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Was sind Sprint-Zertifikate? Das Finanzprodukt mit überproportionalen Rendite-Chancen einfach erklärt!

onvista · Stand:
Quelle: Jacob Lund

Sprint-Zertifikate - gut zu wissen

  • Mit Sprint-Zertifikaten können Sie überproportional am Kurs eines Index oder einer Aktie partizipieren. Es handelt sich nicht um klassische Hebelprodukte.
  • Nur wer eine positive Entwicklung eines Basiswertes erwartet, sollte diese Zertifikate in Betracht ziehen und an der Börse handeln.
  • Die wichtigsten Auswahlkriterien bilden Basispreis, Cap und Partizipationsrate.
  • Die maximale Rendite ist vorab durch den Cap definiert, am Ende der Laufzeit kommt es zur Auszahlung der Zertifikate.
  • Outperformance-Zertifikate sind ähnlich strukturiert, haben in der Regel aber keinen Cap.
  • Das Risiko bei Kursverlusten ist bei Zertifikat und Aktie gleich hoch.

Sie wollen mit Sprint-Zertifikaten überproportional vom positiven Kurs einer Aktie profitieren? Hier erhalten Sie einen schnellen und fundierten Einblick in die Welt dieser Wertpapiere.

1. Was ist ein Sprint-Zertifikat?

Sprint-Zertifikate ermöglichen Anlegern, innerhalb einer bestimmten Kursbandbreite mit einer überproportionalen Partizipationsrate an einer positiven Wertentwicklung eines Basiswerts teilzunehmen. Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie oder ein Index sein. Sie wollen Ihrer Performance einen Kick verleihen? Dann könnten Sprint-Zertifikate eine passende Anlage für Sie sein. Dennoch zählen diese Zertifikate nicht zur Gattung der Hebelprodukte. Welche Hebelprodukte es gibt, erfahren Sie hier in unserem Ratgeber zu Hebelprodukte.

Definition: Innerhalb einer bestimmten Kursbandbreite ermöglichen Sprint-Zertifikate eine überproportionale Rendite gegenüber einer Direktanlage in einen Basiswert.

Bei „Sprintern“ sind vor allem drei Ausstattungsmerkmale von zentraler Bedeutung: der Basispreis, der Cap und die Partizipationsrate. Der Basispreis stellt die Kursmarke dar, an dem der Sprint-Mechanismus startet. Der Endpunkt wird durch den sogenannten Cap vorgegeben. Cap heißt, bis zu diesem Niveau nimmt das Zertifikat an Kursgewinnen des Basiswerts teil. Der Begriff Partizipationsrate gibt wiederum die prozentuale Beteiligung an der Kursentwicklung des Basiswerts an.

Basispreis, Cap und Partizipationsrate werden bei Emission des Zertifikats vom Emittenten festgelegt und in den endgültigen Bedingungen mit allen weiteren relevanten Informationen veröffentlicht. Ausgegeben wird das Zertifikat von einer Bank, handeln lässt es sich wie sämtliche andere Wertpapiere an der Börse.

Sprint-Zertifikat - Erklärung der Merkmale:

Basiswert: 

Der Basiswert ist der Vermögenswert, das dem Zertifikat zugrunde liegt und von dessen Kursentwicklung sich sein Preis ableitet. Ein Blick auf den Markt für Sprint-Zertifikate zeigt: Der größte Teil fällt dabei auf Aktien oder auf einen Index. Handelt es sich um einen Index, sind das meistens der Euro Stoxx 50 oder der DAX. Ausgegeben werden die Zertifikate in der Regel von einer Bank.

Cap: 

Der Cap gibt an, bis zu welcher Marke ein Sprint-Zertifikat an steigenden Kursen des Basiswerts teilnimmt. Aus ihm leitet sich der Höchstbetrag des Zertifikats ab.

Partizipationsrate: 

Sie gibt die prozentuale Partizipation an der positiven Entwicklung des Basiswerts an. In der Praxis liegt die Partizipationsrate bei „Sprintern“ in der Regel bei 200 Prozent. Höhere Raten sind am Markt eher die Ausnahme.

