Kolumne

Gold als Krisen-, aber nicht als Inflationsschutz?

Stefan Riße · Uhr
Quelle: Cloudy Design/Shutterstock.com

Immer wieder wird Gold als Inflationsschutz empfohlen. Auch ich habe das immer wieder getan, hier und in meinem Buch „Die Inflation kommt!“. Allerdings muss man fairerweise zugeben, dass Gold als Inflationsschutz bisher nicht wirklich funktioniert hat. Das war Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre anders. Der Goldpreis stieg enorm, aber nur solange die Inflation nicht durch starke Zinserhöhungen bekämpft wurde. Damals waren aufgrund der Ölpreisschocks – die OPEC hatte den Ölpreis von wenigen Dollar auf 40 Dollar hochgeschraubt – die Inflationsraten noch höher.

Als dann aber Anfang der 80er Jahre unter Notenbankchef Paul Volcker die Hochzinspolitik begann, ging es mit dem Goldpreis rapide abwärts. Seit Beginn der Zinserhöhungen haben wir das gleiche Phänomen. Obwohl die Inflationsraten bis vor ein paar Monaten höher waren als die Zinsen, war Gold relativ gesehen attraktiver als in der Zeit davor, als es keine oder nur sehr geringe Zinsen gab.

Gold profitiert erneut von geopolitischer Krise

Die Entwicklung des Goldpreises in US-Dollar war in den letzten zwölf Jahren sehr enttäuschend. Nach dem Anstieg während der Eurokrise bewegte sich der Preis nur noch in Wellenbewegungen seitwärts und notiert heute immer noch unter dem Niveau vom September 2011. Und man darf nicht vergessen, während Aktien, die seitwärts tendieren, zumindest noch eine Dividende abwerfen, ist Gold völlig renditefrei. Aber wieder einmal erleben wir, dass Gold von einer geopolitischen Krise profitiert. Denn seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel steigt der Goldpreis. Man kann also sagen, dass Gold in jedem Fall ein Krisenprofiteur ist.

Zentralbanken kaufen Gold

Der Goldmarkt ist relativ transparent. Denn das World Gold Council (WGC) veröffentlicht regelmäßig Berichte darüber, wer auf der Käufer- und wer auf der Verkäuferseite steht. Vermutlich, weil es wieder Zinsen gibt, gab es zuletzt vor allem in den USA große Abflüsse aus Gold-ETFs. Diese dürften für die Schwäche des Goldpreises bis zum oben beschriebenen Nahostkonflikt verantwortlich gewesen sein. Auf der Käuferseite stehen aber schon seit einiger Zeit einige Zentralbanken, vor allem aus Ländern, die sich vom US-Dollar als Reservewährung und von den USA selbst unabhängiger machen wollen. So gehörte zuletzt die Peoples Bank of China (PBoC) zu den großen Käufern.

Das ist logisch nachvollziehbar. Haben sich doch die Beziehungen zwischen dem Riesenreich und den USA merklich abgekühlt. Der Konflikt um Taiwan steht nach wie vor im Raum und die Chinesen konnten ja aus der Zuschauerperspektive beobachten, was mit den russischen Währungsreserven nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine passierte. Die wurden einfach eingefroren. Da ist man mit Gold im eigenen Land unabhängiger.

Gold könnte noch ein Inflationsprofiteur werden

Aber egal, wie der Nahostkonflikt weitergeht, ob als ein Flächenbrand oder eher als ein auf den Gazastreifen begrenzter Krieg, ich halte eine gewisse Goldbeimischung nach wie vor für sinnvoll. Denn Gold könnte durchaus noch von der Inflation profitieren. Sollte diese in den nächsten Jahren höher bleiben, werden die Notenbanken bei einer Konjunkturschwäche die Inflation kaum weiter bekämpfen können. Dafür sind die Schuldenberge auch viel zu hoch, und die sollen auf staatlicher Seite zum Beispiel in den USA, aber auch in Europa für die Investitionsprogramme zur Klimaneutralität ja weiter wachsen. Finanziert werden kann das nur mit relativ niedrigen Zinsen. Die Notenbanken werden also die Inflation laufen lassen müssen. Spätestens dann dürfte Gold auch ein Inflationsprofiteur sein.

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