Inflationsbedrohung und ein möglicherweise schon bald startendes Tapering der Fed – US-Finanzprofessor Jeremy Siegel zeichnet ungünstiges Q4-Szenario

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Im September hat die US-Notenbank Federal Reserve den Bremshebel für die massiven Liquiditätsspritzen noch nicht umgelegt, die seit Beginn der Corona-Pandemie in einem nie dagewesenen Maß in die Märkte gepumpt werden, doch im kommenden November könnte dies bereits soweit sein – mit entsprechenden negativen Auswirkungen für die Aktienmärkte.

Setzt sich die aktuelle Konjunkturerholung fort, könnten die Käufe bis Mitte 2022 nach einem schrittweisen Ausstieg komplett eingestellt werden, so zuletzt die Aussagen des Fed-Chefs Jerome Powell. Zugleich deuten neue Prognosen auf eine Zinserhöhung im kommenden Jahr hin.

Der bekannte US-Finanzprofessor Jeremy Siegel äußerte sich Ende vergangener Woche gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC besorgt über die mögliche Entwicklung des vierten Quartals für die Aktienmärkte, deren Fähigkeit, mit einer weiter steigenden Inflation umzugehen, er als nicht ausreichend ansieht.

„Wir stehen vor einigen Schwierigkeiten. Die Inflation wird im Allgemeinen ein viel größeres Problem sein, als die Fed glaubt. Die US-Notenbank wird Druck ausüben, ihren Taper-Prozess zu beschleunigen“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass der Markt auf einen beschleunigten Taper vorbereitet ist.“ Laut Siegel besteht die größte Bedrohung für die Wall Street darin, dass der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, aufgrund der steigenden Inflation viel früher als erwartet die lockere Geldpolitik beenden wird. „Wir alle wissen, dass ein Großteil der Leichtigkeit des Aktienmarktes mit der Liquidität zusammenhängt, die die Fed bereitgestellt hat. Wenn das schneller weggenommen wird, bedeutet das auch, dass Zinserhöhungen früher erfolgen werden“, sagte er. „Beide Dinge sind nicht positiv für den Aktienmarkt.“

Siegel skizziert zudem die aus seiner Sicht am meisten dadurch gefährdeten Sektoren. Vor allem Wachstums- und insbesondere Tech-Werte dürften angesichts seines beschriebenen Szenarios für deutliche Abverkäufe prädestiniert sein. Die Neigung am Markt wird aus Sicht des Finanzprofessors in Richtung Value-Aktien gehen. „Die Rendite ist knapp und Sie möchten sich nicht an langfristige Staatsanleihen binden, die meiner Meinung nach in den nächsten sechs Monaten dramatisch darunter leiden werden“, sagte er. Besonders Versorger- und Konsumgüter-Aktien könnten daher ihren „Tag an der Sonne“ bekommen, so Siegel. „Wenn Sie eine Dividende haben, können Unternehmen ihre Preise erhöhen und Dividenden sind historisch gesehen inflationsgeschützt. Sie sind natürlich nicht so stabil wie eine Staatsanleihe. Aber sie haben diesen Inflationsschutz und eine positive Rendite.“

Auch für das Edelmetall Gold ist Siegel optimistisch, das aus seiner Sicht aufgrund des anhaltenden Hypes um die Kryptowährung Bitcoin bisher vom Markt links liegen gelassen wurde, in einem Inflationsumfeld jedoch wieder glänzen könne.

onvista-Redaktion

Titelfoto: AKSENTIY VOLODYMYR / Shutterstock.com

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