Der Dax in der Geisterbahn

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Von wegen „Fragezeichen“ - schmeißt meinen Kommentar von vorgestern in die Tonne! Hä, wieso das? Ganz einfach: Für die Börsen gibt es seit gestern keine Unsicherheitsfaktoren mehr. Ist doch alles paletti, wegen der mächtigen Geldmaschinen, die man kurz Fed und EZB nennt. Und die großen „Instis“ (Kurzform für institutionelle Anleger), die den Markt beherrschen, haben wieder die klare Peilung. War doch abzusehen, dass der Dax mal locker um 3,4 Prozent auf weit über 9.800 Punkte springt - der größte Tagesgewinn seit August 2012.

Wieso stimmt alles nicht mehr, was am Mittwoch noch die Köpfe der Kapitalstrategen rauchen ließ? Im Tagesbericht von Reuters kann man‘s nachlesen: „In Erwartung einer längerfristig lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken haben Anleger am Donnerstag bei Aktien beherzt zugegriffen (Meine Anmerkung: wie herzig!). Aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Ratssitzung schlossen sie, dass sich die US-Notenbank mit ihrer geplanten Zinserhöhung Zeit lassen wird (Donnerwetter, klug geschlossen!). In Europa rechneten sie zudem mit weiteren Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (Nein, ist das aufregend!).“ Ein Hammer für alle Börsianer! Endlich wissen wir, wie Yellen und Draghi ticken. Das sind doch Breaking News, auf die der Aktienmarkt sooo lange gewartet hat. Der ganze andere Mist, der immer wieder einmal rumgestreut wird, ist doch voll nebensächlich (Konjunktur, Deflation, Russland usw.). Außerdem sollten wir jubeln, dass Öl nicht um weitere 3 bis 5 Prozent abgerutscht ist. (Wer hier ironische Formulierungen zu erkennen glaubt, liegt nicht total falsch).

Die Medien sprechen ja gerne von „Achterbahn“, wenn’s an den Börsen rasant auf und ab geht. Ich möchte sprachlich auch mal innovativ sein und bin auf „Geisterbahn“ gekommen - wenn man in bildlichen Vergleichen schon auf Vergnügungsparks kommt (denkt Euch an dieser Stelle ein paar Smilies): Wenn man unerfahren und zum ersten Mal mit einer Geisterbahn fährt, werden die meisten tatsächlich immer wieder erschreckt - man kreischt, insbesondere die Mädels (ähnlich wie früher die Börsianer im Saal), oder hält sich unterwegs sogar die Augen zu. Älter geworden und dementsprechend erfahren, wird eine Geisterbahnfahrt zum Jux - man lacht und hält das Ganze für kindisch. Mein Vergleich hakt spätestens beim Lachen: Auch dem erfahrenen Anleger vergeht manchmal selbiges, wenn er jeden Tag mitfährt. Und die Anfänger sind oft so erschrocken, dass sie sich kein zweites Mal in die Achterbahn setzen. Die Börse als Schreckgespenst.

Ich werde deshalb weiter daran arbeiten, dass Ihr die Achter- oder Geisterbahn nicht voll ernst nehmt - beide Fahrten dauern ja auch nicht lang. Ziel muss sein, dass Ihr langfristig (!) Spaß an der Aktie habt, weil Ihr sie erfolgreich für Eure Kapitalanlage einsetzt. Habt also weiterhin Mut für die Aktie, ohne übermütig zu werden! Übrigens: Das Wort „Mut“ stammt vom indogermanischen „mo“, das bedeutet „sich mühen, starken Willens sein, heftig nach etwas streben“.

boersenfuchs@onvista.de

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