Laufzeit: 

Sprint-Zertifikate verfügen über eine feste Laufzeit. Für gewöhnlich liegt sie zwischen 9 und 15 Monaten. Zur Laufzeit noch ein wichtiges Wort: Der Sprint-Mechanismus greift erst am Ende der Laufzeit. Bis dahin kann der Kurs des Zertifikats aufgrund verschiedener Einflussfaktoren vom rechnerischen Wert abweichen.

Bezugsverhältnis: 

Bei „Sprintern“ auf Aktien beträgt das Bezugsverhältnis meist 1:1. Das heißt: Beim Emission kostet ein Zertifikat genauso viel wie ein Stück der zugrunde liegenden Aktie. Bei einem Index wie dem DAX oder den Euro Stoxx 50 beläuft sich das Bezugsverhältnis in der Regel auf 1:100. Das macht Sinn. Denn auf diese Weise kann in einen Index auch mit kleineren Beträgen investiert werden.

2. Wie funktionieren Sprint-Zertifikate?

Am besten erklären lässt es es sich anhand eines Beispiels.

Sprint-Zertifikat Beispiel: 

Angenommen, eine Aktie notiert bei einem Kurs von 100 Euro. Eine Bank bietet auf diese Aktie ein Sprint-Zertifikat mit einem Basispreis von 100 Euro (aktueller Kurs der Aktie), einem Cap bei 115 Euro und einer Partizipationsrate von 200 Prozent an. Der Emissionspreis für das Zertifikat liegt bei einem Bezugsverhältnis von 1:1 bei 100 Euro.

Sprint-Zertifikat Konstruktion:

In der Range zwischen dem Basispreis (100 Euro) und dem Cap (115 Euro) greift der Sprint-Mechanismus. Das heißt, steigende Kurse der Aktie bildet das Zertifikat in diesem Rahmen mit einer Partizipation von 200 Prozent ab. Legt der Kurs der Aktie bis zum Laufzeitende zum Beispiel um 10 Euro auf 110 Euro zu, dann würde das Sprint-Zertifikat zuzüglich der doppelten Aktienperformance zurückgezahlt. Also zu 120 Euro.

Im Idealfall steigt die Aktie bis zum Laufzeitende auf den Cap bei 115 Euro. Dann wird das Zertifikat mit dem Höchstbetrag von 130 Euro zurückgezahlt. Höchstbetrag deshalb, weil Sprint-Zertifikate an Kursgewinnen über den Cap hinaus nicht teilnehmen. Die maximale Rendite eines Sprint-Zertifikats ist also klar vorgegeben.

Im nächsten Kapitel finden Sie eine Performance-Tabelle und ein Diagramm zu diesem Beispiel.

Doch was passiert bei fallenden Kursen?

Notiert der Basiswert bei Fälligkeit unter dem Basispreis nimmt der Anleger eins zu eins an diesen Kursverlusten teil. Die überproportionale Partizipationsrate greift also nur nach oben, aber nicht, wenn es abwärts geht.

3. Wann ist ein „Sprinter“ vorteilhaft?

Die Chancen und Risiken eines Sprint-Zertifikats lassen sich am besten anhand von Kursszenarien aufzeigen. Es gelten folgende Annahmen:

Die A-Aktie notiert in diesem Beispiel bei Emission des Sprint-Zertifikats bei 100 Euro. Auf diesem Niveau wurde auch der Basispreis fixiert. Das heißt, hier liegt der Startpunkt der Sprint-Strecke. Den Endpunkt stellt der Cap bei 115 Euro dar. Bei einer Partizipationsrate von 200 Prozent beträgt der maximal mögliche Gewinn am Laufzeitende demnach 30 Euro (15 Euro x 200 Prozent) beziehungsweise 30 Prozent. Daraus ergibt sich ein Höchstbetrag von 130 Euro pro Zertifikat.

Um die Chancen und Risiken des Zertifikats im Vergleich zu einer direkten Anlage aufzuzeigen, macht es Sinn, verschiedene Kursszenarien am Laufzeitende zu betrachten.

