IMK - Standort Deutschland bei Arbeitskosten auf Platz fünf in der EU

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Berlin (Reuters) - Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist in Bezug auf die Lohnkosten laut einer Analyse des gewerkschaftsnahen Instituts IMK stabil.

"Wir liegen bei den Arbeitskosten wie vor den Krisen der vergangenen Jahre im oberen Mittelfeld Westeuropas und sehen etwa bei den Exporten eine wieder aufsteigende Linie", so der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Demnach haben die Arbeitskosten je Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft hierzulande im Jahr 2023 um jahresdurchschnittlich 5,0 Prozent zugenommen. Dies ist laut IMK im langjährigen Vergleich ein relativ hoher Wert, aber spürbar weniger als 2022 mit einem Anstieg von 6,5 Prozent.

Im EU-Durchschnitt legten die Arbeitskosten 2023 demnach um 5,6 Prozent zu und im Euroraum um 5,1 Prozent. Mit Arbeitskosten von 41,90 Euro in der Privatwirtschaft rangiert Deutschland laut den Wirtschaftsforschern aktuell auf Rang fünf in der EU, zusammen mit den Niederlanden und unmittelbar vor Schweden. Die schwedische Krone hat im vergangenen Jahr erneut deutlich an Wert verloren, weshalb das skandinavische Land bei den Arbeitskosten in Euro gerechnet mit 41,60 Euro diesmal knapp hinter Deutschland liegt, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Report des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht.

KEINE ANZEICHEN FÜR PREIS-LOHN-SPIRALE

"Ohne deutliche Anstiege der nominalen Löhne hätte die Rekordinflation 2022 und 2023 die breite Kaufkraft in Deutschland auf längere Zeit schwer geschädigt", sagte IMK-Forscher Dullien. Nach wie vor seien die Einbußen vieler Beschäftigter nicht vollständig ausgeglichen. Deshalb rechne das IMK in seiner Konjunkturprognose mit weiteren deutlichen Lohnerhöhungen. Diese seien nötig, um die Nachfrage nachhaltig wieder in Schwung zu bringen: "Die Daten zu den Arbeitskosten zeigen nun, dass der Spielraum für eine Stabilisierung der Kaufkraft in der Krise genutzt worden ist, ohne Schieflagen an anderer Stelle zu verursachen", erklärte Dullien.

"Mittelfristige Stabilität bei kurzfristigen Ausschlägen" hat laut der Analyse des IMK auch die Entwicklung der Lohnstückkosten geprägt, die die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Produktivität setzen. Diese sind 2023 hierzulande zwar kräftig um 6,6 Prozent gestiegen und damit etwas stärker als im Euroraum (6,1 Prozent). Ein wesentlicher Grund war der Untersuchung zufolge neben der hohen Inflation die schwache Produktivitätsentwicklung infolge der schleppenden Konjunktur. "Die kurzfristig hohen Anstiege gefährden die preisliche Wettbewerbsfähigkeit bislang aber nicht", betonten die Verfasser der IMK-Studie, Ulrike Stein und Alexander Herzog-Stein. Es gebe bislang keine Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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