Commerzbank startet mit Gewinnschub ins Jahr

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Die anhaltend hohen Zinsen haben der Commerzbank zu ihrem stärksten Quartalsergebnis seit dreizehn Jahren verholfen.

"Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet", erklärte Konzernchef Manfred Knof am Dienstag. Das Frankfurter Bankhaus erwirtschaftete im Zeitraum Januar bis März einen Konzerngewinn von 747 Millionen Euro - ein Anstieg von 28,8 Prozent. Das Ergebnis hatte zuletzt im ersten Quartal 2011 höher gelegen. Die Commerzbank schraubte zudem ihren Ausblick für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr nach oben.

An der Börse kamen die Gewinnzahlen, die über den Schätzungen der Analysten lagen, gut an: Die im Leitindex Dax enthaltene Commerzbank-Aktie lag zeitweise mehr als 5,5 Prozent im Plus. "Da die Erträge in naher Zukunft deutlich steigen werden und in den Folgejahren ein gewisser Aufwärtstrend zu verzeichnen sein wird, gehen wir davon aus, dass sich die Aktie zunächst weiter recht gut entwickeln wird", erklärten die Analysten der US-Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods.

Seine Erträge baute das Institut um drei Prozent auf rund 2,75 Milliarden Euro aus. Der Zinsüberschuss nahm um 9,2 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro zu. "Das starke Kundengeschäft und das sehr gute Ergebnis im ersten Quartal bestärken uns in unserem Ziel, den Gewinn 2024 zu steigern," erklärte Knof. Die jüngsten Zukäufe in der Vermögensverwaltung und im Zahlungsverkehrsgeschäft würden sich im weiteren Jahresverlauf bei den Provisionserträgen bemerkbar machen. Für die deutsche Wirtschaft ist die Commerzbank nun etwas zuversichtlicher. "Insgesamt erwarten wir nicht mehr länger eine Rezession in Deutschland für 2024," sagte der Bank-Chef.

Knof, der seit 2021 auf dem Chefsessel sitzt, hatte dem Geldhaus einen tiefgreifenden Umbau verordnet. Stellen wurden gestrichen, das Online-Banking wurde ausgebaut und das Filialnetz ausgedünnt. Inzwischen arbeitet das Institut deutlich profitabler. Um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften, musste es im ersten Quartal 58 Cent aufwenden. Vor einem Jahr hatte das Aufwand-Ertrags-Verhältnis noch bei 65 Prozent gelegen.

Die Bank will für das laufende Geschäftsjahr mindestens 70 Prozent ihres Gewinns an ihre Aktionäre ausschütten. "Sollte sich das zweite Quartal wie erwartet entwickeln, verfügen wir über ein starke Basis, um mit den Halbjahresergebnissen den nächsten Aktienrückkauf zu beantragen", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. Die Eigenkapitalrendite stieg auf 10,5 Prozent verglichen mit 8,3 Prozent vor Jahresfrist. Damit sei das Geldhaus auf einem guten Weg, das Renditeziel von mindestens acht Prozent für 2024 zu schaffen, sagte Orlopp.

OPTIMISTISCHERE ERWARTUNG FÜR ZINSÜBERSCHUSS

Die Commerzbank erwartet nun im Gesamtjahr einen Zinsüberschuss von rund 8,1 Milliarden Euro. Bislang waren 7,9 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Noch zu Jahresbeginn war am Finanzmarkt mit kräftigen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) dieses Jahr gerechnet worden, was für Banken deutlich weniger Rückenwind bedeutet. Inzwischen werden aber weniger Zinsschritte erwartet. Orlopp zufolge geht die Bank für 2024 mittlerweile von einem durchschnittlichen Einlagensatz von 3,8 Prozent aus. Im Februar habe das Institut noch mit 3,5 Prozent gerechnet. Aktuell hält die EZB den am Finanzmarkt maßgeblichen Zins auf dem Rekordniveau von 4,0 Prozent. Die erste Senkung der EZB wird für Juni erwartet.

Rund lief es im ersten Quartal in der Firmenkundensparte. Dort nahmen die Erträge um rund 13 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro zu - laut der Bank ein Rekordwert. Die Erträge der polnischen Tochter mBank sanken dagegen auf 341 Millionen Euro nach 356 Millionen Euro vor Jahresfrist. Nach wie vor drücken Sonderbelastungen durch die Vorsorge für Rechtsrisiken bei Schweizer-Franken-Krediten auf die Ergebnisse der Tochter. "Bei uns bleibt die Strategie, dass wir versuchen, so schnell wie möglich, dieses Thema zu lösen", sagte Orlopp. 2024 solle so viel wie möglich abgeräumt werden. Wahrscheinlich werde es aber auch 2025 noch Belastungen geben.

Zu Russland sagte die Finanzchefin, die Commerzbank unternehme alles, um ihre Vermögenswerte dort zu schützen. Die Situation sei sehr volatil. Ein Moskauer Gericht hatte unlängst die Beschlagnahmung von Vermögenswerten der Commerzbank und einer Europa-Tochter der US-Großbank JP Morgen gestattet.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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