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Was sind Aktienanleihen? Das Finanzprodukt einfach erklärt!

onvista · Stand:
Quelle: Treecha

Auf der Suche nach Rendite? Aktienanleihen bieten Anlegern die Chance auf attraktive Zinsen. Allerdings gibt es gewisse Risiken in Kauf zu nehmen. Darauf kommt es an.

Aktienanleihen - gut zu wissen

  • Aktienanleihen sind Wertpapiere, mit denen Anleger attraktive Renditen in Form höherer Kupons erzielen können.
  • Das Risiko liegt in der variablen Rückzahlung. Denn was am Ende rausspringt, hängt von der Wertentwicklung einer zugrundeliegenden Aktie ab.
  • In der Regel reicht eine Seitwärtsbewegung aus, um den vollen Nennbetrag zurückzuerhalten.

Ausführliche Informationen zum Thema erhalten Sie weiter unten.

1. Aktienanleihen – was ist das?

Aktienanleihen sind per Definition Wertpapiere, die in vielerlei Hinsicht klassischen Anleihen gleichen. Das heißt, sie verfügen über einen Nennwert (auch Nominalbetrag), auf den für eine feste Laufzeit ein fixer Zins pro Jahr gezahlt wird.

Aktienanleihen sind von der Entwicklung des zugrunde liegenden Wertpapiers abhängig. Anleihen sind zeitlich begrenzt. 

Der Unterschied zu traditionellen Anleihen liegt darin, dass die Rückzahlung am Laufzeitende nicht automatisch zum Nennbetrag erfolgt, sondern von der Entwicklung einer bestimmten Aktie abhängig ist. Diese Aktie wird auch als Basiswert (engl. Underlying) bezeichnet.

Für die Rückzahlung bei Fälligkeit gibt es zwei Szenarien:

  1. Liegt der Aktienkurs auf oder über dem Basispreis, erfolgt die Rückzahlung der Aktienanleihe zu 100 Prozent des Nennbetrags.
  2. Liegt der Aktienkurs unter dem Basispreis, dann wird nicht der Nominalbetrag zurückgezahlt. Stattdessen erhält der Anleger ein dem Bezugsverhältnis entsprechende Anzahl der Aktie ins Depot gebucht.

Für das Risiko, plötzlich in Aktien investiert zu sein, gibt es für Aktienanleihen zum Teil deutlich höhere Zinsen als bei herkömmlichen Anleihen oder anderen festverzinslichen Wertpapieren. Auf diese Weise können Anleger auch in einem Umfeld extrem niedriger Zinsen attraktive Renditen erzielen.

Ideal für Seitwärtsmärkte

Der Zinssatz kommt immer zur Auszahlung, egal wie sich die zugrundeliegende Aktie entwickelt. Die Zinszahlung stellt jedoch auch den maximal erzielbaren Ertrag dar. Wer also mit starken Kursgewinnen einer Aktie rechnet, für den sind Aktienanleihen eher ungeeignet.

Egal wie sich der Basiswert entwickelt, der Zins wird immer ausgezahlt.

Wer dagegen von nur moderat steigenden oder stagnierenden Kursen einer Aktie ausgeht, kann mit Aktienanleihen auch in neutralen Marktphasen ansehnliche Erträge erzielen. Die Zinszahlungen können an einem oder mehreren Zinsterminen erfolgen.

Maßgeblich für die Höhe des Zinssatzes sind neben dem Basiswert auch andere Ausstattungsmerkmale wie Laufzeit und Basispreis. Der Basispreis wird bei Ausgabe der Aktienanleihe vom Emittenten festgelegt.

Dabei gilt: Je tiefer er unter dem aktuellen Kurs der Aktie liegt, desto geringer fällt der Zinssatz aus. Denn in diesem Fall ist auch das Risiko geringer, dass die Aktie auf oder unter den Basispreis fällt und folglich die Aktie geliefert wird. Ein hoher Basispreis hingegen erhöht das Risiko einer Aktienlieferung am Laufzeitende. Das wird wiederum mit einem höheren Zins belohnt.

☞ Merke: Aktienanleihen zeichnen sich durch zwei wesentliche Eigenschaften aus: eine von der ausgebenden Bank zugesicherte Zinszahlung bezogen auf den Nennbetrag sowie eine variable Rückzahlung am Laufzeitende.

2. Wie funktionieren Aktienanleihen - ein Fallbeispiel

Folgendes Beispiel verdeutlicht die Funktionsweise einer Aktienanleihe. Angenommen seien dabei folgende Ausstattungsmerkmale zum Zeitpunkt der Emission:

Und so funktioniert's:

  • Bei Ausgabe der Aktienanleihe wird vom Emittenten der Kurs der Muster-Aktie festgestellt. Davon wird der Basispreis (90 Prozent) berechnet. Das ergibt bei einem Referenzkurs von 111,11 Euro einen Basispreis von 100 Euro.
  • Liegt der Aktienkurs bei Fälligkeit auf oder über dem Basispreis von 100 Euro, erfolgt die Rückzahlung der Anleihe zum Nennbetrag in Höhe von 1.000 Euro.
  • Liegt der Aktienkurs bei Fälligkeit unter dem Basispreis von 100 Euro, erfolgt die Rückzahlung der Anleihe durch Lieferung von Muster-Aktien in festgelegter Zahl entsprechend dem Bezugsverhältnis.
  • Unabhängig von der Entwicklung des Aktienkurses erhält der Anleger bei Fälligkeit eine Zinszahlung in Höhe von 6,0 Prozent pro Jahr. Bei einer Laufzeit von einem Jahr entspricht das einer Zinsgutschrift von 60 Euro (1.000 Euro x 6,0 Prozent).