Quelle: onvista

Das Rückzahlungsprofil lässt sich auch als Diagramm darstellen:

Quelle: onvista
  1. An fallenden Kursen der Aktie unterhalb des Basispreises nehmen Anleger bei Fälligkeit eins zu eins an der negativen Entwicklung teil. Das Risiko bei Kursverlusten ist bei Zertifikat und Aktie also gleich hoch. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Anleger beim Zertifikat auf etwaige Dividenden verzichtet - diese Einnahmen verbleiben bei der Bank bzw. beim Emittenten. Zudem kommt es vor, dass Sprint-Zertifikate mit einem Ausgabeaufschlag ausgegeben werden. Das heißt, der Preis des Zertifikats liegt über dem Kurs des Basiswerts, wodurch das Verlustrisiko im Fall einer negativen Entwicklung erhöht ist.
  2. Ihre Vorzüge spielen Sprint-Zertifikate innerhalb der Strecke zwischen Basispreis und Cap aus. Im obigen Beispiel würde der Anleger eine doppelt so hohe Rendite erzielen als bei einem Direktinvestment. Im Idealfall notiert der Basiswert bei Fälligkeit auf Höhe des Caps. Denn dann wird das Zertifikat zum Höchstbetrag zurückgezahlt.
  3. Oberhalb des Caps nehmen Sprint-Zertifikate nicht weiter an steigenden Kursen des Basiswerts teil. Weil zuvor aber durch die überproportionale Teilhabe eine Outperformance aufgebaut wurde, schneiden die Zertifikate auch oberhalb des Caps noch bis zu einem bestimmten Punkt besser ab als der Basiswert selbst. Diese Marke wird als Outperformance-Punkt bezeichnet. Im obigen Beispiel liegt er bei 130 Euro, also beim Höchstbetrag.
  4. Oberhalb des Outperformance-Punkts fährt der Anleger mit einer Direktanlage besser als mit dem Zertifikat. Obwohl der Höchstbetrag erzielt wurde, weist das Zertifikat im Vergleich zum Basiswert eine Underperformance auf. Sprinter machen also nur dann Sinn, wenn der Anleger davon ausgeht, dass der Basiswert innerhalb des Anlagehorizonts zwar Potenzial nach oben hat, aber nicht mit ganz großen Sprüngen über den Cap hinaus rechnet.

4. Tipps: Welches Sprint-Zertifikat sollte ich kaufen?

Generell: Sprint-Zertifikate lassen sich an der Börse handeln, emittiert werden sie von einer Bank.

Tipp 1: Alles hängt vom Basiswert ab

Der wichtigste Punkt zuerst: Wer sich für ein Sprint-Zertifikat entscheidet, sollte eine dezidierte Meinung über das Kurspotenzial des zugrunde liegenden Basiswerts über den angepeilten Anlagehorizont mitbringen. Grundsätzlich sollte der Anleger dabei eine positive Kursentwicklung erwarten. Andernfalls macht weder eine Direktanlage noch der Kauf eines Sprint-Zertifikats Sinn.

Tipp 2: Kurspotenzial einschätzen

Im zweiten Schritt geht es um die Frage: Wo sehe ich den Basiswert am Ende des Anlagehorizonts? Das Sprint-Zertifikat sollte so gewählt werden, dass der Cap nicht deutlich unter dem erwarteten Kursziel liegt. Denn nur dann spielt das Zertifikat, sofern die Erwartung aufgeht, seine Stärken mit voller Kraft aus. Wird der Cap dagegen zu tief gewählt, besteht das Risiko, dass die überproportionale Partizipation vorzeitig endet. Handeln Sie also umsichtig.

Tipp 3: Zertifikat oder Direktinvestment?

Wie die Praxis zeigt, sind die Partizipationsbandbreiten von Sprint-Zertifikaten in der Regel relativ überschaubar. Der prozentuale Abstand des Caps (Endpunkt) vom Basispreis (Startpunkt) beträgt selten mehr als 15 Prozent. Für Anleger, die ausgesprochen positiv für einen bestimmten Basiswert gestimmt sind, kann daher ein direktes Investment vorteilhafter sein. Wer dagegen eher verhaltene bis moderate Kursgewinne erwartet, kann mit Sprint-Zertifikaten seine Rendite deutlich aufbessern.

Tipp 4: Worauf es ankommt

Ein besonderes Augenmerk sollten Anleger auf die beiden zentralen Ausstattungsmerkmale Cap und Basispreis eines Sprint-Zertifikats legen. Es gilt zu überprüfen, ob diese der eigenen Erwartungshaltung an den Basiswert entsprechen.

