Fico-Attentäter soll radikalisierter "einsamer Wolf" sein

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- von Ayhan Uyanik und Boldizsar Gyori

Banska Bystrica (Reuters) - Der Attentäter des slowakischen Ministerpräsident Robert Fico soll ein radikalisierter Einzeltäter sein.

"Es ist ein einsamer Wolf, der sich zuletzt im Präsidentschafts-Wahlkampf radikalisiert hat", sagte Innenminister Matus Sutaj Estok am Donnerstag. Er habe an Protesten gegen die Regierung teilgenommen. Ihm werde von den Sicherheitskräften Mordversuch vorgeworfen. Fico selbst sei nach der Fünf-Stunden-Operation noch nicht gerettet: "Wir können noch nicht sagen, dass wir gewinnen oder dass die Aussichten positiv sind", warnte der Innenminister. Das Krankenhaus hatte zuvor mitgeteilt, Fico sei zunächst außer Lebensgefahr, sein Zustand aber weiter ernst.

Das politische Klima in der Slowakei gilt als sehr angespannt und polarisiert. Fico, im vergangenen Jahr gewählt, hat einen russlandfreundlicheren Kurs eingeschlagen. Die Opposition wirft ihm vor, kritische Medien zum Schweigen bringen zu wollen. Kontrovers diskutiert wird unter anderem die geplante Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova rief zu Zurückhaltung in den zuletzt scharfen politischen Debatten des Landes auf und lud in diesem Zusammenhang alle Chefs der im Parlament vertretenen Parteien zu einem Treffen ein. Die größte Oppositionspartei, die pro-westlich orientiert ist, hat nach dem Attentat Kundgebungen abgesagt und alle Politiker zu Mäßigung aufgerufen.

Auf Fico waren am Mittwoch bei einer Begegnung mit Bürgern fünf Schüsse abgefeuert worden. Der festgenommene mutmaßliche Attentäter soll laut Medienberichten 71 Jahre alt, ein früherer Wachmann, Hobby-Schriftsteller sowie Gegner von Fico sein. Er habe zudem einen Waffenschein. In einem Facebook-Video kritisierte er unter anderem die Medienpolitik Ficos. Er sagte dort außerdem: "Ich bin mit der Regierungspolitik nicht einverstanden." Reuters konnte überprüfen, dass der Mann im Facebook-Video tatsächlich der festgenommene Mann ist.

FICO BEI BEGEGNUNG MIT BÜRGERN ANGESCHOSSEN

Fico war am Mittwoch bei einer Begegnung mit Bürgern etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt Bratislava entfernt von fünf Schüssen aus naher Distanz unter anderem in den Bauch getroffen worden. Mehrere Sicherheitsbeamte hatten ihn begleitet, konnte das Attentat aber nicht verhindern.

Fico hatte im Oktober sein Amt angetreten, dass er seit 2006 schon dreimal innehatte. Er hat seitdem schnell einen Politikwechsel eingeleitet, die Hilfe für die Ukraine zurückgefahren und sich um einen Dialog mit Russland bemüht. Die Nato machte er für den russischen Angriffskrieg mitverantwortlich. Zudem hatte er eine Sonder-Staatsanwaltschaft, die gegen Korruption vorgehen soll, entmachtet.

(Weitere Reporter: Jason Hovet, Jan Lopatka, Radovan Stoklasa, geschrieben von Markus Wacket, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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