ETFs oder Anleihen: Was ist die bessere Investition?

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Langfristiger Vermögensaufbau und privat fürs Alter vorsorgen: Ist dafür ein ETF oder eine Anleihe besser? Anleihen gelten als sicher, ETFs aber auch.

Vorab: Ja, das stimmt beides, sofern man die richtigen Anleihen oder ETFs aussucht. Wir sind jedoch überzeugt: ETFs sind die bessere Wahl, um langfristig Vermögen aufzubauen.

Im folgenden Artikel gehen wir von einem Sparhorizont von mindestens 20 Jahren aus, sind sicherheitsorientiert und verfolgen daher eine klassisch-defensive Strategie.

Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere

Anders als Aktien sind Anleihen festverzinsliche Wertpapiere. Das bedeutet: Anleger bekommen jedes Jahr einen festen, vorher bestimmten Zins („Kupon“).

Beispiel: Du kaufst eine Anleihe eines Unternehmens oder eines Staats über 1000 EUR. Die Laufzeit beträgt 5 Jahre, der Zins liegt bei 2,5 Prozent. Du erhältst jedes Jahr 25 EUR an Zinsen, insgesamt also 125 EUR. Nach fünf Jahren wird die Summe von 1000 EUR zurückgezahlt. Die Rendite beträgt auf die Dauer der 5-jährigen Laufzeit 12,5 Prozent.

Vorteil: Du hast einen Rechtsanspruch auf die Zinsen; sie können nicht wie Dividenden gekürzt oder gestrichen werden. Allerdings trägst du das Insolvenzrisiko – wird der Emittent zahlungsunfähig, verfällt die Anleihe und du gehst leer aus.

Unser Tipp: Damit ihr nicht den richtigen Zeitpunkt verpasst, um euren Wunsch-ETF zu einem guten Kurs zu kaufen, nutzt unser kostenloses Musterdepot mit Kursalarm-Funktion.

Wie wird der Anleihen-Zins berechnet?

Die Höhe des Zinses hängt von vier Faktoren ab:

  • Bonität des Schuldners
  • Erwartete Inflation
  • Laufzeit
  • Leitzins der Notenbank

Damit die Anleihen Käufer finden, muss der Kupon höher sein als der Leitzins. Steigt der Leitzins, steigt auch der Kupon. Weiterhin gilt die Faustregel: Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Wird eine höhere Inflation erwartet, steigt ebenfalls der Zins, damit die Rendite nicht durch die Inflation aufgefressen wird.

Prognosen zur Konjunktur fließen auch in die Berechnung mit ein. Steigt die Gefahr, dass der Schuldner die Anleihe nicht zurückzahlen kann, steigt der Zins. Der Sinn dahinter: Es besteht ein höheres Risiko des Zahlungsausfalls und Anleger, die dieses Risiko eingehen, sollen durch einen höheren Zins belohnt werden.

Fazit: Wer eine konservativ-defensive Strategie verfolgt, sollte hochverzinste Anleihen meiden. Das Risiko eines Zahlungsausfalls ist zu hoch.

Rendite bei Anleihen: Mehr als nur der Zins

Die Rendite bei Anleihen berechnet sich nicht nur über den Zins; es ist sogar eine höhere Rendite möglich.

Anleihen werden an der Börse gehandelt und der Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Der Kurs wird in Prozent angegeben, der sich am Ausgabepreis orientiert.

Beispiel: Die meisten Anleihen laufen über 1000 EUR. Steigt der Kurs auf 103 Prozent, zahlst du für die Anleihe 1030 EUR. Sinkt er auf 95 Prozent, zahlst du 950 EUR.

Egal zu welchem Preis du die Anleihe erwirbst, am Laufzeitende erhältst du immer den vollen Nennbetrag zurück. Dann setzt sich die Rendite wie folgt zusammen: zurückgezahlter Betrag plus erhaltene Zinsen minus Kaufpreis. So kannst du eine Rendite erzielen, die über dem Zinssatz liegt.

In Anleihen zu investieren ist aktives Investieren

Möchtest du mit Anleihen eine Rendite erzielen, die mehr als nur die Zinszahlungen abdeckt, dann musst du dich mit ihnen intensiv beschäftigen. Du musst die Broschüren lesen, die Bonität des Schuldners überprüfen, die Konjunktur abschätzen und vielleicht sogar Anleihen verkaufen, wenn neue, besser verzinste auf den Markt gebracht werden. Das Ganze fängt von vorne an, wenn die Anleihen zurückgezahlt werden und du eine neue Anleihe zum Investieren suchst.

