Insider - Israel und Ägypten beraten Kontrolle der Grenze des Gazastreifens

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- von Ahmed Mohammed Hassan und Maayan Lubell

Kairo (Reuters) - Im Rahmen der Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen beraten Vertreter von Israel und Ägypten über ein elektronisches Überwachsungssystem entlang der Grenze des Palästinenser-Gebietes zu Ägypten.

Ein solches System könnte es Insidern zufolge Israel ermöglichen, seine Truppen aus dem Grenzgebiet abzuziehen, wenn eine Waffenruhe vereinbart werde. Das erklärten zwei ägyptische und eine dritte mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ob israelische Truppen an der Grenze bleiben, ist einer der Streitpunkte, die einer Waffenruhe im Wege stehen. Sowohl die militante Palästinenser-Organisation Hamas als auch Ägypten lehnen eine Stationierung israelischer Truppen in dem schmalen Grenzstreifen ab, den Israel als Philadelphi-Korridor bezeichnet. Israel dementierte den Bericht über entsprechende Diskussionen.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erklärte, es sei eine "abolute Falschnachricht", dass Israel über einen Abzug aus dem Philadelphi-Korridor diskutiere. "Der Ministerpräsident besteht darauf, dass Israel im Philadelphi-Korridor bleibt. Er hat das Verhandlungsteam entsprechend angewiesen, dies dem US-Beauftragten diese Woche klargemacht und das Sicherheitskabinett diesbezüglich in der vergangenen Nacht auf den neusten Stand gebracht."

Israel befürchtet, dass der bewaffnete Teil der Hamas Waffen durch Tunnel aus Ägypten in den Gazastreifen schmuggeln könnte, sobald seine Soldaten den Korridor verlassen. Das könnte eine erneute Bewaffnung der Hamas und Bedrohung Israels ermöglichen. Ein Überwachungssystem könnte den Weg zur Waffenruhe ebnen, auch wenn es viele andere Hindernisse gibt. Über Diskussionen über eine solche Überwachung wurde bereits berichtet. Reuters zufolge beteiligt sich Israel daran im Rahmen der aktuellen Gespräche über eine Waffenruhe mit dem Ziel, seine Truppen aus dem Korridor abzuziehen.

INSIDER: SENSOREN AUF ÄGYPTISCHER SEITE GEGEN SCHMUGGEL

Der mit der Angelegenheit vertraute Insider sagte, dabei gehe es im Wesentlichen um Sensoren, die auf der ägyptischen Seite des Philadelphi-Korridors installiert werden sollen. "Die Idee besteht offensichtlich darin, Tunnel und alle anderen Wege aufzuspüren, über die sie versuchen könnten, Waffen oder Menschen in den Gazastreifen zu schmuggeln." Auf die Frage, ob dies für ein Abkommen über eine Waffenruhe wichtig wäre, weil es bedeuten würde, dass sich israelische Soldaten nicht mehr im Philadelphia-Korridor aufhalten müssten, antwortete der Insider: "Richtig." In den Verhandlungen geht es auch um die Freilassung der Geiseln, die die Hamas verschleppt hat.

Die beiden ägyptischen Informanten sagten, die israelischen Unterhändler hätten über ein hochmodernes Überwachungssystem gesprochen. Ägypten hätte nichts dagegen, wenn es von den USA unterstützt und finanziert würde. Allerdings würde Ägypten nichts akzeptieren, was die in einem früheren Friedensvertrag mit Israel festgelegte Grenzregelung ändern würde.

Bei einer Militärveranstaltung am Donnerstag hatte Netanjahu gesagt, er könne nur einem Abkommen zustimmen, das die israelische Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten bewahre. Er ließ jedoch offen, ob das bedeutet, dass dort israelische Truppen physisch präsent sein müssen. In Katar und Ägypten laufen derzeit Gespräche über ein Abkommen zur Unterbrechung der Kämpfe im Gazastreifen sowie die Freilassung der Geiseln. Das israelische Militär hatte seine Offensive im Oktober begonnen, nachdem die Hamas im Süden Israels nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln verschleppt hatte. Seither haben die israelischen Truppen nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 38.300 Palästinenser getötet.

Israel zufolge hat die Hamas unter der Grenze zu Ägypten verlaufende Tunnel zur Halbinsel Sinai für den Schmuggel von Waffen genutzt. Ägypten dagegen erklärt, es habe schon vor Jahren Tunnelnetze in den Gazastreifen zerstört und eine Pufferzone sowie Grenzbefestigungen errichtet. Israels Vormarsch in die Region um die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens Anfang Mai führte zur Schließung des dortigen Grenzübergangs zwischen Ägypten und dem Palästinenser-Gebiet. Ein massiver Rückgang der internationalen Hilfe für die palästinensische Bevölkerung ist die Folge.

(Bericht von: geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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