sogar gesunken. Er rechnet bei der Volksabstimmung in Griechenland mit einer “komfortablen Mehrheit” für die von den Geldgebern geforderten Reformen und einen Verbleib im Euro.
Deutsche Anleihen legen massiv zu
Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben am Montag drastisch zugelegt. Der für den Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future kletterte am Montag im frühen Handel zeitweise um über 1,7 Prozent auf rund 153 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel um 0,18 Prozentpunkte auf 0,742 Prozent.
Besonders deutlich macht sich jedoch die Unsicherheit in den südeuropäischen Ländern bemerkbar. In Italien, Spanien und Portugal legten die Risikoaufschläge spürbar zu. Ein Ausfall von an Griechenland vergebenen Hilfskrediten würde die ohnehin hochverschuldeten Länder besonders hart treffen.
OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Bankenverband, Jochen Zick/Action Press / flickr.com Hinzufügen, Lizenz: CC BY-ND 2.0