Insider - Fed erwägt Lockerung der Vorschriften für heimische Großbanken

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Washington (Reuters) - Die US-Notenbank erwägt Insidern zufolge Erleichterungen bei den Kapitalvorschriften für die größten Geldhäuser des Landes.

Die mögliche Regeländerung könne bei den acht größten Banken der USA zu Kapitaleinsparungen in Milliardenhöhe führen, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Beratungen dauerten aber noch an und es sei noch keine Entscheidung gefallen. Die mögliche Regeländerung betreffe die Berechnung des zusätzlichen Kapitalpuffers für global systemrelevante Banken, den sogenannten GSIB-Aufschlag (Global Systemically Important Banks). Dieser war von der Fed 2015 eingeführt worden, um nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise 2008 die Stabilität und Sicherheit der Institute zu erhöhen.

Die Fed denke darüber nach, die seit 2015 festgelegten Bezugsgrößen zur Berechnung des GSIB-Aufschlags zu überarbeiten, sagten die Insider. Dabei solle das Wirtschaftswachstum einbezogen werden und die Größe der Banken im Verhältnis zur Weltwirtschaft genauer erfasst werden. Eine Überarbeitung der Berechnungsmethode für diese Koeffizienten werde zu einer Verringerung der für die Einstufung bedeutsamen Punktezahl (Score) führen. Dadurch würde der von den Banken verlangte zusätzliche Kapitalpuffer sinken. Die Fed hatte die Koeffizienten, die sich auf die Größe, Vernetzung, Komplexität und die grenzüberschreitenden Aktivitäten einer Bank beziehen, damals auf Basis von Daten aus den Jahren 2012 bis 2013 festgelegt.

In den USA werden derzeit JP Morgan, Citigroup, Bank of America, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley sowie BNY Mellon und State Street als global systemrelevant eingestuft. Die acht Institute lehnten eine Stellungnahme zu den Informationen ab oder reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Die Großbanken hatten bereits seit Jahren dafür getrommelt, dass die Aufsicht die geforderten zusätzlichen Kapitalpuffer verringere. Bislang hatten sie damit wenig Erfolg.

Wie hoch die Kapitaleinsparungen letztlich sein könnten, dürfte von den jeweiligen Geschäftsmodellen abhängen. Im ersten Quartal 2024 mussten die Banken aufgrund dieses Puffers nach Daten der Fed rund 230 Milliarden Dollar an Kapital vorhalten. Selbst eine kleine Änderung der Berechnungsmethode könnte daher eine erhebliche Erleichterung bedeuten. Nach Berechnungen von Reuters entspricht beispielsweise bei den beiden Großbanken JP Morgan und Bank of America ein Kapitalaufschlag von 0,5 Prozent jeweils mehr als acht Milliarden Dollar. Sollte dieser entfallen, könnte das freigesetzte Kapital beispielsweise über die Kreditvergabe wieder in die Wirtschaft eingebracht werden.

In einem veröffentlichten Brief an die Fed hatte JP Morgan im Januar geschrieben, die GSIBs der USA würden zusammen 59 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kapitalpuffer vorhalten, die allein auf das Wirtschaftswachstum zurückzuführen seien. Die Fed erwäge, bei der Berechnungsmethode das globale Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren zu berücksichtigen, sagten die Insider. Wie das genau geschehen solle, war nicht zu erfahren.

(Bericht von Pete Schroeder, Paritosh Bansal, Saeed Azhar, Tatiana Bautzer und Nupur Anand. Geschrieben von Frank Siebelt. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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