Tipp 5: Anlagehorizont beachten

Auch der Laufzeit von Sprint-Zertifikaten kommt eine große Bedeutung zu. Denn die überproportionale Partizipation ist erst am Laufzeitende garantiert. Bis dahin kann der Preis des Zertifikats mal weniger stark, mal stärker vom Auszahlungsprofil abweichen. Der Grund dafür: Der Preis wird neben der Basiswertentwicklung auch von anderen Faktoren wie Veränderungen der Volatilität beeinflusst. Anleger sollten also darauf achten, dass die Laufzeit zum Erwartungs- und Anlagehorizont passt.

5. Sonstige Fragen und Antworten zu Sprint-Zertifikaten

Die wichtigsten Fragen haben wir bereits beantwortet. Nachfolgend geben wir Antworten zu folgenden Aspekten:

  • Warum ist der Sprint-Mechanismus möglich?
  • Wie finde ich das richtige Sprint-Zertifikat?
  • Wer bietet Sprint-Zertifikate an?
  • Wo kann ich Sprint-Zertifikate handeln?
  • Welche Steuern müssen auf Sprint-Zertifikate gezahlt werden?
  • Was ist der Unterschied zwischen Sprint- und Outperformance-Zertifikaten?

Warum ist der Sprint-Mechanismus möglich?

Sprint-Zertifikate sind ein vom Emittenten strukturiertes Wertpapier. Die überproportionale Partizipation wird in erster Linie durch den Verkauf einer Call-Option auf den Basiswert finanziert. Der Emittent / die Bank erhält dadurch Prämieneinnahmen, die er für die Gestaltung des Sprint-Mechanismus verwenden kann. Das gleiche gilt für Dividenden. Sie werden vom Emittenten einbehalten. Weitere Sprint-Zertifikate Gebühren werden in der Regel nicht erhoben.

Wie finde ich das richtige Sprint-Zertifikat?

Mit dem Zertifikate-Vergleich auf onvista können Sprint- oder Outperformance-Zertifikate bequem und übersichtlich nach diversen Merkmalen und Kennzahlen miteinander verglichen werden. So lässt sich schnell das passende Outperformance- oder Sprint-Zertifikat finden.

Wer bietet Sprint-Zertifikate an?

Der Markt für Sprint-Zertifikate ist relativ überschaubar. Angebote werden von Banken zur Verfügung gestellt. Zu den größeren Anbietern gehören unter anderem Banken wie die Deutsche Bank, Citi oder Vontobel.

Wo kann ich Sprint-Zertifikate handeln?

Handeln lassen sich Zertifikate sowohl über eine Börse als auch über einen außerbörslichen Handel über den Emittenten. Bekannte Zertifikatebörsen sind die Börse Frankfurt und die Börse Stuttgart.

Welche Steuern müssen auf Sprint-Zertifikate gezahlt werden?

Erlöse aus Sprint-Zertifikaten unterliegen in Deutschland der Abgeltungssteuer. Diese wird automatisch von der depotführenden Bank an das Finanzamt abgeführt.

Was ist der Unterschied zu Outperformance-Zertifikaten?

Outperformance-Zertifikate und „Sprinter“ ähneln sich in vielerlei Hinsicht. Allerdings verfügen Outperformance-Zertifikate klassischerweise über keinen Cap. Dafür liegt die Partizipationsrate dieser Zertifikate meistens (deutlich) unter der von Sprint-Zertifikaten. Outperformance-Zertifikate richten sich an Anleger, die nach oben nicht begrenzt sein wollen, während es bei Sprint-Zertifikaten um die taktische Ausnutzung von Kurschancen innerhalb einer bestimmten Bandbreite geht.

In bestimmten Fällen werden Outperformance-Zertifikate auch mit Cap angeboten (Capped-Outperformance-Zertifikate). In diesem Fall gilt es zu vergleichen, welches Produkt die besseren Konditionen bietet – Sprint-Zertifikat oder Capped-Outperformance-Zertifikat.

Häufig taucht auch die Frage auf, worin sich „Sprinter“ von Discount-Zertifikaten, Bonus-Zertifikaten oder Garantiezertifikaten unterscheiden. Eine genaue Definition sowie Informationen zu den Funktionsweisen dieser Zertifikate finden Sie im jeweiligen Ratgeber von onvista.