Bezugsverhältnis = Nennbetrag : Basispreis

Das Bezugsverhältnis errechnet sich wie folgt: Nennbetrag geteilt durch Basispreis. In diesen Beispiel würde der Anleger demnach 10 Muster-Aktie erhalten (1.000 EUR  Nennbetrag / 100 EUR Basispreis = 10).

Sollte bei der Berechnung des Bezugsverhältnisses ein etwaiger Aktienbruchteil entstehen, würde dieser in Cash ausgezahlt.

Die Funktionsweise im Überblick:

Quelle: onvista

Gewinn-und-Verlust-Tabelle:

Die nachfolgende Tabelle zeigt einen Chance-Risiko-Vergleich zwischen einem Direktinvestment in die Muster-Aktie oder einer Anlage in einer Aktienanleihe auf die Muster-Aktie.

  • Muster-Aktie: Referenzkurs bei Emission = 111,11 €
  • Aktienanleihe: Nennbetrag = 1.000 €, Ausgabepreis = 100 %, Basispreis = 100 €, Bezugsverhältnis = 10
Direktinvest vs. Aktienanleihe
Direktinvest vs. Aktienanleihe · Quelle: onvista

Im Fall, dass die Muster-Aktie am Laufzeitende auf oder über dem Basispreis notiert, entspricht der Rückzahlungswert dem Nennbetrag der Aktienanleihe in Höhe von 1.000 Euro. Für den Fall, dass Aktien geliefert werden, entspricht die Rückzahlung den Gegenwert der gelieferten Aktien (10 Stück) zum jeweils gültigen Kurs am Laufzeitende.

Wie das Beispiel zeigt, spielt eine Geldanlage in Aktienanleihen ihre Stärken vor allem bei einer Seitwärtsbewegung aus. Bis zu einem gewissen Grad auch bei moderat steigenden Kursen (im Beispiel auch bei moderat fallenden Kursen) des Basiswerts. Von stark steigenden Kursen (> 6% auf den Kaufpreis) der Muster-Aktie profitiert der Anleger jedoch nicht, da der Ertrag auf die Zinszahlung beschränkt ist.

Da der Zins immer gezahlt wird, ist auch bei moderat fallenden Kursen eine positive Rendite möglich.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass die Muster-Aktie (zu sehr) nachgibt und bei Fälligkeit der Anleihe unter dem Basispreis notiert. Dann würden Aktien geliefert und dem Anleger entsteht ein Verlust. Dieser fällt aufgrund der Zinszahlung allerdings nicht so gravierend aus wie bei der Aktie selbst.

3. In drei Schritten die passende Aktienanleihe finden

Schritt 1: Am Anfang steht der Basiswert

Maßgeblich für den Erfolg einer Geldanlage in Aktienanleihen ist die Entwicklung der zugrundeliegenden Aktie. Beim Kauf sollte daher die Wahl einer geeigneten Aktie an erster Stelle stehen. Dabei sollte die Erwartung von einer zumindest stabilen Kursentwicklung ausgehen.

Schritt 2: Chance und Risiken abwägen

Bei Aktienanleihen liegt die Chance in der Zinszahlung. Das Risiko ist wiederum durch das Niveau des Basispreises definiert. Anleger sollten sich bei der Produktauswahl darüber im Klaren sein, wie viel Risiko sie bereit sind einzugehen, um eine bestimmte Rendite zu erzielen.

Schritt 3: Anlagehorizont abstecken

Bei einer Geldanlage in Aktienanleihen ist es die Regel, dass die Anleihe zum Emissionszeitpunkt gekauft und über die gesamte Laufzeit gehalten wird. Gleichwohl müssen Aktienanleihen nicht bis zur Fälligkeit gehalten werden. Sie können an Zertifikatebörsen wie der Börse Frankfurt oder der Börse Stuttgart handelstäglich ge- und verkauft werden. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der Preis während der Laufzeit verschiedenen Einflussfaktoren unterliegt. Diese können sich positiv oder negativ auf den Kurs auswirken. Die Laufzeit sollte daher zum Anlagehorizont passen. Für gewöhnlich beträgt die Laufzeit von Aktienanleihen zwischen einem und zwei Jahre.

4. Vorteile und Risiken im Überblick

5. Weitere Fragen und Antworten zum Thema

Die wichtigsten Fragen haben wir bereits beantwortet. Nachfolgend beschäftigen wir uns  mit folgenden Punkten:

  • Was ist eine Protect-Aktienanleihe?
  • Von wem werden Aktienanleihen angeboten?
  • Warum notieren Aktienanleihen in Prozent?
  • Warum können bei Aktienanleihen Stückzinsen anfallen?
  • Wie sicher sind Aktienanleihen?
  • Welche Steuern fallen bei Aktienanleihen an?