Das ist aktives Investieren. Es geht aber auch anders.

Langfristiger Vermögensaufbau mit dem MSCI World

Wir wollen langfristig mit einer defensiven Strategie Vermögen aufbauen. Daher holen wir uns einen ETF, der die Weltwirtschaft widerspiegelt, ins Depot.

Der MSCI World: Mit einem ETF die Weltwirtschaft abdecken

Der MSCI World ist ein Index, der Aktien von über 1500 Unternehmen aus 23 Ländern umfasst. Er deckt mehrere Branchen, Länder und Währungen ab. Der Vorteil: Es gibt kein Klumpenrisiko.

Ein ETF auf den MSCI World bildet den Index exakt nach. Das heißt: Steigt der Index um 5 Prozent, steigt auch dein ETF um 5 Prozent. Sinkt er um 5 Prozent, sinkt auch dein ETF um 5 Prozent.

Das ist passives Investieren; du kannst nicht besser abschneiden als der MSCI World, aber auch nicht schlechter. Man sagt daher, dass du mit dem Markt gehst.

Derzeit (Stand: Juli 2023) sind US-Aktien mit knapp 70 Prozent gewichtet. An zweiter Stelle steht Japan mit 6 Prozent. Konkret heißt das: Von 100 EUR, die du in einen ETF auf den MSCI World investierst, werden 70 EUR in US-Werte angelegt.

MSCI World: Ist die US-Gewichtung eine Gefahr?

Vorab: Nein, die hohe Gewichtung von US-Aktien ist keine Gefahr. Der MSCI World spiegelt die Weltwirtschaft wider, US-Aktien sind traditionell stark nachgefragt und derzeit treiben Anleger Aktien von US-Tech-Firmen nach oben, wie Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla.

Der MSCI World verfolgt eine doppelte 85-Prozent-Strategie: Im Index sind 23 Länder enthalten, die für 85 Prozent der Weltwirtschaft stehen, und jedes Land ist mit 85 Prozent seiner Marktkapitalisierung vertreten.

Es legen nicht Fondsmanager den hohen Anteil an US-Werten fest, sondern Anleger mit ihren Kaufentscheidungen. Das heißt: Der US-Anteil ist nicht statisch, er ändert sich permanent. Vor zwei Jahren lag er bei 57 Prozent.

Kleiner Trost: Diese hohe Bewertung hätten diese Firmen niemals erreicht, wenn sie nur auf dem US-Markt aktiv wären. Sie sind zwar US-Firmen, und haben in den USA ihren Firmensitz; sie erzielen einen Großteil ihres Umsatzes jedoch außerhalb der USA. Diese Globalisierung federt die Dominanz der US-Gewichtung im MSCI World ein wenig ab.

Schmunzelfakt: 1987 dominierten japanische Aktien den MSCI World mit 40 Prozent. Die USA belegten mit 32,75 Prozent den zweiten Platz.

Auch beim MSCI World: Ein ETF ist passiv

Investierst du in einen ETF auf den MSCI World, dann verfolgst du eine passive Strategie. Damit hast du dich entschieden: Du gehst mit dem Markt und versuchst nicht, ihn zu schlagen.

Der Gedanke dahinter ist vielversprechend: Investiere in einen ETF, der die Weltwirtschaft widerspiegelt, dann hast du langfristig eine gute Rendite. Das lässt sich gut am MSCI World ablesen, der seit 1975 jährlich im Schnitt um 9 Prozent gewachsen ist.

Anleihen vs. ETF: Ganz klar, der ETF

Der ETF schlägt Anleihen: Er ist einfacher, du deckst mit einer Position die Weltwirtschaft ab und musst dich um nichts kümmern. Weitere Vorteile eines ETFs: Die Anleihe hat eine feste Laufzeit – und je näher sie sich dem Ende nähert, umso näher kommt sie den 100 Prozent. Bei Aktien kannst du langfristige Kursgewinne erzielen, bei Anleihen nicht.

Außerdem ist der ETF Sondervermögen. Das heißt: Sollte der ETF-Anbieter pleite gehen, dann fällt das Vermögen des ETFs nicht in die Schuldnermasse. Der ETF mit deinem Vermögen bleibt dir erhalten und arbeitet weiter für deinen langfristigen Vermögensaufbau.

Du willst in den MSCI World investieren? Mit unserem ETF-Finder findest du den passenden ETF für dein Depot.