Was ist eine Protect-Aktienanleihe?

Die Protect-Aktienanleihe ist eine Weiterentwicklung der klassischen Aktienanleihe. Von manchen Emittenten wird diese Art auch als Aktienanleihe Plus bezeichnet.

Die Protect-Aktienanleihe sichert durch eine Barriere nach unten zusätzlich ab - der Zins fällt aber geringer aus.

Der Unterschied zur klassischen Aktienanleihe: Sie verfügt über eine eingebaute Barriere, die in der Regel weit unterhalb des Basispreises liegt. Für die Rückzahlung zum Nominalbetrag ist es ausreichend, dass die Barriere nicht verletzt wird. Das macht die Protect-Version defensiver. Wird die Barriere jedoch berührt oder unterschritten erfolgt auch hier eine Lieferung von Aktien.

Für den zusätzlichen Sicherheitspuffer sind die Zinsen in der Regel etwas niedriger als bei den Klassikern. Anleger sollten darauf achten, ob die Barriere während der gesamten Laufzeit aktiv ist oder nur bei Fälligkeit. Das kann sich von ausgebender Bank zu ausgebender Bank unterscheiden.

Weitere Unterarten sind:

Indexanleihen. Bei dieser Version liegt dem Papier keine Aktie, sondern ein Aktienindex zugrunde. Ansonsten entspricht die Funktionsweise per Definition der klassischen Aktienanleihe.

Multi Aktienanleihen: Hier kommt es auf die Wertentwicklung mehrerer Aktien für die Rückzahlung an. Das macht diesen Typ riskanter. Als Ausgleich dafür ist mit diesen Multi-Produkten eine höhere Verzinsung und eine höhere Rendite erzielbar.

Express Aktienanleihen: Bei dieser Gattung ist eine vorzeitige Rückzahlung möglich. Voraussetzung dafür ist, dass der Basiswert nicht auf oder unter einem bestimmten Niveau (in der Regel der Basispreis) liegt.

Von wem werden Aktienanleihen angeboten?

Aktienanleihen werden von Banken emittiert. Zu den bedeutendsten Emittenten zählen in Deutschland große Banken wie HypoVereinsbank, DZ Bank, Deutsche Bank oder BNP Paribas. Die Unternehmen bzw. Aktiengesellschaften selbst bieten also nicht den Kauf solch einer Anleihe an. 

Warum notieren Aktienanleihen in Prozent?

Aufgrund des Anleihecharakters werden Geld- und Briefkurs einer Aktienanleihe in Prozent des Nennbetrags angegeben. Die Ausgabe erfolgt in der Regel zu 100 Prozent. Allerdings kann es sein, dass die emittierende Bank einen Ausgabeaufschlag erhebt (z. B. 1,25 Prozent).

Bei einem Nennbetrag von beispielsweise 1.000 Euro müsste der Anleger also 101,25 Prozent bzw. 1.012,50 Euro zahlen, um eine Aktienanleihe zu erwerben. Der Ausgabeaufschlag ist demnach ein Kostenfaktor.

Über die genauen Produktkonditionen informieren die ausgebenden Banken in den endgültigen Bedingungen.

Warum können bei Aktienanleihen Stückzinsen anfallen? 

Die Erklärung dafür ist relativ einfach: Wer eine Aktienanleihe nicht bei Emission, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt über eine Börse kauft, muss so genannte Stückzinsen zahlen. Sie werden für den Zeitraum berechnet, in dem der Anleger noch nicht der Inhaber der Anleihe war.

Stückzinsen fallen bei Anleihen an, wenn nicht bei sondern nach der Emission gekauft wird.

In diesem Zusammenhang gilt es darauf zu achten, ob die Stückzinsen separat in Rechnung gestellt werden. Alternativ können sie im Kurs der Aktienanleihe anteilig hinzugeschlagen werden. Im ersten Fall, der die Regel ist, spricht man vom „Clean Pricing“. Die andere Vorgehensweise wird als „Dirty Pricing“ bezeichnet.

Wie sicher sind Aktienanleihen?

Da die Rückzahlung von der Entwicklung einer Aktie abhängig ist, sind Aktienanleihen mit Verlustrisiken verbunden. Sicher ist allerdings die Zinszahlung, da diese unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes erfolgt. Die Kursentwicklung des Basiswerts bildet das Risiko ab, der Kupon bietet nur eine Teil-Absicherung.

Welche Steuern fallen bei Aktienanleihen an? 

Aktienanleihen zählen als strukturierte Finanzprodukte zu den Derivaten. Die Zinserträge sowie etwaige Veräußerungsgewinne von Wertpapieren unterliegen grundsätzlich der Abgeltungssteuer zzgl. Solidaritätszuschlag. 

Erfahren Sie mehr zum Thema Steuern unserem Ratgeber „Steuern auf Derivate“.

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